Dachau:Ein Investor für das MD-Gelände

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Seit 2006 steht die Papierfabrik in Dachau leer. Nun aber tut sich etwas: Es gibt nicht nur einen neuen Eigentümer, auch ein Investor steht bereit.

Melanie Staudinger

Das leerstehende MD-Gelände inmitten der Stadt Dachau bekommt einen neuen Eigentümer. Das liegt jedoch weniger daran, dass der jetzige Besitzer, der finnische Myllykoski-Konzern, im kommenden Jahr endgültig vom ebenfalls aus Finnland stammenden Papiergiganten UPM übernommen wird.

Die Kaufverhandlungen für das knapp 17 Hektar große MD-Gelände mit einem Investor seien sehr weit fortgeschritten, sagt der Eigentümer Myllykoski.  (Foto: Toni Heigl)

Vielmehr bestätigte Karsten Bode, Director Business Development der Myllykoski Corporation, auf Nachfrage der SZ: "Wir führen direkte Gespräche mit einem Investor, die sehr weit fortgeschritten sind." Er sei optimistisch, dass sich der Kaufvertrag "relativ schnell" vor dem Notar abschließen lasse. Zuvor müssten noch die Details geklärt werden.

Wer besagter Investor ist, wollte Bode freilich nicht verraten. Der Interessent, so erklärte er, will aber das gesamte, knapp 17 Hektar große Areal erwerben, auf dem sich bis 2006 die Papierfabrik befand. Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) bestätigte, dass es ernstzunehmende Verhandlungen gebe. Man müsse diese Gespräche abwarten.

Nach Vorstellungen des Dachauer Stadtrats soll auf dem Gelände ein neuer Stadtteil entstehen, der Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur vereint. Anfang 2011 wird ein neues Gutachten vorgestellt werden, das endgültig darüber Auskunftgeben soll, wie viele Quadratmeter Gewerbe und Einzelhandel sich auf dem Areal vermarkten lassen.

Bode und Bürgel gehen davon aus, dass der jetzige Verkauf von Myllykoski an UPM vorerst keinerlei Auswirkungen auf die Industriebrache in Dachau haben wird. Das erklärte auch eine Unternehmenssprecherin von UPM.

Die Aufsichtsbehörden müssten der Transaktion - der Unternehmenswert von Myllykoski und der ebenfalls von UPM erworbenen Rhein Papier GmbH beläuft sich auf rund 900 Millionen Euro - erst noch zustimmen. Bis dies geschehen sei, bleibe Myllykoski unabhängig. "Unser Ziel ist, dass alles bis zum zweiten Quartal 2011 abgeschlossen ist", sagte die Sprecherin.

Der UPM-Konzern ist Europas größter Zeitungspapierhersteller. Um sich vom Papiermarkt unabhängiger zu machen, hat die Gruppe ihre Aktivitäten jüngst auf die Geschäftsfelder Energieversorgung und Baumaterialien erweitert - Immobiliengeschäfte zählen nicht dazu.

Das Unternehmen beschäftigt etwa 23 000 Mitarbeiter in 15 Ländern. Die deutschen Produktionsstätten liegen in Augsburg, Schongau, Schwedt und Dörpen. Im Jahr 2009 machte der Konzern einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro.

Gegen den Branchenriesen ist Myllykoski, ein Familienbetrieb, fast ein kleines Licht: Zum Konzern und der Tochtergesellschaft Rhein Papier GmbH gehören sieben Werke zur Papierherstellung in Deutschland, Finnland und den Vereinigten Staaten. Die deutschen Standorte befinden sich in Albbruck, Ettringen, Hürth und Plattling.

Das Werk in Dachau, das Myllykoski 1996 übernommen hatte, wurde 2006 geschlossen. 350 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz oder mussten nach Plattling umziehen. Das Unternehmen beschäftigt 2600 Mitarbeiter, 1900 davon in Deutschland. Die Produktionskapazität beträgt 2,8 Millionen Tonnen Papier pro Jahr.

UPM-Vorstandsvorsitzender Jussi Pesonen begründet den Kauf mit der "immer größeren Herausforderung", die die elektronischen Medien für die Druckbranche darstellen. "Zusammenschlüsse und eine Rationalisierung der Produktion sind für die Zukunft des gesamten Industriezweigs in Europa notwendig."

© SZ vom 28.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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