Wirtschaft:Nachhaltiger Reinigungstrupp

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Seit Jahren machen sich das Ehepaar Elke und Wolfgang Pohl und ihre Mitarbeiterin Cristina Göhler (Mitte) Gedanken, wie die Gebäudereinigungsfirma nachhaltiger werden kann. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Sie verwenden weniger Putzmittel und sparen Plastik: Dafür wurde die Gebäudereinigungsfirma Pohl & Söhne vom Umweltministerium ausgezeichnet. Wolfgang Pohl sagt: Wer umweltfreundlich handelt, spart sich auch Geld.

Von Anna Schwarz, Bergkirchen

Wolfgang Pohl zieht die Dosierkappe aus dem flüssigen, roten Putzmittel, damit sollen seine Reinigungskräfte genau abmessen, wie viel Putzmittel sie brauchen. "Weniger ist mehr", sagt Unternehmer Wolfgang Pohl mit den grau melierten Haaren und schwarzer Brille im Besprechungsraum seiner Gebäudereinigungsfirma in Günding. Denn wenn man zu viel Putzmittel verwende, bilden sich Schlieren auf den Fliesen, außerdem fließe das Putzwasser ja später ins Grundwasser, sagt seine Frau Elke Pohl: "Wir wollen die Umwelt weniger belasten." Vor Kurzem wurde ihre Firma in den Umwelt- und Klimapakt Bayern des Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz aufgenommen: Eine Auszeichnung für Firmen, die "betrieblichen Umweltschutz über das Maß der gesetzlichen Vorgaben hinaus umsetzen", schreibt das Ministerium.

Bereits seit einigen Jahren machen sich das Ehepaar und ihre Mitarbeiterin Cristina Göhler Gedanken, wie das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern noch nachhaltiger werden kann, sagt Pohl: "Wir haben ja auch Kinder und die sollen einigermaßen gut weiterleben können. Wenn nicht jeder seinen Beitrag leistet, wird's schwierig", so der 52-Jährige. Im Einsatz sind seine Reinigungskräfte vor allem in Kindergärten, Schulen, Büros und Lagerhallen. Dort verwenden sie, wenn der Kunde einverstanden ist, ökologische Reinigungsmittel von regionalen Herstellern, etwa von der Firma Kiehl aus Odelzhausen. Die seien zwar teurer als beim Discounter, aber das mache nur einen kleinen Teil der Kosten aus, sagt Pohl. Seit Kurzem verwenden seine Mitarbeiter auch einen Reinigungsstein aus Lavastein, um Kalk oder Urinstein in Bädern zu entfernen. Das sei eine Alternative zu den "aggressiven Kalklösern", die immer noch auf dem Markt und schlecht fürs Grundwasser sind, sagt die 60-jährige Industriekauffrau Elke Pohl mit den blonden Locken.

Mit einer Dosierkappe sollen die Reinigungskräfte genau abmessen, wie viel Putzmittel sie brauchen, sagt Unternehmer Wolfgang Pohl. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Wenn man zu viel Reinigungsmittel verwendet, bilden sich Schlieren, außerdem belaste das Putzwasser später das Grundwasser, erklärt Elke Pohl. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zudem wollen sie den Plastikverbrauch der Firma reduzieren: "Wir versuchen jede Plastikflasche drei- bis viermal zu befüllen", dafür verwenden sie Putzmittel aus großen Kanistern, die seien im Einkauf auf die Menge gerechnet auch günstiger, so Pohl. Für ihn mache es auch wirtschaftlich Sinn, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Umweltfreundlich zu handeln, biete eben auch Einsparpotenzial, denn wer weniger Putzmittel verbraucht, muss auch weniger davon kaufen.

Auch ihre Kunden würden sie darauf hinweisen, wie es noch nachhaltiger geht, sagt Cristina Göler, die Beauftragte für das Qualitäts- und Umweltmanagementsystem in der Firma. Für Toiletten empfiehlt sie etwa sogenanntes "Tubeless-Toilettenpapier", also Klopapier ohne Papphülse in der Mitte, denn das sei ohnehin ein Wegwerfprodukt: "So passt auch mehr Toilettenpapier auf die Rolle." Auch beim Staubsauger könne der Stromverbrauch reduziert werden. "Früher hat man gedacht, dass ein Staubsauger 2000 Watt haben muss", sagt Pohl. Heute wisse man, dass auch 600 Watt reichen, um den Boden sauber zu bekommen. Gleichzeitig seien diese Sauger leiser, was wiederum das Gehör der Mitarbeiter schont.

"Es muss für uns natürlich auch irgendwo noch wirtschaftlich sein"

Für die Auszeichnung als Mitglied des Umwelt- und Klimapakts war jedoch entscheidend, dass die Gündinger Firma vor rund sechs Jahren ein Umweltmanagementsystem nach "DIN EN ISO 14001" eingeführt hat, schreibt das Umweltministerium. Kriterien dafür sind, dass das Unternehmen eine Umweltpolitik bestimmt, bedeutende Umweltaspekte überwacht und auch Mitarbeiter darin schult. Konkret bedeutet das, dass sich Wolfgang Pohl zum Beispiel anschaut, wie viel Reinigungsmittel in einem Jahr verwendet wurde, das mit dem Auftragsvolumen vergleicht und sich fragt: "Wo kann man da noch weniger verbrauchen?" - auch seine Mitarbeiter würden in Schulungen immer wieder dafür sensibilisiert.

Dass sie als Unternehmen auf die Umwelt achten und nach der DIN-Norm zertifiziert sind, habe sich auch positiv auf ihre Auftragslage ausgewirkt, sagt Elke Pohl. Denn vor allem staatliche Institutionen wie Schulen oder ein Landkreis seien in den vergangenen Jahren als Kunden dazugekommen.

Und was tut das Ehepaar privat für mehr Umweltschutz? Da antwortet Wolfgang Pohl etwas zögerlich und sagt, dass er Müll trenne. Seine Frau ergänzt, dass sie eine Zisterne im Garten habe, um mit dem gesammelten Regenwasser ihre Pflanzen zu gießen. Zudem habe sie einen Großteil ihrer Gartenmöbel gebraucht gekauft. In der Firma wolle sie weiter offen bleiben, was Verbesserungen beim Thema Umweltschutz angeht. Klar ist: "Es muss für uns natürlich auch irgendwo noch wirtschaftlich sein."

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