Ernte im Landkreis Dachau:"Der Regen war die Rettung"

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Als eine der ersten Getreidesorten wurde wie immer der Raps im Landkreis gedroschen, hier auf einem Feld bei Schwabhausen. (Foto: N.P. Jørgensen)

Nach wochenlanger Trockenheit im Frühjahr hatten die Bauern im Dachauer Land schon mit einer katastrophalen Ernte gerechnet. Dank verstärktem Niederschlag konnten Getreide, Mais, Kartoffeln und Beeren aber doch noch gut gedeihen. Nur die Preise bleiben mickrig.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Im Juni dieses Jahres kam er endlich, der langersehnte Regen. Er fiel nicht stark, aber kontinuierlich. Für die Bauern im Landkreis, das weiß man inzwischen, war er die Erlösung. Er wendete die befürchtete Missernte gerade noch einmal ab. Inzwischen ist das Getreide geerntet. "Im Großen und Ganzen haben wir eine gute Ernte eingefahren, das gilt für alle Früchte", bilanziert der Dachauer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Anton Kreitmair. Der Regen kam spät, aber gerade noch rechtzeitig.

Eine turbulente Hauptsaison für die Bauern nimmt damit ein versöhnliches Ende. Das Stroh auf den Feldern ist inzwischen zu Ballen gepresst und eingelagert, die Stoppelfelder sind geackert, das Korn liegt getrocknet und gelüftet in den Silos und wartet darauf, zu den Mühlen gebracht zu werden. Für die Bauern ist dies umso beruhigender, weil die Prognosen im Frühjahr so düster waren. Wochenlang wollte es keinen Tropfen regnen, im Mai gab es Frostnächte, die Getreidepflanzen sahen klein und dürr aus, weshalb die Bauern eine Missernte bislang unbekannten Ausmaßes befürchteten. Dann fiel der Regen. "Er war die Rettung", sagt der Karlsfelder Landwirt Wolfgang Offenbeck. "Wäre er nur eine Woche später gekommen, wären viele Schäden nicht mehr kompensierbar gewesen."

"Es ist eine ordentliche Durchschnittsernte"

In anderen Regionen Bayerns hat es die Landwirte schlimm erwischt. In Nordbayern, wo es deutlich trockener geblieben ist, beklagen die Bauern massive Schäden besonders bei der Wintergerste, teilweise wurde dort das Futter knapp, weil der erste Grasschnitt dort sehr dürftig ausfiel. "Unsere Landwirte werden sich auch in Zukunft auf Extremwetterlagen wie Starkregen vor allem im Süden und Trockenheit besonders im Norden Bayerns einstellen müssen", resümierte im Juli die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Im Kreis Dachau kamen die Landwirte im Vergleich glimpflich davon. Die diesjährige Ernte ist laut Offenbeck besser gelaufen als die der beiden vergangenen Jahre, als Hitze, Trockenheit und vereinzelt Hagelschauer großen Schaden anrichteten. "Wir sind zufrieden. Es ist eine ordentliche Durchschnittsernte", sagt Offenbeck. Schließlich habe das dritte Dürrejahr in Folge gedroht.

Das Getreide, das die Landwirte Anfang August in Akkordarbeit gedroschen haben, hat nun eine passable Qualität. Auf den Höfen wird es gereinigt, gesiebt und anschließend in die Kornsilos gepumpt. Dort kühlen, trocknen und belüften es die Landwirte, bevor sie es beispielsweise zur Würmmühle in Dachau oder nach Pfaffenhofen transportieren. Gute Aussichten gibt es auch beim Mais, der im Laufe des Septembers gehäckselt oder gedroschen wird. Die Pflanzen machen einen gesunden Eindruck, sind hochgewachsen, aber nicht dürr. Ohnehin kann der Mais Trockenheit und hohe Temperaturen im Vergleich zu anderen Kulturen relativ gut verkraften. Den größten Wasserbedarf hat die Pflanze während des sogenannten "Fahnenschiebens", wenn sich oben die Blüte ausbildet. Niederschläge hatte es da rechtzeitig wieder gegeben. "Der Mais wird eine gute Ernte liefern", sagt Offenbeck. Auch der Kartoffelbauer Martin Strobl aus Vierkirchen ist optimistisch. Bei der Ernte, die an diesem Montag begonnen hat und die bis Ende Oktober andauern wird, packt die ganze Familie mit an. Seine Kartoffeln werden zu Pommes oder Speisestärke verarbeitet oder als Speisekartoffeln verkauft. "Sie haben die Trockenheit einigermaßen gut überstanden. Wir rechnen mit einer durchschnittlichen Ernte", sagt Strobl.

Sorgen bereiten den Bauern die konstant niedrigen Preise

Sorgen bereiten den Bauern indes die konstant niedrigen Preise, die sie insbesondere für ihr Getreide bekommen. Vom Ansähen bis zum Verkauf vergehen ungezählte Arbeitsstunden von Mensch und Maschinen. 100 Kilo Winterweizen bringen derzeit lediglich zwischen 15 und 16,50 Euro. Alle Herstellungskosten zusammengenommen, so Offenbeck, zahle der Bauer somit drauf. "Vom Ackerbau allein kann ein Landwirt heute nicht mehr leben", beklagt er. Etwa 50 Prozent der Betriebsgewinne, so schätzt er, stammten mittlerweile aus den Flächenprämien der Europäischen Union. Die Landwirte müssten sich deshalb Nischen suchen, um Geld zu verdienen.

Offenbeck selbst betreibt in der Rothschwaige mit seiner Frau einen Beerengarten. Auch den Früchten setzten die kalten Nächte und die Trockenheit zu. "Die ersten zwei Erntewochen waren die schlechtesten der vergangenen 20 Jahre", sagt er. Doch auch für die Beeren kam der Niederschlag gerade noch rechtzeitig. Sie profitierten zuletzt von den nicht allzu extremen Temperaturen und regelmäßigem Regen. Rote Johannisbeeren, Heidelbeeren und Herbsthimbeeren werden gerade geerntet. Offenbeck sagt heute beruhigt: "Es ist ein sehr schönes, gutes Beerenjahr."

© SZ vom 25.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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