Altstadt Dachau:Mit Alpenpanorama

Lesezeit: 2 min

Die Dachauer Altstadt hat ein leeres Gebäude weniger: In der einstigen Koschade-Klinik sollen 29 Wohnungen entstehen. Dachaus Stadträte sind begeistert - ganz im Gegensatz zu früher.

Melanie Staudinger

Wenn es um größere Bauprojekte in der Dachauer Altstadt geht, ist sich der Stadtrats-Bauausschuss selten einig. Was sich für den einen nahtlos in das historische Ensemble einfügt, findet der andere einfach nur unpassend oder gar hässlich. Unvergessen sind die Diskussionen um die einstige Flaschenabfüllerei etwa oder um den Schermhof am Eingang zur Altstadt.

Einen Balkon gibt es bereits. Es werden viel mehr, wenn die Koschadeklinik zum Appartementhaus mit 29 Wohnungen umgebaut ist. (Foto: Toni Heigl)

Im Fall der ehemaligen Frauenklinik in der Konrad-Adenauer-Straße aber lief die Debatte jetzt ganz anders: Die Pläne für die Neunutzung des seit Ende 2005 leerstehenden Gebäudes gefielen ausnahmslos allen Kommunalpolitikern. Ohne Gegenstimme votierten sie in ihrer jüngsten Sitzung dafür, dass in der einstigen Klinik Wohnungen entstehen sollen.

Der Investor, das Schweizer Unternehmen Real Estate Opportunities AG, hatte das Gebäude im März von der Amperkliniken AG gekauft. Zuvor waren mehrere Versuche einer Wiederbelebung gescheitert. Entweder war den potentiellen Projektentwicklern der Kaufpreis zu hoch oder andere scheuten die Abbruchkosten. Ein Umzug der Volkshochschule Dachau von der Thoma-Wiese in die Altstadt scheiterte ebenso wie die Ansiedlung einer Hotelfachschule und die Etablierung eines Altenpflegeheims, einer Wohnanlage für Studenten und einer Kinderklinik.

Das Schweizer Unternehmen jedoch einigte sich mit der Amperklinik über einen Kaufpreis, über den jedoch keine der beiden Parteien sprechen will. Die Real Estate Opportunities habe das einstige Krankenhaus wegen der Lage gekauft und auch, "damit das Objekt nach jahrelangem Leerstand endlich wieder einer geeigneten Nutzung zugeführt wird", erklärte der Geschäftsführer Frank Weber auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung im März.

Nicht einmal ein halbes Jahr später hat Weber nun seine Pläne vorgestellt. Die Real Estate Opportunities AG will das Gebäude im Bestand umnutzen. 29 Wohnungen sollen entstehen, zum Teil mit Balkonen im Westen, Norden und Süden, zum Teil mit Terrassen nach Norden, Osten und Süden - und Blick auf München und die Alpen. Auf den zwei Flachdachebenen an der Hangseite sind Pavillons geplant.

Was Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) besonders mag: Es wird nicht nur ausreichend Tiefgaragenstellplätze geben, die die Parksituation in der Altstadt nicht zusätzlich verschärfen. Auch der Eingangsbereich, der jetzt mit einer Mauer verstellt ist und der niemandem im Stadtrat so wirklich gefallen will, soll einen offenen Übergang zur Konrad-Adenauer-Straße bekommen. Bürgel ist sich sicher: "Das Projekt wird einen wesentlichen Beitrag zur Belebung der Altstadt leisten."

Dachaus Rathauschef verfolgt ohnehin die Strategie, dass mehr Menschen in der Altstadt wohnen sollen. Auch auf dem Areal der früheren Flaschenabfüllerei am Schlossberg kann er sich ebenso wie die Mehrheit im Dachauer Stadtrat Wohnungen gut vorstellen. Dieses Vorhaben aber wird sich noch einige Zeit hinziehen. Die Eigentümerin, die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA aus München, will das leer stehende Gebäude abreißen.

Ihr Problem: Die Kellergewölbe stehen unter Denkmalschutz, eine Bürgerinitiative, die sich um die fraktionslose Stadträtin Elisabeth Schilhabel gegründet hat, kämpft um den Erhalt des gesamten maroden Hauses. Die engagierten Bürger haben dazu eine Petition beim Landtag eingereicht. Der dafür zuständige Hochschulausschuss besichtigte das Haus im Juli, im September will er sich beraten und eine Empfehlung abgeben. Endgültig muss dann aber der Stadtrat entscheiden.

© SZ vom 08.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: