Kunst als Chance, eigene Ideen zu entwickeln und mit großer Freiheit gestalterisch umzusetzen: Diese Möglichkeit bietet das Josef-Effner-Gymnasium in Dachau alljährlich den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe in Kursen und Seminaren. Sie konnten sich auch heuer wieder in drei Projektgruppen theoretisch und praktisch mit Fragen künstlerischen Ausdrucks befassen; die Ergebnisse wurden nun in der Schulaula vorgestellt.
"Räume in der Kunst" war das Seminar überschrieben, das Oliver Winheim, einer von fünf Kunstlehrern an der Schule, geleitet hat. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen beschäftigten sich zunächst mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen Bereichen der Bildenden Kunst, der Fotografie oder der Architektur. Aus dieser Annäherung an die künstlerische Position einzelner Vorbilder entstanden über Recherche, erste Skizzen oder den Bau von Modellen eigene Werke. Dabei stand es jedem frei, sein Vorbild selbst zu wählen und sich in der eigenen Arbeit zwischen starker Annäherung an dessen Werk oder weitgehender gestalterischer Freiheit zu entscheiden.
"Wir haben uns selbst Freiräume geschaffen, wir sind ausgebrochen"
So hat sich etwa Elina Muhlack von Arbeiten des Malers und Bühnenbildners Ben Willikens Anregungen für ein eigenes, die Kälte eines Krankenhauses ausstrahlendes Bild geholt und in ihrer schriftlichen Arbeit der Biografie des Künstlers nachgespürt - etwas, was sie für das Verständnis von Kunst ganz generell sensibilisiert hat. Marie Telek hingegen ließ sich vom Medienkünstler Peter Kogler inspirieren und schuf im Keller ihres Elternhauses ein großformatiges, überwiegend in Grautönen gehaltenes Acrylbild, das sie in der Schulaula auf eine Leinwand projizierte.
Großformatige Wandbilder für das Schulhaus sind das Ergebnis eines weiteren Seminars, das von Karin Kottmeir geleitet wurde. Die Arbeiten, die hier entstanden, könnten unterschiedlicher nicht sein. So hängt jetzt in der Schulaula eine bunte "Traumlandschaft", die Salena Jäger, Kassiani Lazaridis, Delia Perissinotto und Lina Sieber geschaffen haben. Sie hatten sich an Farben und Formen der Künstlerin Sarah Hughes orientiert und wollten sich mit ihrem Bild aus dem oft stressigen Schulalltag "wegträumen".
Bunt, bewegt und sehr fröhlich ist auch das Werk von Paula Blankenhagen, Julia Flaxl und Marlene Königer: "Malen nach Zahlen ist vorbei" nennt es sich. "Wir haben uns selbst Freiräume geschaffen, wir sind ausgebrochen", erklärt Julia Flaxl zum Inhalt des Bildes, in dem nur noch kleine Details, ein Bücherstapel etwa oder ein Federmäppchen, Schulalltag und Fremdbestimmtheit andeuten.
Um einen Gegenentwurf zur atmosphärischen Anmutung des Schulgebäudes ging es auch Serhat Denizer und Vincent Seitz. Bei der Gestaltung ihres Wandbilds setzten sie auf klare, große Farbflächen und architektonische Strenge, orientierten sich aber gleichzeitig an den "Schulfarben", in denen Türen und Fensterrahmen gestrichen sind, und ließen ihr "Ferienhaus" in strahlendem Gelb und den Himmel darüber in starkem Blau leuchten.
Auf strenge architektonische Strukturen setzten auch Isabelle Bartling und Luisa Mayer bei ihrer im Stil der Hard Edge-Malerei gehaltenen Arbeit "Aulafenster".
In einer dritten Projektgruppe bereitete Gerhard Amelang drei Schülerinnen in einem "Additum-Kurs" auf das Abitur vor. Hier entstanden "Fensterbilder", die den Blick auf Innen- und Außenräume frei geben.
Das Interesse an den Arbeiten der Schülerinnen und Schüler war groß - sicher auch deshalb, weil Eltern, Lehrer und Schüler sich endlich wieder frei fühlen durften, einander in einer großen Gruppe zu begegnen. Das empfand auch Schulleiter Peter Mareis so: "Es tut so gut", erklärte er in seiner Rede zur Vernissage, "dass Kunst endlich wieder ausgestellt und angeschaut werden kann". Mareis betonte die Rolle der Schule als Projektionsfläche für "Bildung und Wünsche, Sorgen und Freuden". Für die Beteiligten selbst bedeutet die Freiheit der Themen- und Gestaltungswahl eine Erfahrung, die laut Kunstlehrerin Karin Kottmeir "weit in andere Lebensbereiche fortwirken wird."