Dachau:Ein finanzielles Katastrophenjahr für Schausteller

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Vielleicht nächstes Jahr wieder: Der Dachauer Christkindlmarkt musste 2020 wegen Corona ausfallen. Hier ein Bild aus 2019. (Foto: Toni Heigl)

Nach dem Ausfall von Weihnachtsmärkten kämpfen viele Budenbetreiber ums Überleben - Auch die Rettungsschirme der Politik helfen nur bedingt.

Von Daniel Beckord, Dachau

Der Dachauer Christkindlmarkt wäre normalerweise an diesem Mittwoch, 23. Dezember, zu Ende gegangen. Doch Corona machte dem Dachauer und sämtlichen anderen Weihnachtsmärkten einen Strich durch die Rechnung. Während Dachauer Stammgäste den Ausfall mit der Hoffnung auf den Christkindlmarkt im nächsten Jahr vielleicht verkraften können, kämpfen Betreiber von Glühwein-, Maroni oder Bratwurstbuden in der Corona-Kirse ums Überleben. Die Lage sei "problematisch", sagt Christian Neumann, Vorstand des "I.G. Christkindlmarkt Dachau e.V.", der sich mit dem Verein um die alljährliche Organisation des Weihnachtsmarktes vor dem Rathaus in der Große Kreisstadt kümmert. Einer, der unter der Belastung leidet, ist Christian Hefele, der Besitzer der Schmankerl-Hütte und der Crêpes-Hütte. Durch die Absage des Dachauer Weihnachtsmarktes fällt seine Haupteinnahmequelle weg und das nach dem sowieso schon entbehrungsreichen Jahr.

So wie ihm erging es in den vergangenen Monaten allen seiner Schausteller-Kollegen. Viele müssen sich Nebenjobs suchen, um die eignen Lebenserhaltungskosten decken zu können. Die Branche hat finanzielles Katastrophenjahr hinter sich: das abgesagte Dachauer Volksfest, das ausgefallene Oktoberfest und schließlich das Verbot der Weihnachtsmärkte.

"Mir fehlen einfach die Kunden"

Familie Sennefelder ist Jahrzehnten im Schaustellergewerbe und eigentlich jährlich am Dachauer Weihnachtsmarkt mit einer Imbissbude und der Süßwarenhütte vertreten. Die Sennefelders sehen die getroffenen Maßnahmen als nötig an, dennoch herrscht bei ihnen Unverständnis über das Regel-Wirrwarr. Während der Markt abgesagt werden musste, konnten zuletzt in der Zeit des Lockdown-Lights dennoch viele Stände Glühwein ausschenken und dass trotz großer Trauben von Menschen, die sich vor solchen Orten versammelten.

Am schlimmsten ist für viele Schausteller allerdings der fehlende Kundenkontakt. Der Schaustellerberuf, das ist nicht nur Verkauf. Auch der herzlich zwischenmenschliche Kontakt mit den Besuchern solcher Feste macht das Schaustellerdasein aus. "Mir fehlen einfach die Kunden", sagt Marianne Sennefelder und diese Last könne auch kein Corona-Hilfspaket lindern. Daher wurde auch die Idee eines virtuellen Weihnachtsmarktes abgelehnt. In der Tat ist es schwer vorstellbar, wie auf digitaler Ebene die weihnachtliche Stimmung auch aufkommen sollte. Christian Neumann meint dazu "Man braucht Nähe" und gerade diese Geselligkeit könne nun mal ein virtueller Markt nicht bieten.

Hoffnungsvolle Nachricht

Dabei erhielten die Schausteller eine hoffnungsvolle Nachricht aus dem Bundesfinanzministerium: Die für November bereitgestellte Wirtschaftshilfe wurde bis Ende Dezember verlängert. Der Dachauer SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi war einer derjenigen, die sich im Bundestag für eine Verlängerung der Corona-Hilfe über den November hinaus stark gemacht hatten. "Wir haben in den vergangenen Wochen insbesondere auf die schwierige Situation in der Schaustellerbranche hingewiesen und in einem Schreiben an unseren Finanzminister Olaf Scholz zum Ausdruck gebracht", sagte er. Ein notwendiger Schritt für die Betreiber von Weihnachtsmärkten, da für viele Schausteller die Hauptgeschäftszeit erst im Dezember mit der Öffnung der Märkte beginnt. Mit der finanziellen Hilfe dürfen allerdings nur betriebliche Ausgaben gedeckt werden, weswegen viele Schausteller dennoch nicht positiv in die Zukunft blicken können. Der Stadt Dachau sind für eine finanzielle Unterstützung der Schausteller die Hände gebunden. Kommunen seien dazu nicht berechtigt, so Stadtkämmerer Thomas Ernst.

Eine unangenehme Folge der wirtschaftlichen Hilfen ist die zum Teil negative Reaktion der Bevölkerung gegenüber Schaustellern. Einige werden mit der Behauptung konfrontiert, dass das finanzielle Hilfspaket ein Geschenk sei, auf dem man sich ausruhen könne. Eine Reaktion, die die tatsächliche Situation der Budenbesitzer verkennt.

Allerdings wächst mit den Nachrichten über eine baldige Impfung gegen das Coronavirus die Hoffnung auf das nächste Jahr und der Rückkehr zur Normalität. Der Verein "I.G. Christkindlmarkt Dachau e.V." steht daher schon in den Startlöchern und plant fest mit dem Weihnachtsmarkt 2021.

© SZ vom 22.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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