Klassik mit Posaunen und Trompeten:Beaufortissimo

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Super-Power im Schloss ist beim jungen norddeutschen Ensemble "Salaputia Brass" im Dachauer Schloss angesagt. (Foto: Niels P. Jørgensen/Niels P. Jørgensen)

Das Blechbläser-Ensemble "Salaputia Brass" überzeugt bei seinem Auftritt im Dachauer Schloss mit raffinierten Arrangements und ausgefeilten Klängen. Bei der Lautstärke hätte es aber gerne weniger sein dürfen.

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Es war ein weiter Weg von der populären "Blechmusi" der Bierzelte bis zum anspruchsvollen "Brass" der Konzertsäle. Aber er hat sich gelohnt. Bei den Dachauer Schlosskonzerten waren es zunächst englische Ensembles, die etwa das 3. Brandenburgische Konzert von Bach auf ihren Trompeten und Posaunen so atemberaubend schnell spielten wie die Streicher, für die es Bach geschrieben hat. Jetzt aber kam ein junges Ensemble aus Norddeutschland mit einem thematisch gestalteten Programm in den Renaissance-Festsaal des Dachauer Schlosses. Dabei "gelingt ihnen der Spagat zwischen höchstem musikalischem Anspruch und unterhaltsamem Hörvergnügen", wie Salaputia Brass - so sein Name - selbst sagt.

Das versprochene Hörvergnügen wurde allerdings durch äußerste Lautstärke stark eingeschränkt. "Salaputia Brass" spielt anscheinend gerne in der Hamburger Elbphilharmonie und bei vorwiegend norddeutschen Musikfestivals vor großem Publikum. Weniger als tausend Zuhörer sollten es nicht sein. Da ist eventuell Super-Power angesagt. Aber in dem herrlichen, überdies akustisch hervorragenden Festsaal des Dachauer Schlosses war es zu viel.

Der Dämpfer sorgt für "unerhörte" Klänge

Doch das von A bis Z mit französischer Musik gestaltete Programm war vorzüglich. "Den Kern des 'Salaputia'-Repertoires bilden Originalkompositionen, die um effektvolle Arrangements ergänzt werden", war auf dem Programmzettel zu lesen. In Wirklichkeit waren an diesem Abend nur zwei Originalkompositionen zu hören, alles andere waren allerdings gekonnte, sehr effektvolle Arrangements.

Den Beginn machte die strahlende Fanfare, die Paul Dukas seiner Oper "La Peri" als Ouvertüre vorangestellt hat. Diese im äußersten Fortissimo vorgestellte Fanfare ist ein glänzendes Stück mit reizenden Harmonien, die im Klang der Blechbläser besonders gut wirken. Auch die zweite Originalkomposition war dieser Art. Es waren "Fanfares pour tous les temps" des bei uns kaum bekannten französischen Komponisten Georges Delerue, einem Schüler von Darius Milhaud. Delerue schrieb hauptsächlich Filmmusik, das Musiklexikon zählt 20 Kurz- und 40 Spielfilme auf. Er konnte also allerhand, und das hörte man auch seinen fantasievollen "Fanfares" an.

Die Arrangements von "Salaputia Brass" beziehen sich auf Musik der Renaissance (Suite aus "Danceries" von Claude Gervaise) und Barock ("Trois Marches" von Jean-Baptiste Lully) bis zu einem Orgelstück von César Franck, einem Klavierstück von Claude Debussy und "Sept Chansons" von Francis Poulenc. Alle Stücke waren klanglich ausgefeilt für ein modernes Ensemble gesetzt, das fünf Trompeten, Waldhorn und vier Posaunen bis hinunter zur großen Basstuba äußerst raffiniert einsetzt. Dabei werden mit abenteuerlichen Dämpfern wahrhaft "unerhörte" Klänge erzielt.

Satie im Blechbläser-Arrangement

Das "unterhaltsame Hörvergnügen" setzte überraschend mit Chansons von Erik Satie ein. Satie bringt man eher mit Ballettmusik für Jean Cocteau und Pablo Picasso in Verbindung, aber er hat auch 50 Stücke für Kabarett und Café-concert geschrieben vom Walzer bis zum Charleston - , die auch im Blechbläser-Arrangement gut anzuhören sind.

Als sich "Salaputia Brass" mit ihrem Arrangement "So ist Paris" alten Schlagern wie "C'est si bon", "Schau mich bitte nicht so an" und "Ganz Paris träumt von der Liebe" zuwandte, war man zum Schluss dann doch wieder der "Blechmusi" nahe. Das Publikum im Dachauer Schloss war jetzt begeistert, aber auch noch von der Zugabe, dem ruhigen Stück "La Nuit" von Jean Philippe Rameau in glänzendem Arrangement.

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