Karlsfeld:Asylhelfer verlieren Lagerraum

Lesezeit: 2 min

Max Eckardt vom Karlsfelder Asylhelferkreis hätte sich mehr Zeit für den Umzug des Lagers gewünscht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ehrenamtliche suchen neue Räume, um Sachspenden und Material für Geflüchtete aufzubewahren.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Jahrelang hat es kein Problem gegeben: Kamen neue Geflüchtete in der Gemeinde Karlsfeld an, die ein Fahrrad brauchten oder warme Winterkleidung, so führte der erste Weg in die Dieselstraße im Gewerbegebiet. Auch Familien oder Einzelpersonen, die endlich aus den Sammelunterkünften ausziehen konnten, weil sie eine Wohnung ergattert hatten, fanden in dem Firmengebäude Einrichtungsgegenstände oder Geschirr. Denn dort hatte der Asyl-Helferkreis der 23 000-Einwohner-Gemeinde seit 2016 ein Kleider- und Materiallager sowie eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Die Räume waren den Ehrenamtlichen von der Karlsfelder Kosmetikfirma Art Deco sieben Jahre lang kostenlos überlassen worden.

Doch Ende September kam der Schock für die Karlsfelder Helfer. Der Besitzer des Gebäudes machte Eigenbedarf geltend, also musste Art Deco als Mieter und damit auch der Helferkreis bis zum 31. Oktober ausziehen. "Etwas mehr Zeit hätten wir uns schon gewünscht", sagt Helferkreis-Sprecher Max Eckardt, denn neue Räume zu finden, sei alles andere als einfach. "So einen großzügigen Mäzen wie Art Deco findet man so schnell nicht mehr", erklärt er.

Zehn Räder landeten auf dem Wertstoffhof

Nun musste ausgeräumt werden. Das bedeutete "eine Woche flottes Arbeiten", erinnert sich Eckardt. Wenigstens konnten gut 20 Fahrräder an die Helferkreise in Erdweg, Dachau und Hebertshausen abgegeben werden. Aber etwa zehn Räder habe man auf dem Wertstoffhof entsorgen müssen, bedauert der Helferkreis-Sprecher. "Von der Kleidung musste zum Glück nichts weggeschmissen werden", sagt er. Beim Transport der Sachen habe der Gemeindebauhof geholfen.

Glücklicherweise haben die Flüchtlingshelfer mit Hilfe von Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) auf die Schnelle eine Interimsunterkunft gefunden: Sie dürfen zwei Räume im ersten Stock der Gemeindewerke nutzen, die sich im ehemaligen Feuerwehrhaus an der Falkenstraße befinden. "Aber das ist natürlich keine Dauerlösung", so Eckardt. Vor allem gebe es hier nicht ausreichend Platz. Zwar konnten die bisherigen Metallregale und die Kleiderstangen am provisorischen Ort wieder aufgebaut und mit Kleidung und Fahrradersatzteilen befüllt werden. Doch für die selbstgebauten Holzregale aus unbehandelten Paletten war kein Platz übrig. Immerhin haben sich dafür jedoch Abnehmer gefunden, die sie verheizen können.

Die neue Radwerkstatt soll ebenerdig sein

Vor allem werden jetzt Räume für eine neue Fahrradwerkstatt gebraucht, die im Erdgeschoss liegen muss. 385 Räder hat der Helferkreis laut seinem Sprecher seit dem Jahr 2016 schon ausgegeben. Zudem konnten Geflüchtete jeweils an Mittwochabenden und Samstagvormittagen für zwei Stunden ihre Fahrräder in der Werkstatt in der Dieselstraße bei Toni Zenner und Helmut Schuh zum Reparieren vorbeibringen. "Mal schauen, ob sich jemand erwärmen kann und uns für die Zukunft dauerhaft und kostenlos Räume überlässt", sagt Max Eckardt. Ein wenig Hoffnung habe er, zumal Rathauschef Stefan Kolbe das Problem jüngst auch in der Bürgerversammlung angesprochen hat. Der Helferkreis ist für kostenlose Raumangebote unter der E-Mail-Adresse info@hk-karlsfeld.de erreichbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWandergesellen in Dachau
:Bohren gegen Rechts

Acht Wandergesellen aus ganz Deutschland arbeiten zwei Tage am Leitenberg, um den KZ-Ehrenfriedhof instand zu setzen - unentgeltlich. Es ist die erste "Solidaritätsbaustelle" in Dachau.

Von Gregor Schiegl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: