Christopher König erzählt nicht gerne, dass er schon zehn Jahre lang Filme macht, aber irgendwie stimmt es ja. Die Liebe zur Videokamera entbrannte bei dem heute 24-Jährigen schon in sehr jungen Jahren. Da bekam er von den Eltern eine geschenkt und setzte fortan seine Freunde in Szene. Konsequenterweise machte er eine Karriere daraus. Als Videograf produziert Christopher König heute Image- und Social-Media-Filme, für BMW, Sixt oder die Boston Consulting Group, aber auch für kleine Start-ups. In letzter Zeit hatte er viele Eventfilme gedreht, doch dann kam Corona. "Ich war für viele Veranstaltungen gebucht dieses Jahr", sagt König, "aber natürlich fallen alle aus."
Zumindest hat König keine hohen laufenden Kosten. Seine Produktionsfirma Gravity Films braucht keine Büroräume, schließlich arbeitet er direkt beim Kunden. Was er aber nach all den Absagen plötzlich zu Genüge hatte, war Zeit. Und die wollte er sinnvoll nutzen.
"Für Bars, Restaurants und Hotels ist jetzt die beste Gelegenheit, um einen Imagefilm zu drehen", meint König: kaum bis gar kein störender Betrieb, dafür reichlich Zeit. Außerdem sei ein solcher Film eine tolle Werbemaßnahme, um nach der Flaute wieder gut starten zu können. "Viele Leute unterschätzen, wie wichtig Bewegtbild ist", sagt König. "Ein eingebettetes Video erhöht zum Beispiel das Google-Ranking." Die eigene Homepage wird so früher in den Suchergebnissen angezeigt. "Und mit keinem anderen Medium kann man solche Emotionen schaffen."
Dem 24-Jährigen war klar, dass die Hotels und Restaurants zwar Zeit zum Produzieren hätten, aber kein Geld. Deshalb schaltete er eine Anzeige auf Facebook und bot seine Leistungen gratis an. "Ewig kann ich das nicht machen", sagt er, "aber ein paar Wochen geht das schon." Er selbst bekommt so neue Filme für sein Portfolio. Und er hofft darauf, damit später, in besseren Zeiten, Kunden aus der Hotel- und Gatro-Branche zu gewinnen. "Eine Win-Win-Situation", sagt König.
In die Filme, die er jetzt produziere, investiere er dieselbe Arbeit wie bei bezahlten Aufträgen, sagt König. Ein Imagefilm soll - wie der Name schon sagt - ein Image transportieren, deswegen müsse man vorab klären, welche Botschaft rübergebracht werden soll. Der Dreh selbst ist meist ein langer Tag. Die richtigen Kamerabewegungen, gute Ausleuchtung, die Protagonisten - ein Koch bei der Arbeit zum Beispiel, ein Kellner, der durchs Bild läuft. Dann folgt die Postproduktion, das Schneiden, Musik, Effekte.
Mit dem Film für die Wuid Bar an der Humboldtstraße ist er schon fertig. "Bars sind meist dunkel, mit schummerigem Licht" - deswegen kam König mit einem ganzen Arsenal an Lichtquellen an. Er arbeitet viel mit Zeitlupen in seinen Filmen, dafür braucht er spezielles LED-Licht. Die Wuid Bar hat ihren neuen Imagefilm gerade hochgeladen. "Sieht so aus, als würde er gut ankommen", sagt König. Natürlich hat ihn die Bar in ihrem Facebook-Post markiert. Ein kleines Win-Win, immerhin.
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