Erwachsenenbildung:"Wir helfen mit, Geflüchtete zu integrieren"

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Simone Kast-Frisch ist Vorsitzende der Volkshochschule Bergkirchen. (Foto: Privat)

Trotz Widerständen haben Simone Kastl-Frisch und ihre Mitstreiter vor 25 Jahren die Volkshochschule Bergkirchen gegründet. Wie schwer der Start war und auf welche Projekte sie besonders stolz ist.

Interview von Anna Schwarz, Bergkirchen

Sie stießen auch auf Widerstände, als sie die Volkshochschule (VHS) Bergkirchen vor 25 Jahren gründen wollten, doch Simone Kastl-Frisch und ihre Mitstreiter ließen sich nicht abhalten. Ihr VHS- Programm starteten sie mit rund 50 Veranstaltungen, mittlerweile sind es 140, wie die 62-Jährige aus Lauterbach erzählt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt darin, Geflüchtete in die Gesellschaft zu integrieren.

SZ: Wie kam es dazu, dass Sie vor 25 Jahren die VHS Bergkirchen mitgegründet haben?

Simone Kastl-Frisch: Damals ist die Erdweger VHS-Vorsitzende Eva Rehm bei einer politischen Veranstaltung auf meinen Mann Erich Frisch zugegangen und hat gemeint, dass Bergkirchen bisher noch ein weißer Fleck in der Bildungslandschaft ist. Ich habe zu dieser Zeit nicht gearbeitet, weil ich noch kleine Kinder hatte und war sofort begeistert davon, in Bergkirchen eine VHS aufzubauen - genauso ging es Anita Zacherl und Anita Hetzel, die ich durch meine Kinder kannte und mit ins Boot holte. Denn vor 25 Jahren musste man für viele Bildungsangebote noch durch den ganzen Landkreis fahren, weil es in Bergkirchen kaum welche gab.

Wie schwer war die Gründung der VHS?

Als wir unsere Idee dem Bergkirchner Gemeinderat vorstellten, gab es auch skeptische Stimmen, etwa vom damaligen Bürgermeister Hubert Huber. Der hatte gemeint, dass schon andere versucht hätten, eine VHS zu gründen und damit gescheitert sind. Der Deal mit ihm war dann, dass wir das erste Jahr ehrenamtlich arbeiten und keine Zuschüsse von der Gemeinde bekommen. Aber dann lief es echt gut, wir haben 50 Veranstaltungen in unserem ersten Programm angeboten und zwei Drittel davon konnten stattfinden. In den nächsten Jahren hat uns die Gemeinde dann immer finanziell und sachlich unterstützt.

Was waren die größten Projekte in den zweieinhalb Jahrzehnten?

Dazu gehört sicher das Jahr 2015, als viele Geflüchtete in den Landkreis kamen. Wir haben schnell reagiert und ehrenamtliche Sprachkurse organisiert. Uns ist es wichtig, mitzuhelfen, Geflüchtete in unsere Gesellschaft zu integrieren. Deswegen veranstalten wir zum Beispiel einen interkulturellen Asylchor, Kunstausstellungen und Musikworkshops mit Einheimischen und Geflüchteten. Außerdem haben wir das Projekt "Hörpfade" in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk gestartet, bei dem Kursteilnehmer Audios über die Ortsgeschichte produzieren. Ein Höhepunkt war auch das Konzert "Rock im Schloss" in Lauterbach mit einer Band aus Irland und 300 Besuchern - die Organisation war natürlich eine große logistische Herausforderung für uns.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre für die VHS ?

Für die Volkshochschule Bergkirchen wünsche ich mir, dass sie auch künftig von der Gemeinde so gut unterstützt wird, damit die Kurspreise sozialverträglich bleiben und neue Projekte verwirklicht werden können. Persönlich wünsche ich mir, dass ich mich ein bisschen zurückziehen kann, weil ich schon drei Enkelkinder habe und noch als Rechtspflegerin am Amtsgericht Dachau arbeite. Aber natürlich ist die VHS mein "Baby" - genauso wie für meine Kolleginnen Anita Zacherl und Anita Hetzel - und ich werde die VHS weiterhin unterstützen, vor allem im Kulturbereich.

Das 25-jährige Bestehen der VHS Bergkirchen wird am Sonntag, 17. September, ab 14 Uhr im Bruggerhaus Bergkirchen gefeiert. Dabei wird eine Bilderausstellung des Aquarellmalkurses eröffnet, um 16.20 Uhr werden Hörpfade präsentiert und ab 17.30 Uhr tritt der irische Sänger Ray O'Sullivan auf, außerdem gibt es ein Kinderprogramm.

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