Bauarbeiten in Sankt Jakob:"Lass es uns lieber entspannt, aber ordentlich machen"

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Das große Kreuz der Kirche Sankt Jakob liegt verhüllt auf dem Gerüstboden, der eingezogen wurde, um die Decke neu zu streichen. Bald wird es an seinen angestammten Platz zurückkehren können. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Januar ist die Dachauer Stadtpfarrkirche Sankt Jakob wegen Renovierungsmaßnahmen geschlossen - eigentlich bis Juli. Doch jetzt dauert es länger. Obwohl man mit den Arbeiten voll im Plan liegt.

Von Leonard Scharfenberg, Dachau

Vier Wochen wird es noch dauern, dann ist das Gerüst im Inneren der Dachauer Stadtpfarrkirche Sankt Jakob wieder abgebaut. Schließlich muss auf die vielen Details und Figuren geachtet werden. Im Chorraum sei schon wieder gute Sicht, berichtet Klaus Michael Höltershinken, Verwaltungsleiter der Pfarrgemeinde. Er sieht seine Kirche in diesen Tagen das erste Mal in neuem Glanz und erzählt, er erkenne sie kaum wieder. "Es sieht so lebendig aus hier drinnen." Die Decke der Kirche mit ihren grauen Stuckstrukturen ist neu gestrichen. "Zwischen schmutziger Decke und schmutzigem Stuck war hier vorher nur wenig Kontrast", sagt Höltershinken und lacht.

Mit dem Stand der Bauarbeiten sei er zufrieden. "Wir liegen gut im Plan", sagt Höltershinken, der sich um die Finanzen kümmert. Die Eröffnung der Kirche wird trotzdem länger auf sich warten lassen. Am 17. September sollen in Sankt Jakob wieder die Türen für die Öffentlichkeit offenstehen. Die Ankündigung, schon an Ostern einen Teil der Kirche wieder zugänglich zu machen, konnte nicht eingehalten werden. Grund seien die wiederholten Kälteperioden im Frühjahr gewesen, mit denen die Gemeinde in diesem Ausmaß nicht gerechnet hatte. "Uns ist buchstäblich die Farbe auf dem Pinsel gefroren", erzählt Höltershinken. Mittlerweile habe man die verlorene Zeit zwar wieder reingearbeitet, aber Ostern sei eben nicht mehr zu schaffen gewesen. "Dieser Termin war eh schon sehr knapp auf Kante genäht", erzählt der Verwaltungsleiter.

Deshalb ist auch die komplette Eröffnung nach hinten geschoben. Eigentlich sollten die ersten Gottesdienste schon wieder Ende Juli, also kurz vor den Sommerferien stattfinden. "Wenn wir richtig Druck machen würden, würden wir diesen Termin auch schaffen", versichert er. Aber nach dem Kälteschock im Frühjahr habe man dazu gelernt. Pfarrer Benjamin Gnan und er hätten sich geeinigt: "Lass es uns lieber entspannt, aber ordentlich machen", erzählt Höltershinken. Die Kirche verdiene es, dass man sich ihr mit genügend Zeit und Liebe zum Detail widme.

Nicht nur der Christus, auch viele der anderen Figuren sind während der Streicharbeiten mit Plastikfolie bedeckt worden. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Etwa vier Wochen wird es dauern das Gerüst im Inneren des 400 Jahre alten Gebäudes wieder abzubauen. Im Januar waren die Bauarbeiter sogar fünf Wochen damit beschäftigt, es zu errichten. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Bei der Errichtung der Gerüste musste genaustens darauf geachtet werde, keine der vielen Details, Figuren und Fresken zu beschädigen. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Jetzt erstrahlt die Decke in neuem Glanz. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Schon im Dezember vergangenen Jahres konnte man den neuen Anstrich an einer sogenannten Bemusterungsfläche begutachten. Hier lässt sich gut sehen, wie viel heller die neue Farbe ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehrkosten würden sich durch die Verspätung allerdings keine ergeben. Im Januar hatte die Gemeinde rund 625 000 Euro für die monatelangen Innenarbeiten veranschlagt. Zum Großteil sollen die Arbeiten aus den Ersparnissen der Gemeinde selbst bezahlt werden. Es wurden aber auch Spenden gesammelt.

Die zentrale Dachauer Kirche wird 2025 ihr 400-jähriges Bestehen feiern. Der erste Gottesdienst fand in Sankt Jakob am 31. Oktober 1625 statt. Innerhalb eines Jahres wurde das Bauwerk im Stil der Spätrenaissance errichtet. Damals war das Mauerwerk noch nicht gestrichen.

Gestrichen ist der Innenraum jetzt, doch es stehen noch viele kleinere Arbeiten an

Das hat die Gemeinde bei den Vorarbeiten zur Renovierung herausgefunden. Denn die Wahl der richtigen Farbe ist bei einer denkmalgeschützten Kirche keine einfache Entscheidung. Es müssen Schicht für Schicht die Farben abgetragen werden, um herauszufinden: Welche ist die originale Farbschicht? In diesem Fall gab es die nicht, man habe sich deshalb mit Ordinariat und Denkmalschutzbehörde auf eine besondere Kalkfarbe geeinigt. "Untechnisch beschrieben: ein gebrochenes Weiß", sagt Höltershinken.

Gestrichen ist das Innere der Kirche bereits größtenteils. Nachdem das Gerüst abgebaut ist, muss sie allerdings noch gründlich gereinigt werden. Auch stehen noch "schrecklich viele Kleinigkeiten" an, wie zum Beispiel Arbeiten an den vielen Heiligenfiguren und der Orgel. Bis September werden die Gottesdienste deshalb noch im gegenüberliegenden Pfarrheim stattfinden. Dann haben die Gemeindemitglieder, Ministranten und Kirchenmusiker wieder mehr Platz. Und - vor allem - ein neu strahlendes Gotteshaus.

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