KZ-Gedenkstätte Dachau:Gegen die Verachtung der anderen

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Mehr als 2700 Geistliche waren während des Zweiten Weltkrieges im Konzentrationslager Dachau eingesperrt. (Foto: Toni Heigl)

Ein Vortrag im Karmel Heilig Blut stellt Beispiele von im KZ eingesperrten Geistlichen vor und zeigt, was man heute noch von ihnen lernen kann.

Mehr als 2700 katholische, evangelische und weitere Geistliche aus rund 20 Nationen waren während des Zweiten Weltkrieges in den sogenannten "Pfaffenblocks" 26, 28 und 30 im Konzentrationslager in Dachau untergebracht. Am Donnerstag, 25. Mai, spricht Rüdiger Funiok, ehemaliger Professor der Hochschule für Philosophie München, in seinem Vortrag "Das KZ als Feuerprobe - die Erfahrungen der Häftlinge in den ,Pfaffenblocks' als aktuelle Botschaft gegen Hass und ideologische Trennung" darüber, was man heute noch von den Geistlichen lernen kann.

1940 wurde auch der polnische Jesuit Adam Kozlowiecki im Dachauer KZ eingesperrt. Im Herbst 1945 schrieb er seine Erfahrungen als "Lagertagebuch" nieder. Das Buch bietet wichtige Analysen zum - in Dachau erfundenen - System des gegenseitigen Fertigmachens. Kozlowiecki ging 1946 als Missionar nach Sambia, wurde später Kardinal und starb 2007 mit 96 Jahren - nicht ohne bei späteren Besuchen im KZ Dachau Versöhnung und gegenseitige Toleranz anzumahnen.

Ähnlich prominent war der deutsche Jesuit Otto Pies, der von 1941 bis März 1945 im KZ Dachau war. Wie war seine Haltung gegenüber den polnischen Mitbrüdern, die von den Gottesdiensten in der Kapelle von Block 26 ausgeschlossen waren? Bis zu seinem Tod 1960 war Pies wieder Novizenmeister und Autor damals verbreiteter Gebetsbücher. Auch Nico Rosts KZ-Tagebuch "Goethe in Dachau" ist aufschlussreich, um zu erfahren, was diesen niederländischen Kommunisten und Verehrer der deutschen Literatur durchhalten ließ.

Gegen Fake News hilft eine demokratische Diskurskultur

Alle drei haben der Verführung zum Verachten der anderen widerstanden. Heute stecken in Fake News und ideologischer Propaganda ähnliche Verführungen. Was kann uns, die wir ohne äußeren Druck in einer freien Welt leben, dagegen wappnen? Eine demokratische Diskurskultur, aufrichtige und reflektierte Wertebindungen, ein gelebter Universalismus, auch in der Kirche.

Der Vortrag findet im Karmel Heilig Blut Dachau, Alte Römerstraße 91, statt und beginnt um 19 Uhr. Veranstalter sind die Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau, Karmel Heilig Blut und die Evangelischen Versöhnungskirche.

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