Sportevent:Dachauer Bergkriterium feiert Jubiläum

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Mit rasender Geschwindigkeit geht es seit 70 Jahren über das holprige Pflaster der Dachauer Altstadt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zum 70. Mal rasen am Dienstag hunderte Radfahrer durch die Dachauer Altstadt. Das traditionelle Radrennspektakel ist eng mit der Geschichte des Vereines Soli-Dachau e.V. verbunden - und von Höhen und Tiefen geprägt.

Von Elisabeth Klaushofer, Dachau

Der Startschuss für das Dachauer Bergkriterium ist erstmals im Jahr 1935 gefallen, nun findet das Radsportevent am Dienstag, 15. August, schon zum 70. Mal statt. Rund zweihundert Teilnehmer werden dazu erwartet, zudem rechnen die Organisatoren aus dem Verein Soli-Dachau e. V. mit bis zu 750 Schaulustigen. "Über die Jahre hinweg hat sich das Radrennen zu diesem Riesenevent entwickelt", sagt Renate Märtl-Balk, Vorsitzende des Vereines. Wie jedes Jahr werde das Radrennspektakel mit einem "Riesenaufwand" am Mariä Himmelfahrtstag ausgetragen.

Das charakteristische Datum zur Dachauer Volksfestzeit wurde allerdings erst 1946 beim ersten Bergkriterium nach dem Zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen vierjährigen Pause festgelegt. In der Chronik des Soli Vereins wird dieses erste Nachkriegsrennen als "Wiedergeburt" für das heutige Rennsportveranstaltung bezeichnet. Die eigentliche Geschichte des Dachauer Radrennens reicht aber bis ins Jahr 1935 in die Zeit des Nationalsozialismus zurück. Wie der Vereinschronik zu entnehmen ist, rief das erste Bergkriterium damals der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zusammen mit Münchner Vereinen ins Leben. Denn der 1906 gegründete Soli Verein - kurz für Solidarität - war aufgrund seines sozialistischen Hintergrunds von den Nazis verboten worden sei, so Märtl-Balk.

Soli Verein ist seit 1973 wieder Organisator

Bis 1952 blieb das Bergkriterium dann in der Hand des Soli-Dachau. Dem Geschichtseintrag zufolge haben "Querelen zwischen den Radsportverbänden" dann aber zu einem Ausschluss der Soli-Rennfahrer aus dem Rennsport geführt. Durch die Auseinandersetzungen hat sich ein Drittel der Mitglieder zu einem neuen Radverein, dem RC 52 Dachau, zusammengeschlossen. Stattgefunden habe aber das Rennen weiterhin, sagt Märtl-Balk. Fest steht auch, dass der Soli Verein erst 1973 wieder die Organisation des Rennsportevents übernahm. In diesem Jahr gründete Karl Weiß, der auch heute noch Vereinsmitglied ist, die Rennsportabteilung des Vereins.

Mittlerweile ist das Bergkriterium zu einem Fixpunkt im Dachauer Sportkalender geworden. Dafür setzen sich rund 80 Helferinnen und Helfer ehrenamtlich ein. Märtl-Balk nimmt aber durchaus Veränderungen wahr. Die Bereitschaft, solche Rennen zu stemmen, sei nicht mehr so da, sagt sie. "Da gibt es hohe Auflagen, die Vereine tun sich das nimmer an." Sie fühle sich von der Stadt Dachau aber gut unterstützt.

Der Trial Meister Andreas Strasser war bereits 2018 beim 67. Dachauer Bergkriterium zu Gast. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Auch die Kinder dürfen ihr Können beim Bergkriterium unter Beweis stellen, hier etwa beim Einsteigerrennen 2011. Strohballen sichern die gefährlichen Stellen entlang der Strecke ab. (Foto: Toni Heigl)

Anlässlich des 70. Jubiläums sorgen Märtl-Balk und ihre Helferinnen und Helfer für die Live-Bild-Übertragung des Radrennens und für musikalische Unterhaltung am Widerstandsplatz. Eingeladen ist auch der Pellheimer Andreas Strasser, zweimaliger deutscher Meister im Trial-Fahrradfahren und Vize-Weltmeister im Team. Der junge prominente Gast zeigt sein Können auf einem auf der Rathaus-Terrasse aufgebauten Hindernis-Parcours . Der Startschuss für das erste von sechs Rennen fällt am Dienstag um 12 Uhr. Um 12.50 Uhr starten dann junge Sportler. Dabei wird für die Oberbayerische Meisterschaft gewertet.

Märtl-Balk hofft darauf, dass alles gut gehen wird, vergangenes Jahr sei nämlich ein Radsportler wegen seines eigenen Fahrfehlers in einer engen Kurve auf dem Dachauer Kopfsteinpflaster ausgerutscht und hätte die dahinterfahrenden Wettkämpfer mitgerissen. "Gottseidank hatten wir Strohballen dort", sagt Märtl-Balk auf, "Da ist noch alles gut gegangen."

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