Dachau:Die Nacht der schnellen Babys

Lesezeit: 2 min

Die zwei werdenden Mütter aus dem Landkreis wollten keine Hausgeburt haben. Doch in der Nacht auf Mittwoch kam alles anders und es musste plötzlich schnell gehen.

Anna Schultes

Noch am Dienstag kannten sich Kerstin Brummer und Silke Misgaiski nicht. Jetzt verbindet die zwei Frauen aus Großinzemoos und Schwabhausen eine ganz besondere Geschichte. Mit nur einer Stunde Abstand brachten die beiden in der Nacht zum Mittwoch ihre Söhne Luis und Niklas auf die Welt: zu Hause im Bad.

Silke Misgaiski und Kerstin Brummer mit ihren Söhnen Niklas und Luis sowie Notarzt Klaus Bärtl. (Foto: www.joergensen.com)

Eigentlich wollte Kerstin Brummer am Dienstagabend gerade ins Bett gehen - da bekommt sie die ersten Wehen. "Das dauert noch, hab ich mir gedacht", erzählt die 34-Jährige. Um 3.15 Uhr bringt Klaus Brummer die dreijährige Tochter Lena in eine Decke gehüllt zur Oma nebenan.

Danach ist es schon zu spät, um sich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen. Bevor der Rettungswagen eintrifft, kommt Luis im heimischen Bad zur Welt. Sein Vater beweist auch in dieser außergewöhnlichen Situation Humor und begrüßt den Notarzt freundlich: "Sie sind zu spät."

Ungefähr zur gleichen Zeit legt sich Silke Misgaiski gerade in die Badewanne. Sie ist kurz vorher aufgewacht und hat die ersten Wehen. Auch sie ist sich sicher, dass sie noch etwas Zeit hat. Doch auch die 28-Jährige und ihr Mann Thomas Misgaiski kommen nicht mehr bis zum Auto.

Der 28-Jährige ruft noch schnell den Notarzt, wie seine Frau es ihm aufgetragen hat. Für den nächsten Anruf bei der Hebamme ist es schon zu spät. Thomas Migaiski muss erst einmal als Geburtshelfer einspringen. "Ich habe nur versucht, das Köpfchen zu halten, damit das Kind nicht auf den Boden fällt", erzählt er. "Man ist ja kein Fachmann." Für beide Familien kam eine Hausgeburt eigentlich nicht in Frage. Jetzt sind sie froh, dass alles gut gegangen ist.

Die Mütter können sich nun in Ruhe darüber austauschen, was ihnen passiert ist. Sie teilen nicht nur eine außergewöhnliche Nacht, sondern auch ein Zimmer im Krankenhaus. "Das ist alles ein sehr großer Zufall und wirklich nett", sagt Silke Misgaiski. Die 28-Jährige hat ebenfalls schon eine dreijährige Tochter.

"So etwas erlebt man nur einmal", sagt Notarzt Klaus Bärtl. Er und sein Team hatten gerade Kerstin Brummer und den kleinen Luis in die Klinik gebracht. Noch in der Notaufnahme bekam er die Nachricht: gleicher Fall in Schwabhausen. "Als erstes hab ich nach oben geschaut, ob Vollmond ist", sagt Bärtl und lacht.

Und wieder kommt der Notarzt zu spät: Auch Niklas hatte es eilig. Nicht für alle Beteiligten war die Nacht so turbulent. Lena und Larissa, die großen Schwestern der Neugeborenen, haben die Ereignisse in aller Ruhe verschlafen.

© SZ vom 14.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: