Für die meisten Menschen in München gleicht der Luise-Kiesselbach-Platz einer Brandungszone des Autoverkehrs, die es möglichst schnell zu passieren gilt. Gut möglich, dass es sich bald lohnen könnte, dort auch mal zu Fuß vorbeizuschauen und etwas Zeit mitzubringen. Denn der Kiosk am Maibaum, wo 30 Jahre lang ein Motorradclub sein Vereinsheim hatte, soll sich in einen bunten Treffpunkt mit Gastronomie verwandeln. Betreiben wollen ihn die Schwestern Laura und Alexa Steinke. Den Zuschlag des städtischen Kommunalreferats haben sie bereits in der Tasche, jetzt bedarf es nur noch einer Umbaugenehmigung für das 32 Quadratmeter große Backsteingebäude mit der signifikanten Außenfassade. Einen Namen haben die Pächterinnen für ihr Projekt bereits ersonnen: "Café Backsteinchen".
Man soll mit Namen keine Scherze treiben. Aber wenn es die Namensträgerinnen und ihre Freunde selbst so halten? "Nun ja", sagt die 40-jährige Alexa Steinke, "in unseren Kreisen sind meine Schwester und ich halt stets die Steinchen". Davon leitet sich schon die Bezeichnung eines anderen Kiosks ab, den das geschäftstüchtige Duo seit Juli 2020 in Laim betreibt. Der heißt "Café Steinchen" und liefert gewissermaßen die Blaupause für das Vorhaben im Stadtbezirk Sendling-Westpark.
Vom Konzept überzeugt zeigt sich Kommunalreferentin Kristina Frank: "Die Steinke-Schwestern sind die richtigen, um auch am Luise-Kiesselbach-Platz einen Wohlfühlort zu schaffen." Und Günter Keller (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Sendling-Westpark, freut sich darüber, dass der kleine Backsteinbau endlich wieder einer öffentlichen Nutzung zugeführt wird.
Vor der Eröffnung des Kiosk-Cafés, die sich Alexa Steinke und ihre 34 Jahre alte Schwester Laura "für Spätsommer 2023" erhoffen, steht den beiden noch ein steiniger Weg bevor. Dach-, Fassaden- und Kanalsanierung sind in diesem Zusammenhang nur drei Stichworte. Am Ende aller Bemühungen soll eine Attraktion stehen mit reichhaltigem Sortiment, Bistrotischen, Sonnenschirmen, Liegestühlen, Boule-Kugel-Verleih. Gediegenes Picknick im Windschatten des Verkehrsgetümmels sozusagen.
Schon der Steinke-Kiosk in Laim macht deutlich mehr her als eine übliche Ausgabestelle für Getränke, Zeitungen und Zigaretten. Dort, an der Agnes-Bernauer-Straße, werden inzwischen sogar Flohmärkte abgehalten, und es herrsche genau jene "lockere Atmosphäre, die einen Stadtviertel-Treff ausmacht", berichtet die ältere der Betreiberinnen. Von ihrem beruflichen Hintergrund her sind die Schwestern prädestiniert für weitere gastronomische Abenteuer - Hotelfachfrau die eine, Event-Organisatorin die andere. "Wir sind voller Vorfreude, mit unserem Projekt loszulegen", versichern die Geschäftsfrauen denn auch unisono.