Kultur:Von vergesslichen Störchen und quakenden Fröschen

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Die kleinen und großen Sängerinnen und Sänger gehen auf der Bühne ganz in ihren Rollen auf. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Kinder- und Jugenchor der Pfarrei St. Peter beweist mit der Darbietung des Stücks "Das Zauberwort" ganz unverkrampft, wie viel Spaß gemeinsames Singen machen kann - und wie es Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt stärkt.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Was war da bloß im Pfarrheim von St. Peter los? Fremdartige Gestalten in bunten Gewändern rannten am vergangenen Sonntagnachmittag über die Flure. Eine trug einen riesigen Turban, der das Gesicht kaum noch erkennen ließ. Eine prachtvoll gekleidete junge Dame verschwand schnell hinter einer Tür. Ein weißbärtiger Würdenträger hatte sich hochkonzentriert in eine Ecke verzogen. Des Rätsels Lösung: Kinder- und Jugendchor der Pfarrei bereiteten sich auf ihren großen Auftritt vor. Unter der Leitung von Kirchenmusikerin Gabriele Schneider, die auch für Bühnenbild und Kostüme gesorgt hatte, hatten sie die Kinderoper "Das Zauberwort" von Josef Rheinberger (1839-1901) einstudiert. Das Libretto - frei nach dem Märchen "Kalif Storch" von Wilhelm Hauff - stammt von der Dichterin und Ehefrau Rheinbergers, Fanny von Hoffnaaß.

Das interessierte die Kids im vollbesetzten Pfarrsaal jedoch weniger. "Wann geht es endlich los?", fragten sie immer wieder und wurden mucksmäuschenstill, als der riesige Hofstaat des Kalifen von Bagdad an ihnen vorbei in Richtung Bühne zog - und der Herrscher endlich auf seinem pompösen Thron Platz genommen hatte. Dem Kalifen ist aber ziemlich langweilig, da können seine Untertanen noch so große Loblieder auf ihn singen. Deshalb greift er nur zu gerne zu, als ihm auf verschlungenen Wegen ein Zaubermittel angeboten wird, das ihn in jedes beliebige Tier verwandeln und wieder zurückverwandeln kann -vorausgesetzt, er kennt das magische Wort "Mutabor". Kalif und Großwesir denken lange nach, immer umschwirrt vom neugierigen Hofstaat. Schließlich entscheiden sie, dass sie mal eine Weile als Störche leben wollen. Gesagt, getan.

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Blöd nur, dass die zwei das Zauberwort vergessen haben. Nun müssen sie in Storchengestalt mit ansehen, wie der grässliche Mitra, der ihnen schon das Zauberpulver angedreht hat, sich selbst zum Kalifen ernennt und die Bewohner Bagdads schikaniert. Doch Hilfe naht in Gestalt einer Eule, die natürlich eine verzauberte Prinzessin ist. Sie weiß, wie sie alle wieder menschliche Gestalt annehmen können - und wie sie den Kalifen als Bräutigam gewinnen kann. Bis es soweit ist, wird auf und vor der Bühne gezaubert, gelacht, gesungen, getanzt und in einem hinreißenden Chor der Frösche gequakt und gehüpft, dass es nur so eine Freude ist. Kirchenmusikerin Schneider, die mit Beate Kremer gemeinsam die Klavierbegleitung übernommen hat, dirigiert das Geschehen von ihrem Instrument aus.

Die schon vor Vorstellungsbeginn gestellte Frage aus dem jugendlichen Publikum: "Wann gibt es was zu essen?" beantworten die jungen Darstellerinnen und Darsteller statt mit Worten mit Taten. In der Pause tänzeln sie mit Körben voller Erfrischungen durch den Zuschauerraum. Das alles fügt sich zu einem kleinen Sommermärchen zusammen: Im üppigen, orientalisch angehauchten Bühnenbild gehen die kleinen und größeren Sängerinnen und Sänger völlig in ihren Rollen auf, genießen so wie die Solistinnen Felicitas (Kalif), Greta (Großwesir) und Julia (Eule, Prinzessin) ihren Auftritt und zeigen ganz unverkrampft, wie viel Spaß gemeinsames Singen machen kann - und wie es Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt stärkt.

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