Kirche:Sternsinger gesucht

Lesezeit: 3 min

Die Sternsinger der Dachauer Pfarrei St. Jakob sind wieder unterwegs. (Foto: Toni Heigl)

Die Heiligen Drei Könige lassen sich vom Regen nicht die Freude nehmen und ziehen wieder durch die Straßen. Doch einige Pfarrverbände im Landkreis sorgen sich um Nachwuchs.

Von Lisa Nguyen, Dachau

Das ungemütliche Wetter scheint die Dachauer Sternsinger nicht zu kümmern. "Die Kinder marschieren mit viel Enthusiasmus durch den Regen", sagt Gudrun Beck, Gemeindereferentin im Pfarrverband Dachau-St. Jakob. Seit Dienstag verkleiden sich 23 Sternsinger für die Pfarrei als die drei Könige Caspar, Balthasar und Melchior. In kleinen Gruppen gehen sie von Haus zu Haus, singen ihre Lieder, und verteilen den Segensspruch "20 C+M+B 24", Jesus Christus segne dieses Haus. Über einen Besuch konnten sich bereits die Bewohner im Dachauer Seniorenheim Kursana freuen, während Oberbürgermeister Florian Hartmann und Landrat Stefan Löwl an diesem Freitag ein Ständchen erwartet.

Auch wenn die Freude der Dreikönigssänger trotz Wind, Kälte und Regen ungebrochen scheint, stellen sich einige Pfarrverbände zunehmend die Frage, wie sie in Zukunft ihre Sternsinger anwerben - besonders im Hinblick auf die zahlreichen Kirchenaustritte.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Generell sei es in St. Jakob nicht so schwierig gewesen, Sternsinger und -singerinnen zu finden, sagt Beck, betont aber: "Man merkt: Die Familien machen häufiger Urlaub in dieser Zeit". Das beobachtet auch Andrea Motzke, Gemeindereferentin im Pfarrverband Petershausen-Vierkirchen-Weichs. Immer mehr Menschen verreisten über die Winterferien, sagt sie. Das bekommen dann auch die Pfarreien zu spüren: "Es ist immer ein Ringen, es ist immer ein Schauen."

Der Pfarrverband versuche, Kinder über die Erstkommunion oder über die Religionslehrer an Schulen anzuwerben. Doch nicht immer haben die Anstrengungen Erfolg. In Obermarbach meldeten sich zum Beispiel jedes Jahr Freiwillige, erzählt Motzke. In Ortschaften wie Asbach gebe es hingegen keine Kinder, die im passenden Alter seien und mitmachen wollten.

Machen die Kinder einmal mit, wollen sie immer dabei sein

Motzke vermutet, dass die Teilnahme für viele neue Kinder eine Hürde sei- schließlich herrsche im Januar nicht immer das beste Wetter. Sie beobachtet aber auch: "Wenn die Kinder tatsächlich mitlaufen, haben die meisten einen Mordsspaß und möchten im nächsten Jahr wieder mitmachen."

In Petershausen haben sich heuer 33 Sternsinger gemeldet. Damit alles reibungslos verläuft, hat Andrea Motzke einen genauen Zeitplan aufgestellt: Am Freitag, Samstag und Sonntag ziehen die Kinder durch die Straßen, es gibt fünf Zeitfenster mit jeweils drei Stunden. Dabei versucht Motzke die Gruppen kleinzuhalten, um so möglichst viele Gruppen hinauszuschicken.

Von ähnlichen Problemen berichtet Michael Bartmann, Pfarrer und Leiter des Pfarrverbands Röhrmoos-Hebertshausen. Heuer laufen 120 bis 150 Kinder mit, doch einfach war die Suche nicht: "Es ist ein mühseliges Geschäft." Das Problem beschränke sich aber nicht nur auf die Sternsinger. Bereits beim Krippenspiel sei es schwierig gewesen, Freiwillige zu finden, sagt er.

Dass die Kinder in der ersten Januarwoche lieber im Urlaub sind, will Bartmann ihnen aber nicht verübeln. Stattdessen versucht er, sich über jedes Engagement zu freuen. Einen Trost gibt es in Hebertshausen noch: "Wir können uns den Luxus erlauben, von Haus zu Haus ziehen." Viele Pfarrgemeinden arbeiten inzwischen mit einer Anmeldeliste, bei der sich Haushalte eintragen können, falls sie einen Besuch von den Sternsingern haben wollen.

Spendenbereitschaft trotz Inflation hoch

Überrascht ist Bartmann auch über die Spendenbereitschaft der Menschen: "Diese ist nach wie vor riesengroß." Wie ist das möglich trotz Inflation und zahlreicher Krisen? Für Bartmann ist die Antwort klar: "Weil die Menschen ein offenes Herz haben und die Not in der Welt sehen." In diesem Jahr sammeln die Sternsinger Geld unter dem Motto "Gemeinsam für unsere Erde - in Amazonien und weltweit." Schwerpunkt ist dabei der Schutz des Regenwalds sowie der einheimischen Bevölkerung der südamerikanischen Länder Amazoniens.

Thema bleibt auch die schwarze Schminke im Gesicht des dunkelhäutigen Königs, das sogenannte Blackfacing. So sollen in der Steiermark zwei Haushalte den Sternsingern die Tür vor ihrer Nase zugeschlagen haben, weil kein Kind mit schwarz angemaltem Gesicht dabei gewesen war. Im Pfarrverband Indersdorf gebe das Blackfacing keinen Diskussionsstoff her, sagt Diakon Raimund Richter. Seit elf Jahren ist er in seinem Amt tätig und hat seither kein Kind mit schwarzer Farbe im Gesicht gesehen. Auch heuer unter den 45 Sternsingern nicht. "Es ist aber nicht so, dass wir das verboten hätten", sagt Richter. Die Kinder hätten von sich aus auf die Schminke verzichtet. "Ich finde es aber gut, dass es die Bereitschaft gibt, bei diesem Thema hinzuschauen", sagt Richter.

Auch im Pfarrverband Dachau-St. Jakob ist das Blackfacing laut Gudrun Beck kein Thema. Seit Jahren würden sich die Kinder nicht mehr schwarz anmalen. Beck vermutet dahinter eher pragmatische Gründe. Viele Kinder wüssten heute auch gar nichts mehr von dem Brauch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGeschichte
:Das gute Geschäft mit Süßem, Licht und Rausch

Die Dachauer Lebzelter beherrschen jahrhundertelang als Honig-Monopolisten die Stadt und das Umland. Sie sind vermögende Männer, produzieren sie doch neben Lebkuchen auch Kerzen und Alkohol. Die Moderne aber bringt ihren Untergang.

Von Alexandra Vettori

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: