Dachau:Abrissängste

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Das Nebengebäude der Greta-Fischer-Schule ist so marode, dass es womöglich neu gebaut werden muss. Dann müsste wohl auch das Volksfest-Areal verkleinert werden.

Wolfgang Eitler

Wegen der Baufälligkeit des Nebentrakts der Greta-Fischer-Schule könnte eine Debatte aufleben, welche die Stadt nicht will, denn sie tangierte das Areal des Volksfests. Der Landkreis als Schulaufwandsträger und Schulleiterin Gabriele Oswald-Kammerer hatten sich zunächst den Abriss des anscheinend maroden Gebäudes statt einer Sanierung gewünscht. Sie wollten ein Stockwerk aufbauen und auf diese Weise den Ganztagsschulbereich erheblich erweitern. Dazu müsste aber das Areal des Volksfestplatzes verkleinert werden. Jetzt liegt allerdings ein Entwurf vor, den Jörg Bögeholz, Leiter der Hochbauverwaltung am Landratsamt, als ideal bezeichnet. Fraglich ist nur, ob der Abriss nicht zwangsläufig erforderlich wird.

Rektorin Gabriele Oswald-Kammerer hätte nichts dagegen, wenn das baufällige und für den Unterricht inzwischen gesperrte Nebengebäude der Greta-Fischer-Schule abgerissen würde. (Foto: © joergensen.com)

Rektorin Oswald-Kammerer hat den Anfangsschock wegen der überraschenden Nachricht am Montagmorgen, dem ersten Schultag nach den Pfingstferien, dass der Nebentrakt baufällig sei, ziemlich gut weggesteckt. Am Dienstagmorgen lacht sie bereits wieder: "Das war schon ein fulminanter Start." Die Hochbauverwaltung des Landratsamts hatte die sofortige Sperrung des Gebäudes veranlasst, weil "die Bewehrung der Stahlbetonrippendecke im Erdgeschoss aufgrund Korrosion stark angegriffen ist". Deshalb stuft das Landratsamt "die Situation im einzigen, noch nicht sanierten Gebäudeteil des Förderzentrums als bedenklich" ein.

Bisher gingen Schulleitung und Landratsamt davon aus, dass der Nebentrakt als letzter der drei Baukörper der Greta-Fischer-Schule auf Geheiß der Stadt Dachau als Eigentümer des gesamten Areals nur saniert werden darf. Deshalb hatte das Lehrerkollegium gemeinsam mit der Hochbauverwaltung schon einen Fahrplan entworfen, wie die vier Klassen und die Fachräume, die dort untergebracht sind, im bereits sanierten Gebäudekomplex unterkommen können. Rektorin Oswald-Kammerer erzählt: "Wir haben das Protokoll rausgeholt und es sofort umgesetzt." Glücklicherweise hatten "die großen Schüler" (Kammerer) an diesem Montagnachmittag Sport- und Kunstunterricht. Der fiel aus und wurde durch ein tatkräftiges Schleppen von Banken, Stühle und Umzugskisten ersetzt. Jetzt muss der Bauhof des Landkreises nur noch die großen Teile holen. Außerdem kooperiert Oswald-Kammerer bei den nötigen Fachräumen mit der benachbarten Ludwig-Thoma-Mittelschule. Diese Vereinbarung haben am Dienstagmittag die beiden Schulen sowie Landkreis und Stadt getroffen.

Aber was wird nun aus dem Nebentrakt? Die Landkreisverwaltung will nicht einmal eine Prognose wagen, wann er jemals wieder zu beziehen ist. Wie geht es jetzt weiter? Die Rektorin sagt ganz offen, dass ihr ein Abriss einschließlich eines Neubaus am liebsten wäre: Denn dann könnte höher gebaut und dadurch mehr Platz für den Ganztagsbereich geschaffen werden. Platz, der dringend benötigt würde. Aber das bestehende Gebäude kann nicht aufgestockt worden. Die statische Begrenzung war schon vor der Prüfung durch die Hochbauverwaltung des Landkreises bekannt. Oswald-Kammerer kommt zu dem Schluss: "Jetzt stellt sich die Frage, ob man das Gebäude noch sanieren kann." Sie spricht von der "Schlüsselfrage".

In diesem Punkt widerspricht Jörg Bögeholz vom Kreisbauamt. "Wir haben ein sehr gutes Konzept für die Generalsanierung gefunden", für ein modernes, offenes Unterrichten. Bei einem Neubau sind seiner Ansicht nach erhebliche baurechtliche Probleme zu lösen, denn die Grundstücksgrenze endet an der Gebäudegrenze. Der Pausenhof müsste also bei einem Neubau erheblich beschnitten werden. Mit der Folge, dass für das Dachauer Volksfest im August die Flächen für die Schausteller und deren Wohnwägen verkleinert würden. Ein Neubau kollidiert somit mit dem traditionellen Standort für das Volksfest.

© SZ vom 13.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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