CSU:Ein Bagger nagt an der alten Zentrale

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Bilder von der Nymphenburger Straße haben über Jahrzehnte das Image der Partei mitgeprägt. Nun hat der Abriss des Gebäudes begonnen. Was danach dort entsteht? Zunächst waren 60 Luxuswohnungen geplant, jetzt werden es Büros

Von Alfred Dürr

Spektakuläre Bilder von einstürzenden Altbauten an der Nymphenburger Straße 64 gibt es zwar nicht, aber immerhin nagt der Abrissbagger bereits an der Fassade des Vorderhauses der ehemaligen CSU-Parteizentrale. Die Beseitigung der Immobilie, in der über 40 Jahre lang Politik gemacht wurde, hat am Donnerstag begonnen. Bis Ende Februar soll Platz für die Errichtung eines Neubau-Ensembles geschaffen werden. Entstehen wird ein Bürokomplex mit rund 5 300 Quadratmetern Fläche. Die Stadt hat der LBBW Immobilien, einer Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, Ende vergangenen Jahres die Baugenehmigung für das Projekt erteilt.

Das Innenleben der alten Parteizentrale erinnerte Beobachter an den Charme einer DDR-Plattenbausiedlung. (Foto: Florian Peljak)

Mit Details zur Planung und mit Darstellungen, wie der Neubau aussehen soll, hält sich das Stuttgarter Unternehmen zurück. Man werde das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt genauer vorstellen, heißt es lediglich. Ursprünglich waren auf dem Areal des Franz-Josef-Strauß-Hauses 60 Luxuswohnungen vorgesehen. Doch die LBBW disponierte relativ schnell um, entschied sich für eine Büronutzung und wechselte das Architektenbüro.

Die Gründe? Auch dazu gibt es keine Auskunft. Man kann aber davon ausgehen, dass die LBBW Immobilien mit ihrem aktuellen Bauvorhaben an der Nymphenburger Straße an das exklusive Niveau der bisherigen Aktivitäten in München anknüpft. Dazu zählen der zu einem Wohnhochhaus umgebaute Kraftwerksturm an der Müllerstraße, die beiden wegen ihrer speziellen Fassadengestaltung auffälligen Wohnkomplexe an der Friedenheimer Brücke oder die aufwendigen Umbauten der ehemaligen Hauptpost zum Palais an der Oper und des Geländes des Süddeutschen Verlags an der Sendlinger Straße zum Quartier mit Geschäften, Wohnungen und Büros.

Die alte Zentrale mit der Gaststätte Franz Josef ist Geschichte. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Vor drei Jahren war bekannt geworden, dass die CSU konkrete Umzugspläne für ihre Zentrale hegt. Das neue Domizil in der Parkstadt Schwabing hatte Parteichef Horst Seehofer in Augenschein genommen und für gut befunden. In dem früheren Haus des Langenscheidt-Verlags mit Fassaden aus Glas und Stahl an der Mies-van-der-Rohe-Straße 1 konnte sich die Partei als moderne, weltoffene und transparente Organisation präsentieren.

Das Ambiente der Nymphenburger Straße 64 atmete allerdings noch einen anderen Geist. Das Hauptgebäude konnte man nur über einen engen Hinterhof erreichen, in dem sich Politiker, Medienvertreter und Limousinen drängelten. Die Situation symbolisierte also eher Abschottung, Festungs- und Bunkermentalität - und widersprach damit dem Logo, das groß über dem Eingang prangte: CSU - näher am Menschen.

Über 40 Jahre Lang wurde in dem Gebäude Politik betrieben. (Foto: SZ Photo)

Das Innenleben der alten Parteizentrale erinnerte Beobachter an den Charme einer DDR-Plattenbausiedlung mit engen, zugigen beziehungsweise überhitzten Räumen und abgewetzten Teppichböden. Auf der anderen Seite war die CSU hier seit Jahrzehnten zuhause, die Bilder von der Zentrale hatten sich bei Politikern und in der Öffentlichkeit eingeprägt.

Das Präsidium der CSU hatte trotz mancher nostalgischer Gefühle eine Veränderung beschlossen. Verschiedene Modelle wurden geprüft und vor allem durchgerechnet. Sanierung und Umbau der Nymphenburger Straße? Das würde ein Vermögen kosten, außerdem setzen Gebäude und Grundstück Gestaltungsgrenzen. Schnell war klar, dass die alte Immobilie verkauft werden sollte und man sich etwas Neues suchen würde.

Das neue Domizil der CSU in der Parkstadt Schwabing. (Foto: Florian Peljak)

Der Komplex in der Parkstadt Schwabing schien dem Parteimanagement dafür schließlich bestens geeignet. Das Quartier liegt direkt an der Nürnberger Autobahn und ist auch sonst verkehrsmäßig gut erschlossen. Vor dem Haus gibt es eine großzügige Anfahrtszone. Journalisten müssen nicht wie früher vor den Türen der Parteizentrale herumstehen, sondern finden Platz im Foyer. Modern und zeitgemäß wirkt der Bau, aber er strahlt keine Überheblichkeit oder gar Protz aus.

Die Ära in der Nymphenburger Straße ist Vergangenheit. Bald wird nichts mehr von den alten Gebäuden übrig sein. Vorgesehen ist ein möglichst diskretes Ende. Denn Sperrungen entlang der Nymphenburger Straße seien nicht nötig, sagt die LBBW. Einschränkungen für Anwohner, Passanten und Autofahrer sollten sich damit auf ein Minimum beschränken.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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