Landtagswahl im Landkreis Dachau:Johann Groß zieht in den Landtag ein

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Trotz seines Mandats versucht Johann Groß, so oft wie möglich seinem Sohn im Melkstand auszuhelfen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Freie-Wähler-Kandidat schafft es über die Liste ins bayerische Parlament. Dort vertreten künftig zwei Abgeordnete den Landkreis.

Von Alexandra Vettori, Bergkirchen

Der Landtagskandidat, auf den sich die Blicke der politisch Interessierten aus dem Landkreis Dachau am Dienstag richten, ist den ganzen Tag über anderweitig beschäftigt und telefonisch nicht erreichbar. Johann Groß, Direktkandidat der Freien Wähler und Landwirt, ist auf dem Feld, Mais silieren. Wer in der Landwirtschaft tätig ist, dessen Terminkalender bestimmen Wetter und Jahreszeit, Politik hin oder her.

In Zukunft wird Johann Groß aus Bergkirchen dennoch andere Prioritäten setzen müssen. Um kurz nach 17 Uhr am Dienstag stand fest: Er wird als zweiter Landtagsabgeordneter aus dem Dachauer Land in das Maximilianeum einziehen. CSU-Kandidat Bernhard Seidenath war schon am Wahlabend als direkt gewählter Abgeordneter fix, auf ihn waren die meisten Erststimmen im Stimmkreis Dachau entfallen. Klar ist nun auch: Die Dachauer Direktkandidaten der anderen Parteien haben den Einzug ins Maximilianeum verpasst.

Alle warten auf den letzten Stimmkreis in München

Die Auszählung der Zweitstimmen ist eine sehr komplexe Sache, das vorläufige amtliche Ergebnis gibt es erst, wenn alle Stimmkreise des Wahlkreises ausgezählt sind. Der Landkreis Dachau gehört zum Regierungsbezirk und Wahlkreis Oberbayern, und da fehlten bis zum späten Dienstagnachmittag noch einige Ergebnisse aus der Landeshauptstadt. "Das sind umfassende komplexe Zähllisten, die da gefüllt werden müssen", erklärte der stellvertretende Landeswahlleiter Karsten Köhne auf Nachfrage. Maßgeblich sind die Gesamtstimmen, also Erst- und Zweitstimmen. Die Freien Wähler werden künftig im Landtag 37 Sitze haben, abzüglich der schon auf Direktkandidaten entfallenen Mandate wird der Rest dann auf die Kandidaten mit den meisten Gesamtstimmen verteilt.

In Oberbayern stehen den Freien Wählern elf Sitze zu, abzüglich eines Direktmandats waren also noch zehn Sitze über die Liste, also unter Einbezug der Zweitstimmen, zu vergeben. Johann Groß stand auf der Oberbayernliste der FW zwar auf Platz 19, wegen seines starken Erststimmenergebnisses mit 14 770 Stimmen und den 8655 Zweitstimmen rückte er aber auf Rang sieben vor. Ganz überraschend war es nicht: Schon am Wahlabend war klar, dass die Freien Wähler künftig mehr Mandate haben würden, es gab also durchaus eine Chance für den Landwirt aus Bergkirchen.

Am späten Dienstagnachmittag ist der inoffizielle neue Landtagsabgeordnete immer noch unterwegs, die Presseanfragen nimmt seine Partei- und Gemeinderatskollegin Dagmar Wagner an. Gerade habe sie Johann Groß auf der Straße getroffen, er auf dem Traktor, "er ist mehr als überwältigt". Die Kreisvorsitzende der Freien Wähler Michaela Steiner ist vorsichtiger, das offizielle Ergebnis stehe noch aus. Nur so viel sagt sie, "Freude herrscht bei uns natürlich schon, das ist wirklich ein Novum für die Freien Wähler im Landkreis Dachau". Auch die Dachauer CSU gratulierte Groß. Seidenath und Landrat Stefan Löwl verschickten ihre Glückwünsche per Facebook.

Bis 2018 gab es drei Abgeordnete im Kreis Dachau

Bis 2018 hatte der Landkreis drei Landtagsabgeordnete, zwei von der CSU und einen von der SPD. Bei der damaligen Landtagswahl aber verloren CSU und SPD Stimmen, Martin Güll (SPD) verpasste den erneuten Einzug in den Landtag, für die CSU gab es nur noch ein Mandat.

Nun wird der 67-jährige Johann Groß, der am Wahlabend Geburtstag feierte, der zweite Mann sein, der den Landkreis im Landtag vertritt. Bisher war er nur in der Kommunalpolitik tätig. Seit 2002 sitzt er für die Freien Wähler im Gemeinderat Bergkirchen, seit 2008 auch im Dachauer Kreistag. Den landwirtschaftlichen Betrieb, 55 Milchkühe und Ackerbau, hat der Vater von vier Kindern schon vor fünf Jahren an einen Sohn übergeben, er arbeitet aber noch regelmäßig auf dem Hof mit.

Die Freien Wähler haben für Mittwoch eine Pressekonferenz angesetzt. Dann wird auch ihr künftiger Abgeordneter Johann Groß da sein. Der Mais ist jetzt ja im Silo.

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