Todestag:Der Märtyrer von Tokwon

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In Eisenhofen erinnert heute eine Gedenktafel an Josef Grahamer. (Foto: Toni Heigl)

Josef Grahamer, Benediktinermönch aus Eisenhofen, starb vor 70 Jahren in Nordkorea

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Bruder Josef Grahamer (1888-1950) hätte es gewiss gefallen, dass im Haus, in dem er aufgewachsen ist, nun Jugendliche mit schwerer Vergangenheit Halt und Beschäftigung finden. Ein Dachauer Verein namens Weitblick hat das denkmalgeschützte Haus in der Unteren Dorfstraße in Eisenhofen gepachtet, damit es die Jugendlichen in Eigenregie renovieren können. Grahamer selbst galt Zeit seines Lebens als überaus sozialer, hilfsbereiter Mensch. Als Missionsbenediktiner in Korea versorgte er als Arzt Tausende Arme und Kranke. Umso bitterer verlief sein Ende. Am 4. Oktober 1950 wurde Grahamer in einem Gefängnis in Pjöngjang auf Befehl der kommunistischen Volksregierung erschossen. Ebenso wie 35 andere Schwestern und Brüder, die in Gefangenschaft gerieten, starb er wegen seines christlichen Glaubens. Sie sind bekannt als Märtyrer von Tokwon.

In Eisenhofen erinnern ein Marterl und eine Gedenktafel in der Kirche Sankt Alban an Josef Grahamer und natürlich auch das jahrhundertealte Haus, das laut Dorfchronik das einzige ist, das im Dreißigjährigen Krieg nicht abgebrannt ist. Grahamer wurde 1888 in einer kleinbäuerlichen Familie geboren. Kurz nach seiner Geburt starb sein Vater und hinterließ seine Frau und sechs Kinder. Nach einer Schneiderlehre entschied sich Grahamer für ein Leben im Kloster. Seine Schwestern waren bereits den Franziskanerinnen beigetreten, sein Bruder Johann (Pater Petrus Claver) den Missionsbenediktinern von Sankt Ottilien. Josef folgte ihm im Januar 1908 in den Orden.

Wenige Monate später legte ein Schiff mit ihm von Genua nach Korea ab. In Seoul, wo ein neues Benediktinerkloster eröffnet hatte, half er beim Aufbau einer klösterlichen Handwerksschule. 1927 wurde das Kloster in die Territorialabteil Tokwon in den Norden Koreas verlegt. Grahamer erwies sich dort als hervorragender Krankenpfleger, dessen Ruf als Heiler sich rasch in der Region verbreitete. Vor seiner Station drängten sich täglich 50 bis 60 Patienten. Obwohl Grahamer an Magengeschwüren litt, nahm er die schwere Arbeit Tag für Tag auf sich. Der Polizei, die mehrmals nach seiner ärztlichen Zulassung fragte, entgegnete er stets, er könne als Ordensbruder nicht anders als den Menschen helfen. Mit Hilfe des staatlichen Hospitals in Seoul erlangte Grahamer 1928 ein japanisch-kaiserliches Diplom, das ihn zur Ausübung der ärztlichen Praxis berechtigte. Viele Jahre setzte er seine Arbeit fort.

Die kommunistische Volksregierung begann nach dem Abzug der Roten Armee 1948 jedoch einen gnadenlosen Kampf gegen die Christen. Im April 1949 wurde Grahamer unter einem Vorwand gefangen genommen. Es folgte eine fünfmonatige Tortur, mit 17 anderen Geistlichen war er in eine acht Quadratmeter kleine Zelle eingepfercht. Über Grahamer heißt es, er habe einen anderen Inhaftierten noch gewärmt, bevor er starb. Er selbst wurde 62 Jahre alt. Im Mai 2007 wurde der Seligsprechungsprozess für die Märtyrer von Tokwon eingeleitet.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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