3G-Regel im Nahverkehr:"Lückenlose Kontrollen gehen im ÖPNV einfach nicht"

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Der ÖPNV beschränkt sich im Landkreis größtenteils auf den Regionalbusverkehr. Kontrollen finden dort nur stichprobenartig statt. (Foto: Toni Heigl)

Anders als in München gibt es im Landkreis Dachau kein Extra-Personal, um die Einhaltung der 3G-Regeln im öffentlichen Personennahverkehr zu überprüfen.

Von Katja Gerland, Dachau

Wer Bus oder Bahn fahren möchte, muss seit vergangenem Mittwoch genesen, geimpft oder getestet sein. Von der Regel befreit sind lediglich Schülerinnen und Schüler sowie Kinder unter sechs Jahren. Damit hat die 3-G-Regelung nun auch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erreicht. Zuständig für die Kontrollen im Landkreis Dachau ist der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), der den öffentlichen Nahverkehr in München und den acht umliegenden Verbundlandkreisen koordiniert. Im Landkreis Dachau laufen die Kontrollen jedoch anders ab als in der Landeshauptstadt.

In München hat es neben stichprobenartigen Kontrollen bereits am vergangenen Mittwoch eine groß angelegte Zugangskontrolle am ÖPNV-Knotenpunkt Karlsplatz gegeben. Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Münchner Verkehrsgesellschaft stellten sich dabei rund ein Dutzend Polizeibeamte im Zwischengeschoss der Haltestelle auf, um sich Fahrscheine und 3-G-Nachweise von Fahrgästen vorzeigen zu lassen. "In den Landkreisen funktioniert das tatsächlich etwas anders", sagt Franziska Hartmann, Pressesprecherin des MVV auf Nachfrage.

"Das kann die Polizei im Landkreis einfach nicht leisten"

Der ÖPNV besteht in Dachau und den weiteren Verbundlandkreisen zum Großteil aus dem Regionalbusverkehr. Dort sind wiederum keine Sperrkontrollen wie am Karlsplatz möglich. Schließlich seien Busse an den Haltestellen viel einfacher zugänglich, als das bei der U- und S-Bahn in München der Fall ist, erklärt Hartmann. Deshalb zeigen Fahrgäste im Landkreis ihren 3-G-Nachweis ausschließlich bei der Fahrscheinkontrolle vor. Busfahrerinnen und Busfahrer selbst sind nicht dafür zuständig, die neuen Regeln umzusetzen. "Die sind nicht da, um das Hausrecht auszuüben, sondern die Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen", sagt Hartmann.

Vom Hausrecht kann allerdings das Kontrollpersonal Gebrauch machen. Das bedeutet: Weist ein Fahrgast keine Impfung, Genesung oder einen Antigentest aus den vergangenen 24 Stunden nach, muss er seine Fahrt an der nächsten Haltestelle abbrechen und das Verkehrsmittel verlassen. Bußgelder verhängt hingegen ausschließlich die Polizei. "Wir arbeiten deshalb möglichst eng mit den Ordnungsbehörden zusammen", so die MVV-Pressesprecherin. Wenn nötig können Kontrolleure also auch die Polizei unterstützend hinzuziehen. Das sei auf dem Land jedoch deutlich schwieriger als in der Landeshauptstadt. Schließlich könne man hier nicht wie in München auf eine Streife an jeder Ecke zählen. "Das kann die Polizei im Landkreis einfach nicht leisten", so Hartmann.

Umso gelegener kommt es, dass deren Einsatz im Landkreis Dachau bisher noch nicht nötig gewesen ist, das geht zumindest aus einer Stellungnahme des MVV hervor. Dennoch ist laut Hartmann nicht auszuschließen, dass einige Fahrgäste ohne 3-G-Nachweis durch das Raster rutschen. Denn wer regelmäßig mit dem ÖPNV unterwegs ist, weiß auch: Kontrolleuren begegnet man in Bus und Bahn längst nicht bei jeder Fahrt. "Lückenlose Kontrollen gehen im ÖPNV aber einfach nicht", so Hartmann. Das bestätigt auch Sina Török, Pressesprecherin des Dachauer Landratsamts: Für die Kontrollen sei ausschließlich der MVV zuständig; "wir schicken kein gesondertes Personal durch die Busse". Auch in Zukunft wird es also bei den bisherigen stichprobenartigen Kontrollen im Landkreis Dachau bleiben.

Beim MVV ist man dennoch zuversichtlich, dass Fahrgäste die neue 3-G-Regel zum Großteil gut annehmen. "Natürlich merken wir alle, dass die Stimmung angespannter wird", sagt Hartmann. Die Erfahrung aus den vergangenen Monaten habe jedoch gezeigt, dass die meisten Menschen einsichtig auf Regeln zum Infektionsschutz reagieren. So wurde die Maskenpflicht im ÖPNV seit den Sommermonaten "mindestens zu 98 Prozent, meist an die hundert Prozent" eingehalten, so Franziska Hartmann. Aus dem Landkreis Dachau habe der MVV zuletzt jedenfalls keinen einzigen Verstoß gegen die Maskenpflicht übermittelt bekommen.

© SZ vom 30.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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