Europawahl in Dachau:Was Europa für den Landkreis Dachau tut

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Eine Auswahl an Projekten im Landkreis, welche die EU fördert. (Foto: SZ-Grafik)

Auch auf kommunaler Ebene fördert die EU zahlreiche Projekte, auch im Landkreis Dachau. Die Bürger bekommen davon selten etwas mit.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Ein Geldregen geht seit Jahren auf den Landkreis Dachau nieder. Kommunen können mit Zuschüssen aus Brüssel in neue Kinderspielplätze oder Veranstaltungsräume investieren.

Die Gemeinde Odelzhausen etwa verwandelt die Glonninsel in eine Freizeitoase. Im Wirtshaus am Erdweg feiern Menschen jetzt in modernen Sälen Hochzeiten, Familien- und Betriebsfeste. Und auf Jugendplätzen im gesamten Landkreis können Kinder und Heranwachsende Basketball spielen, skaten oder klettern. Dass all dies möglich ist, daran hat die Europäische Union (EU) einen erheblichen Anteil.

Gäbe es die EU nicht, würde der Landkreis Dachau anders aussehen

Da ist zum Beispiel das EU-Maßnahmenprogramm Leader (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale, auf deutsch "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft"). Leader bezuschusst Projekte von Kommunen, Gruppen und Organisationen im Landkreis. Bis 2020 werden geschätzt 1,6 Millionen Euro aus Brüssel nach Dachau geflossen sein. In der vorangegangenen Förderperiode belief sich das Budget auf rund 1,9 Millionen Euro. Mit der notwendigen Co-Finanzierung (zumeist von den Kommunen) konnten 24 Projekte mit einem Gesamtwert von 3,8 Millionen Euro realisiert werden.

Die EU hat auch einen Teil der Mittel aus dem Leader-Programm in das Bruggerhaus in Bergkirchen gesteckt. Die Einrichtung beherbergt die Volkshochschule und eine integrative Anlaufstelle, für welche die EU zwischen 2015 und 2018 fast 64 000 Euro ausgegeben hat. Die gesamten Kosten belaufen sich auf rund 148 000 Euro. Als vor kurzem die Europaparlamentsabgeordnete Angelika Niebler (CSU) im Rahmen einer Tour durch den Landkreis das Bruggerhaus besuchte, freute sich Bürgermeister Simon Landmann (CSU) über die EU-Zuschüsse. Gleichwohl beklagte er die Schwierigkeiten bei der Antragstellung. "Der Aufwand sei enorm, die Bürokratie einfach zu kompliziert", heißt es in einer Pressemitteilung.

Das Landratsamt Dachau veröffentlicht anlässlich der Europawahl ein Landkarte

Dem EU-Apparat in Brüssel und Straßburg haftet häufig der Makel an, er erzeuge nichts als unsinnige Vorschriften und seine Vertreter seien zu weit weg von den Bürgern. Doch tatsächlich ist das nur die halbe Wahrheit. Die Menschen in den Städten und Gemeinden Europas profitieren ganz konkret durch Geld, das aus europäischen Töpfen den Weg in ihre Lebenswelt am Ort findet. Dieses fließt in Vereine, den Erhalt von Naturflächen, Bildungseinrichtungen oder öffentlichen Bürgerhäusern. Auch der Landkreis Dachau würde heute ohne die EU ganz anders dastehen.

Das Landratsamt um den europabegeisterten Landrat Stefan Löwl möchte diese positiven Effekte der europäischen Integration auf die Kommunen des Landkreises sichtbar machen. Die Wirtschaftsförderung des Landratsamtes hat anlässlich der Europawahl eine Liste etlicher "Leuchtturm-Projekte" zusammengetragen und auf einer Internetseite aufgelistet. Man kann dort zum Beispiel erfahren, dass die EU zwischen 2011 und 2017 rund 475 000 Euro für Jugendplätze in neun Gemeinden ausgegeben hat. Diese sind in den vergangenen Jahren zusammen entstanden und von Kindern und Jugendlichen mitgestaltet worden. Die Bandbreite reicht von Skateparks über Beachvolleyball-Felder, Basketball- und Streetsoccer-Plätze bis hin zu Dirt-Bike-Strecken und Klettermöglichkeiten. Die Karte des Landratsamtes listet auch das neue Jugendzentrum in Hebertshausen und den "Kultur- und Veranstaltungsraum" auf, die Brüssel mit rund 154 000 bezuschusst. Für die sozialpädagogische Betreuung von Flüchtlingen im Rahmen des Berufsintegrationsjahres hat der Landkreis zwischen 2015 und 2018 rund 325 000 Euro bekommen.

Was Europa für den Landkreis Dachau tut

Viele weitere Beispiele sind auf der Homepage des Landratsamtes zu finden. "Neben den allgemeinen Errungenschaften wie einer jahrzehntelangen Friedenszeit, Reise-, Arbeits- und Niederlassungsfreiheit sowie der Zollunion, in vielen Ländern mit dem Euro eine einheitliche Währung und jüngst der Wegfall der Roaming-Gebühren beim Telefonieren, wirkt die EU auch direkt vor Ort; also auch im Landkreis Dachau", heißt es in einer Pressemitteilung. In vielen Lebensbereichen wie Schule und Bildung, Familie und Soziales, Natur und Landwirtschaft, Wirtschaft, Freizeit und Heimat fördere die EU Projekte, meist finanziell, aber auch durch Kontakte oder Austauschmöglichkeiten.

Ein Paradebeispiel für die Co-Finanzierung von gemeindlichen Projekten durch die EU findet sich auf der Internetseite "What Europe does for me". Die Nutzer können dort einen Ort eingeben, anschließend zeigt die Suchmaschine von der EU mitfinanzierte Vorhaben in diesen Orten an. Dort findet man Informationen zur Glonninsel in Odelzhausen. Diese möchte die Gemeinde in ein "Freizeitparadies" verwandeln. Ein Rundweg soll über das Gelände führen. Wer dort entlang läuft, soll sich an einem von der Realschule Odelzhausen entworfenen Lehrpfad über die heimische Flora und Fauna informieren. Die Naherholungsfläche liegt direkt am Ortskern. Es ist eine Aufwertung für die ganze Gemeinde. Insgesamt lässt sich das die EU genau 163 348,51 Euro kosten, bei einer Gesamtinvestition von 420 188,33 Euro ist das ein stattlicher Betrag.

Einen Überblick zu von der EU-finanzierte Projekte im Landkreis gibt es unter dem Link www.landratsamt-dachau.de/landkreis-kultur-tourismus/landkreis/eu-foerderprojekte-im-landkreis.

© SZ vom 24.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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