Kommunalwahl in Dachau:Ein hoher Preis

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Die Wahlkampfallianz von SPD, Bündnis und Grüne hat ihren Preis. Und den zahlen die Grünen.

Kommentar von Helmut Zeller

Ein gemeinsamer Oberbürgermeisterkandidat Florian Hartmann (SPD) - diese Idee erschien der Wahlkampfallianz aus SPD, Grünen und Bündnis für Dachau bestechend. Und tatsächlich mindert dieser Zusammenschluss die Chancen des CSU-Bewerbers Peter Strauch. Doch diese Strategie hat ihren Preis, und den bezahlen die Grünen. Das zeigte sich bereits auf der Aufstellungsversammlung für die Stadtratsliste, die den Ortsverband in eine Krise gestürzt hat. Einen verdienten Stadtrat wie Thomas Kreß derartig abzuwatschen - das kennt man sonst eher aus anderen Parteien. Nicht von den Grünen, die in Dachau jedenfalls immer bemüht waren, Harmonie zu zeigen. Es mag daran liegen, dass manchem Mitglied das ausgeprägte Ego ihres Parteifreundes länger schon missfiel. Auch seine Reaktion auf die Niederlage war nicht gerade souverän - das scheint die Kritiker zu bestätigen, die meinen, dass Kreß gelegentlich seine Person vor die Sache zu stellen neigt.

Ungeachtet dessen aber bleibt es dabei: Stadtrat Kreß war der einzige Grünenpolitiker in Dachau, der bisher in Wahlen großartige Ergebnisse einfuhr - bei der Landtagswahl 2018 holte er knapp 16 Prozent für sich; die Partei kam auf mehr als 18 Prozent. Immerhin hätte Kreß - im allgemeinen Aufwind der Grünen - also gute Aussichten als Spitzenkandidat gehabt. Dass er sich in parteiinternen Gesprächen schließlich zum Verzicht bereit erklärte, dafür wurde er jetzt mit dem einem denkbar schlechten Listenplatz "belohnt". Diese Aktion war unnötig und gefährlich obendrein, denn sie gibt für den Wähler kein gutes Bild ab. Das sieht so aus: Die Grünen stehen hinter dem gemeinsamen Spitzenkandidaten und sind - als Folge davon - innerlich zerrissen.

Ohne ein eigenes Zugpferd im Wahlkampf muss die Partei, wie die Erfahrung lehrt, ohnehin bangen, ob sie ihre vier Mandate für den Stadtrat halten kann oder gar eines verlieren wird. Und dann stellt sich die Frage: Wie überhaupt kann eine im Bund derart erfolgreiche Partei auf einen eigenen OB-Kandidaten verzichten? In der Europawahl wurden die Grünen zweitstärkste Kraft in Bayern. Möglicherweise trauen die Dachauer Grünen ihrem eigenen Erfolg nicht - das wäre dann aber nicht das Parteiprofil, das Wählerstimmen anzieht. Dann bleibt die Frage: Wozu braucht man die Grünen in Dachau, wenn ihre politischen Ziele auch von einem Sozialdemokraten verfolgt werden? Das tut Hartmann, wie erklärt wurde. Gut möglich, dass die Grünen dem OB helfen, eine gefährliche Stichwahl zu verhindern - sie selbst aber haben schon verloren.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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