Stadtrat:Grüne Aussichten

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Eine Straße, viele Bäume: So wie in der Theodor-Heuss-Straße könnten zusätzliche Bäume am Straßenrand in Dachau für mehr Frischluft und weniger Staub sorgen, auch optisch macht die Allee eine gute Figur. Aber die Suche nach geeigneten Standorten ist schwierig. (Foto: Toni Heigl)

Die Dachauer SPD wünscht sich mehr Bäume in der Stadt und fordert von der Verwaltung ein geeignetes Konzept. Ein ähnlicher Vorstoß scheiterte im vergangenen Jahr im Stadtrat. Warum es diesmal allerdings klappen könnte.

Von Julia Putzger, Dachau

Eigentlich, findet die SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Keimerl, ist Dachau schon eine ziemlich grüne Stadt. Wenn man beispielsweise vom Schloss auf Dachau herab blicke, dann würden viele grüne Adern durch das Stadtgebiet ziehen. Doch trotzdem bedeute das nicht, dass man auf diesem Stand verharren müsse. In einem Stadtratsantrag fordert die Dachauer SPD deshalb "eine kontinuierliche Steigerung des Baumbestands auf öffentlichem Grund". Wie genau die Ergrünung funktionieren könnte, soll die städtische Verwaltung nach Wunsch der SPD in einem Konzept ausarbeiten. Ein ähnlicher Antrag des Bündnisses für Dachau war vor rund eineinhalb Jahren gescheitert.

Derzeit wachsen auf öffentlichen Flächen im Stadtgebiet - Waldflächen und private Bäume nicht miteingerechnet - rund 47 000 Bäume, informiert Stefan Tischer von der Abteilung Stadtgrün. 16 900 davon würden regelmäßig kontrolliert. 8850 der Bäume befinden sich direkt im Straßenbereich, die anderen zum Beispiel im Umfeld von Kindergärten, Schulen, Friedhöfen, Grünanlagen oder entlang von Gewässern. Diese Zahl sei seit Jahren ungefähr konstant, im Schnitt würden etwa 100 zusätzliche Bäume pro Jahr gepflanzt. "Größtenteils halten sich die Rodungen, die vor allem wegen der vielen Bauprojekte stattfinden, und die Nach- beziehungsweise Neupflanzungen in etwa die Waage", so Tischer.

Die SPD Dachau will den Klimaschutz in Zeiten von Corona nicht vergessen

Wenn man mehr Bäume pflanzen wolle, dann müsse man ein paar Dinge beachten, sagt der Experte: Einerseits seien mehr Bäume im Stadtgebiet durchaus sinnvoll - Tischer führt als Grund längere Hitzeperioden durch den Klimawandel und die höhere Lebensqualität grüner Straßen an, die für Frischluft und Staubbindung sorgen. Im Fokus müssten dann vor allem Straßenbäume stehen, da die Grünflächen bereits stark mit Bäumen bepflanzt seien. Andererseits ergeben sich dabei Einschränkungen: "Hier müsste aufwendig geprüft werden, in welchen Straßenabschnitten zusätzliche Bäume wegen der Funktion der Straße selbst und den vorhandenen Leitungen noch möglich sind", erklärt Tischer. Da das in der Planung und Umsetzung sehr aufwendig sei, ist es seiner Meinung nach umso wichtiger, bei neuen Erschließungsmaßnahmen "eine attraktive und ausreichende Begrünung von Anfang an" einzuplanen und umzusetzen. Als Beispiele dafür nennt Tischer das neu entstehende Gewerbegebiet auf dem früheren Seeber-Gelände oder Augustenfeld Mitte. Einen guten Überblick liefere zudem die Stadtklimaanalyse: Darin identifiziert Tischer vor allem die Altstadt und Bereiche nördlich davon, das Stadtgebiet Polln, das Gewerbegebiet Ost und Bereiche westlich und östlich der Münchner Straße als Stadtteile, in denen mehr Bäume wünschenswert wären.

Im Antrag begründet die SPD ihre Forderung nach mehr Bäumen ebenfalls mit der Aufgabe des Klimaschutzes. Auch in Zeiten der Corona-Krise müsse man sich auf kommunaler Ebene um dieses Thema kümmern und schrittweise die CO₂-Bilanz der Stadt verbessern. Es gehe um Maßnahmen mit Augenmaß, heißt es im Antrag. Fraktionschefin Christa Keimerl sagt dazu: "Wir wollen kleine Schritte machen, darüber hinaus haben wir aktuell noch nichts geplant."

In Hebertshausen gibt es bereits Baumpatenschaften

Anfang des Jahres 2019 stellte das Bündnis für Dachau einen ähnlichen Antrag, es sollten grundsätzlich mehr Bäume im Stadtgebiet gepflanzt und die Straßen dafür "systematisch auf Möglichkeiten zur Baumpflanzung überprüft" werden. Da Stadträte und Verwaltung sich an dieser Formulierung störten, wurde daraus nichts. Keimerl ist nun zuversichtlich, dass der Antrag ihrer Fraktion mehr erreichen kann. Denn einen zentralen Punkt habe es zuvor nicht gegeben: die Idee eines sogenannten Baum-Sponsorings. Demnach würde für jedes in Dachau neugeborene Kind, gegebenenfalls mit finanzieller Beteiligung der Eltern, ein Baum gepflanzt werden. So könne man die Dachauer aktiv in das Konzept einbinden, heißt es im Antrag.

In Hebertshausen ist die Baumpatenschaft für Neugeborene bereits Realität: Im Februar 2019 beschloss der Gemeinderat, einen Obstbaum für jeden neugeborenen Hebertshausener zu pflanzen. Bürgermeister Richard Reischl (CSU) erklärt, dass die Familien sich eine Obstsorte aussuchen können und der Baum dann während einer Aktion im Herbst in dem Ortsteil gepflanzt wird, in dem die Familie lebt. Am Baum wird außerdem ein Schild mit dem Namen des Kindes angebracht. So wurden 2019 schon knapp 50 neue Bäume gepflanzt, heuer werden es wieder mindestens 40 sein. "In fünf bis sechs Jahren haben wir dann schon 400 bis 500 neue Bäume", sagt Reischl stolz. Er verspricht sich viel von der Aktion: "Früher hatte jeder einen Obstgarten, aber heute sind die Grundstücke kleiner. So können wir nun die Flächen der Gemeinde sinnvoll nutzen und in Zukunft reiche Früchte pflücken. Das steigert die Wertschätzung für Lebensmittel, und außerdem ist es gut für die Artenvielfalt."

Auch im benachbarten Landkreis Fürstenfeldbruck hat man sich schon Gedanken um mehr Grün im Stadtbild gemacht: In Olching wurden vor rund einem Jahr beispielsweise Förderungen für das Pflanzen eines Baums beschlossen. Unter bestimmten Bedingungen - der Baum muss unter anderem einen Stammumfang von mindestens 16 Zentimetern haben - übernimmt die Stadt die Hälfte der Anschaffungskosten bis zu einem Maximalbetrag von 250 Euro pro Baum. Weniger kompliziert ging man in Germering vor, wo die Stadt selbst Bäume anschaffte und diese Privatpersonen dann zur kostenlosen Abholung an einem bestimmten Tag zur Verfügung stellte.

© SZ vom 28.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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