Dachau:Rock'n'Roll im Kinderhaus

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Gute Nachrichten für Dachaus Musikszene: Die Stadträte wollen Bandübungsräume im Keller unter dem Krippengebäude auf dem alten Feuerwehrgelände einrichten.

Walter Gierlich

Vor vier Wochen hatte Architekt Richard Schwarz im Bauausschuss des Stadtrats eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, wie auf dem Gelände des alten Feuerwehrhauses ein Neubau mit fünf Krippen- und einer Kindergartengruppe untergebracht werden könnte. In der Sitzung am Dienstag nun sollte es in erster Linie um Planungsdetails und eine Kostenschätzung gehen. Doch am Ende stand eine faustdicke Überraschung: Das Gebäude soll voll unterkellert werden, die unterirdischen Räume sollen Bands zum Üben zur Verfügung gestellt werden. Zahlreiche Musikgruppen proben derzeit in Übungsräumen in der ehemaligen MD-Papierfabrik. "Doch die sind irgendwann nicht mehr nutzbar", sagte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU).

Das alte Feuerwehrhaus wird abgerissen, dort entstehen fünf Krippen- und eine Kindergartengruppe sowie Bandübungsräume im Keller. (Foto: npj)

Der Neubau soll bis zum Sommer 2013 stehen, weil dann der Mietvertrag mit dem Landkreis für Pavillons auf dem Gelände der früheren Realschule ausläuft, in denen untergebracht im November provisorisch drei Krippengruppen einziehen werden. Betreuungsplätze für Kleinkinder werden dringend benötigt, denn bei der Einschreibung im Frühjahr landeten 85 Mädchen und Buben im Alter bis zu drei Jahren auf der Warteliste. Als Architekt Schwarz sein Konzept im September vorgestellt hatte, forderte der Bauausschuss eine Prüfung, wie viel mehr eine Unterkellerung kosten würde.

Das Ergebnis legte der Planer nun vor: Die Gesamtkosten für das Kinderhaus lägen bei knapp über drei Millionen Euro. Ein Keller unter dem gesamten Gebäude käme gegenüber einer Teilunterkellerung nach Schätzung des Architekten lediglich um 150 000 Euro teurer - "ohne jeglichen Ausbau", wie er nachdrücklich betonte. Werde mehr gefordert, stiegen natürlich die Kosten, sagte er weiter.

Doch angesichts der überschaubaren Summe machte sich SPD-Stadtrat Günter Heinritz für eine Vollunterkellerung stark. OB Bürgel brachte die Übungsräume für Musikgruppen ins Spiel. "Wenn ich denke, was wir schon an Miete für Übungsräume gezahlt haben", sinnierte er angesichts der drohenden Raumnot, wenn das MD-Areal in den nächsten Jahren wegfalle. Für die Dachauer Musikszene, die sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt habe, wäre das nach Ansicht Bürgels ein Katastrophe: "Es wäre schade, wenn sie jetzt wieder zersplittert." Der Standort sei gut, zumal abends niemand die Krippen- und Kindergartenräume nutze. Der CSU-Fraktionschef Christian Stangl stellte kurz und knapp fest: "Wenn wir Bandübungsräume wollen, brauchen wir den Keller. Die Kostenfrage relativiert sich dann."

Man brauche Lärmschutz, Stromleitungen und wohl auch höhere Räume, sagte dazu Planer Schwarz. Da komme man "in eine ganz andere Größenordnung", versuchte der Architekt die aufkommende Euphorie zu bremsen.Doch gelang ihm das ebenso wenig wie CSU-Stadtrat Erwin Zehrer, der sich klar gegen eine Unterkellerung des Gebäudes aussprach. Er räumte ein, dass die CSU in dieser Frage gespalten sei und brachte einen potentiellen Neubau des Jugendzentrums Dachau-Ost als Standort für Übungsräume in die Diskussion, stieß damit jedoch bei Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) auf Widerstand: Man dürfe die Bandübungsräume nicht allein mit Jugend in Verbindung bringen: In den alten MD-Fabrikgebäuden übten Musiker von 17 bis 60 Jahren. Gegen Zehrers Stimme wurde beschlossen, einen Keller mit niedrigem Ausbauzustand zu errichten.

© SZ vom 27.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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