Die öffentliche Versöhnung im Bierzelt wird nachgeholt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer wollen den wegen des Terroranschlags von Manchester abgesagten Auftritt an diesem Sonntag nachholen. Dies teilte die CSU am Mittwochabend mit. Dazu werden bei der Truderinger Festwoche in München mehr als 2500 Menschen erwartet, um 13 Uhr soll der Auftritt stattfinden.
Der zunächst für Dienstagabend vorgesehene Wahlkampfauftritt war von Merkel und Seehofer nach dem Anschlag in der nordenglischen Stadt abgesagt worden. Ein Mann hatte am Montagabend nach einem Konzert in Manchester einen Sprengsatz gezündet und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich.
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Die britischen Behörden haben einen fünften Verdächtigen festgenommen. In Libyen wurden außerdem ein weiterer Bruder und der Vater des Attentäters in Gewahrsam genommen.
Mit dem gemeinsamen Auftritt soll die Geschlossenheit der Union demonstriert werden - auch wenn sich CDU und CSU in vielen Punkten ihres Wahlprogramms mindestens so uneinig sind wie die SPD über das ihre.
Bis zum Auftritt im Bierzelt hat der bayerische Ministerpräsident allerdings noch schwierige Treffen zu meistern. Bei einem Besuch in der Ukraine will Seehofer gemeinsam mit Staatspräsident Petro Poroschenko über die zerfahrene Lage im Osten des Landes sprechen. Der CSU-Chef will dazu an die Gespräche anknüpfen, die er bereits im März mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin führte.
Damals hatte er erklärt, dass neben Russland auch die Ukraine eine Bringschuld für eine friedliche Lösung des Konfliktes in der Ostukraine habe. Dort bekämpfen sich seit mehr als drei Jahren Regierungseinheiten und von Moskau unterstützte Separatisten.
Auf Seehofers Programm stehen auch Gespräche mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Wladimir Groisman und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Ziel der Reise ist es außerdem, die Zusammenarbeit zwischen Bayern und der Ukraine zu intensivieren.
Vielleicht kann der Ministerpräsident nach diesen heiklen Begegnungen dem Auftritt mit der Kanzlerin etwas gelassener entgegen blicken. Vor dem eigentlich geplanten Termin am Dienstag hatte Seehofer angekündigt, nicht neben Merkel auf der Bühne stehen zu wollen. Seine Begründung: So lange könne man nicht nebeneinander stehen, ohne irgendwann einmal für einen Moment nicht zu lächeln oder den Blick an die Decke zu richten. Und nicht dass von einem solchen Moment dann irgendwelche Fotos entstehen - und irgendjemand irgendetwas hineininterpretiert. Bis Sonntag kann sich der CSU-Chef nun in Diplomatie üben.