Einzelhandel:Nachfolger für "Garnliebe" gesucht

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Der Laden "Garnliebe" in der Konrad-Adenauer-Straße ist bereits geschlossen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Vor vier Jahren hat Nora Jasper das Wollgeschäft in der Dachauer Altstadt eröffnet. Jetzt möchte sie mehr Zeit für ihre Familie haben. Ihr Laden ist seit einigen Wochen geschlossen.

Von Anna Schwarz, Dachau

Bereits seit Anfang Juli ist der Laden "Garnliebe" in der Dachauer Altstadt geschlossen. Nun sucht Betreiberin Nora Jasper nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin. Die 44-jährige Münchnerin hat das Geschäft vor rund vier Jahren eröffnet, möchte sich aber jetzt komplett auf ihre Familie konzentrieren.

Früher hat sie als Projektmanagerin in einer Werbeagentur gearbeitet, träumte aber schon länger von einem eigenen Wollgeschäft: "Weil ich wahnsinnig gerne stricke und mich gerne darüber austausche", erzählt die Mutter eines Dreijährigen. Außerdem wollte sie damals dem hektischen Agenturalltag entfliehen. Das Ladenangebot in Dachau hat sie damals schließlich im Internet gefunden, schon zuvor befand sich in den Räumen ein Wollgeschäft, der "Cotton Club". Danach verkaufte auch Nora Jasper dort Garne; wichtig war ihr, dass bei deren Herstellung Menschen und Tiere gut behandelt werden.

Ladenbetreiberin Nora Jasper (l.) und Mitarbeiterin Hanna Mosel. (Foto: Privat)

Doch mit der Zeit habe sie immer wieder gemerkt, dass es ihr schwerfalle, Familie und Geschäft unter einen Hut zu bringen. Deshalb stellte sie zwei Verkäuferinnen an, merkte aber, dass sie einige Aufgaben nicht delegieren kann, wie etwa die Buchhaltung oder die Pflege des Facebook-Kanals. Zudem ist eine der Verkäuferinnen mit 85 Jahren vor Kurzem in Rente gegangen - was Nora Jasper in ihrer Entscheidung bestärkt hat, ihren Laden endgültig zu schließen.

Sie tue das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt sie: "Einerseits fällt viel Ballast weg und ich habe mehr Zeit, andererseits habe ich hier viel Liebe reingesteckt." Unter anderem hat sie sich den Ladennamen überlegt und gemeinsam mit einer Freundin ein Firmenlogo entwickelt.

Im kommenden Herbst oder Winter plant sie noch einen Ausverkauf ihrer Garn-Restbestände. Sie ist überzeugt davon, dass Stricken weiter im Trend liegt: "Für die meisten ist es Meditation oder Ablenkung." Heute gehe es aber nicht mehr darum, durch die Handarbeit günstige Kleidung herzustellen, vielmehr wollten die Strickbegeisterten etwas Schönes mit ihren Händen schaffen.

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Angeblich liegt das Problem vor allem im Haupthaus, die Filiale in der Dachauer Altstadt will das Unternehmen erhalten. Das Gebäude ist erst vor wenigen Jahren aufwendig umgebaut worden.

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Bereits Ende Juni hat ein weiteres Handarbeitsgeschäft in Dachau geschlossen: das "Tessuti" in der Frühlingstraße. Rund zwei Jahrzehnte lang wurden dort Stoffe, Garne und Kurzwaren verkauft.

Der 76-jährige Betreiber Gerth Külgen nennt mehrere Gründe für die Schließung: Zum einen möchte der Hausbesitzer die Räume sanieren, das Tessuti hätte in dieser Zeit schließen müssen - das wäre mit Verkaufseinbußen einhergegangen. Zum anderen habe sich das allgemeine Kaufverhalten geändert, immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher kauften im Internet, die Umsätze im Einzelhandel hätten sich reduziert. Das bekomme derzeit auch die Textil-Kaufhauskette Rübsamen zu spüren, sagt Külgen.

Vor Kurzem hat Rübsamen das Insolvenzverfahren eingeleitet. Laut dem Unternehmen liegt das Problem aber vor allem im Haupthaus, denn vor der Stammfiliale in der Augsburger Karolinenstraße wird seit drei Jahren gebaut, viele Kunden blieben seitdem aus. Die Filiale in der Dachauer Altstadt will das Unternehmen erhalten.

Wer sich als Nachfolger für die Ladenräume interessiert, kann sich an Nora Jasper wenden unter hallo@garnliebe.de .

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