Workshop mit Künstlern:Jugendliche zeichnen Georg Scherers Leben in Graffitis nach

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Georg Scherer Ausstellung am ASV (Foto: Privates Archiv)

Der ASV Dachau will zusammen mit Jugendlichen die Geschichte des ehemaligen KZ-Häftlings Georg Scherer nachzeichnen.

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau

Der ASV Dachau, die Geschichtswerkstatt und der Outer Circle e.V. wollen in einem gemeinsamen Projekt die bewegende Lebensgeschichte des ehemaligen KZ-Häftlings und späteren ASV-Vorsitzenden Georg Scherer mit Graffitis nachzeichnen. Die Graffitikünstler rund um Johannes Wirthmüller von Outer Circle sollen dafür Jugendliche in einem Workshop Ende Juli in die Kunst des Sprayens und Style-Writings einweisen. Im Freiraum wird dann gemeinsam ausprobiert, gesprüht, kreativ gestaltet. Zuvor setzen sich die Teilnehmer gemeinsam mit Künstlern und Veranstaltern mit Georg Scherers Leben auseinander.

Mit den Jugendlichen wolle man nun einen anderen Zugang zu Scherers Leben erarbeiten, sich dessen Szenen künstlerisch nähern, sagt Silke Nörenberg, Pressesprecherin des Sportvereins. "Es könnte ein schöner Weg sein, um die jüngere Generation zu erreichen." Den Rahmen dafür bietet die Ausstellung des ASV, die Scherers Leben mit Text und Fotografien nacherzählt.

Szenen aus Georg Scherers Leben

Sie zeigt, wie Scherer, der 1906 geboren wurde, in armen Verhältnissen aufwuchs und im Jugendalter als ältester Sohn die Familie versorgen musste. Später solidarisierte er sich mit der Arbeiterbewegung und engagierte sich für den Sportverein, der damals ATSV Dachau hieß - Arbeiter-, Turn- und Sportverein Dachau. Die Nazis sperrten ihn als politischen Häftling 1935 in das KZ Dachau. Scherer kam 1941 frei und wurde nach dem Krieg von amerikanischen Besatzungstruppen als zweiter Bürgermeister der Stadt eingesetzt.

Statt die Jugendlichen durch die Ausstellung zu führen, wollen die Veranstalter des Graffiti-Workshops mit ihnen diskutieren und sie anregen, sich kreativ mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Teilnehmer sollen sich Szenen einprägen, die sie am Nachmittag auf dem Gelände des Freiraums in Graffiti umsetzen können. Entstanden ist die Idee zu dem Workshop durch einen Eintrag in das Gästebuch der Ausstellung. Ein Besucher hatte auf einem Foto der Ausstellung bemerkt, dass hier auf der Halle groß und in Leuchtschrift "Georg-Scherer-Halle" geschrieben stand, mittlerweile ist davon nur ein verblichener Schriftzug übrig geblieben, der kaum zu erkennen ist. Auf der Suche nach einer passenden Neugestaltung für diesen Schriftzug, entstand die Idee des Graffiti - modern, jung, zeitgemäß. "Es wäre ein großer Traum, wenn wir den Schriftzug irgendwann mal als Graffiti an die Halle sprühen könnten", sagt Silke Nörenberg. Mit dem Workshop hat das aber vorerst nichts zu tun. Hier sollen sich die Jugendlichen mit der Graffitikunst beschäftigen und die Grundzüge des Sprayens lernen. Auf das künstlerische Ergebnis ist man selbstverständlich trotzdem gespannt.

Georg Scherer war nach dem Krieg zweiter Bürgermeister und Vorsitzender des ASV Dachau. (Foto: ASV Dachau)

Der erste Graffiti- Workshop findet am 30. Juli von 10 bis 18 Uhr statt, der zweite am 7. August von 9 bis 18 Uhr. Die Teilnahme kostet fünf Euro, Verpflegung und Material ist inklusive. Interessierte ab 15 Jahren können sich per E-Mail an info@gedaechtnisbuch.org anmelden.

© SZ vom 23.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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