Dachau:"Freiraum" mit Hakenkreuzen und Hassparolen beschmiert

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  • Der linke Jugendtreff wurde schon öfter Opfer rechtsextremer Schmierereien und Drohungen.
  • Die Dachauer Polizei weist den Vorwurf der Jugendlichen zurück, dem Vorfall nicht nachgegangen zu sein.
  • Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung.

Von Gregor Schiegl, Dachau

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben bislang unbekannte Täter mit blauer Farbe die Außenfassade des Jugendtreffs "Freiraum" in Dachau mit Hakenkreuzen und rechtsgerichteten Parolen beschmiert. "Wir kriegen Euch Alle" sprühten sie an die Wand, "Anti-Zecken", sowie "Fuck Valentin", eine Beschimpfung, die sich gegen einen linken Ultra in Bremen richtet. Außerdem hinterließen die Täter Nazi-Chiffren wie "88" und "HH", beides Abkürzungen für "Heil Hitler" sowie den Schriftzug "NSDAP".

Die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle in München Aida geht davon aus, das erneut Neonazis den linken Jugendtreff attackiert haben. In der Vergangenheit hat es bereits einen Brandanschlag, Farbsprühereien und immer wieder Einschüchterungsversuche gegeben. Im Dezember 2013 war ein Paket mit einem Schweinherz abgelegt worden, versehen mit der Drohung "Letzte Warnung".

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Auch der seitliche Handlauf der Amperbrücke an der Ludwig-Thoma-Straße wurde in der Nacht auf Freitag mit zwei Hakenkreuzen und rechtsgerichteten Schriftzügen in blauer Farbe beschmiert. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geht deshalb von dem oder denselben Tätern aus. Sie ermittelt wegen Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung.

Polizei widerspricht Darstellung des "Freiraums"

In einer Pressemitteilung griff der "Freiraum" die Dachauer Polizei scharf an. Obwohl die Polizei bereits am Samstag über die Schmierereien am "Freiraum" informiert worden sei, habe sie es nicht mal für nötig gehalten, den Tatort selbst aufzusuchen. "Das ist falsch", sagte Polizeisprecher Michael Richter. Die Inspektion sei über eine anonymisierte E-Mail unterrichtet worden. Noch am selben Abend seien die Beamten zur Spurensicherung angerückt. Zu diesem Zeitpunkt seien die Schmierereien bereits übermalt gewesen. "Das macht uns die Arbeit auch nicht leichter", sagte Richter. Laut Freiraum wurden die Schmierereien erst übermalt, als die Polizei bekannt machte, dass diese keine Zeit habe, vorbeizukommen. Der Fall wurde sofort an die Kripo Fürstenfeldbruck und den Staatsschutz weitergeleitet. Die Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck hat die Ermittlungen aufgenommen und geht von einem Tatzusammenhang aus.

Hinweise werden unter der Rufnummer 08141 / 612-0 erbeten.

© SZ vom 12.08.2015 / gsl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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