Bundestagswahl 2021:So wählten die Münchner Stadtviertel

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In den Innenstadt-Bezirken schneiden die Grünen besonders gut ab, in der Peripherie die CSU. Und die SPD? Die tut sich überall schwer. Ein Überblick, in welchen Vierteln die Parteien ihre Hochburgen haben.

Von Bernd Kastner

Das Bild täuscht. Es zeigt einen grünen Fleck unten, also im Süden, und darüber spannt sich ein dicker, schwarzer Bogen von links nach rechts, vom Westen über den Norden bis in den Osten. Die Grafik zeigt die Umrisse der Stadt München und die Grenzen der vier Wahlkreise, und dass in drei Wahlkreisen die CSU-Direktkandidaten gewonnen haben; einzig im Süden hat mit Jamila Schäfer eine Grüne obsiegt. Sie ist die einzige Person in München, ja in ganz Bayern, die der CSU ein Direktmandat abgeknöpft hat. München scheint also bloß im Süden grün dominiert zu sein, ansonsten sehr schwarz.

Das stimmt natürlich nicht. Zum einen bildet diese oft zu sehende München-Grafik die Erststimmen ab, mit denen die Direktkandidatinnen und -kandidaten bestimmt werden. Schaut man auf die Zweitstimmen, die entscheidend sind für die Stärke der Parteien im Bundestag und damit für die Regierungsbildung, so kehrt sich das Bild um. In drei Wahlkreisen liegen die Grünen vorne, allein im Wahlkreis Ost ist es die CSU. Die SPD liegt überall auf Rang drei.

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Der vermeintlich ober-grüne Süden und der große, nachtschwarze Rest ist vor allem aus einem weiteren Grund eine politisch-optische Täuschung. Sie basiert auf dem Zuschnitt der Wahlkreise. Diese reichen alle vom Stadtrand bis mehr oder weniger ins Zentrum hinein. So vermischen sich in jedem Wahlkreis grün dominierte Stadtteile mit eher schwarz geprägten. Letztere gibt es weiterhin, trotz der CSU-Verluste, und trotz des stadtweit zweiten Platzes. Schaut man in den Wahlkreisen detaillierter hin, auf die Ebene der 25 Stadtbezirke, ergibt sich ein Bild, das man auch von früheren Wahlen her kennt: Grüner Kern, schwarzer Rand. Je weiter entfernt ein Stadtbezirk von der grünen Innenstadt, desto schwärzer. Und rote Flecken? Die sucht man vergeblich in der Stadt, die, mit kurzer Unterbrechung, seit Menschengedenken von SPD-Oberbürgermeistern geführt wird.

Wo die Grünen besonders gut abschnitten

In fast allen der innersten Bezirke liegen die Grünen bei den Zweitstimmen jenseits der 30 Prozent. Am besten haben sie in der Ludwigs- und Isarvorstadt mit 37,3 Prozent abgeschnitten, es folgen Au-Haidhausen, Schwanthalerhöhe, Sendling, Maxvorstadt und Schwabing-West. Im anderen Schwabinger Stadtbezirk kamen die Grünen auf sehr durchschnittliche 26 Prozent. Dieser Bezirk reicht, ähnlich einem Wahlkreis, vom zentrumsnahen Siegestor hoch bis Freimann, also bis zum nördlichen Stadtrand.

Selbst in ihren schwächsten Stadtbezirken liegen die Münchner Grünen noch über dem bundesweiten Ergebnis von 14,8 Prozent. Am schlechtesten hat die Partei ganz im Norden und Westen abgeschnitten, mit gerade mal 16,2 Prozent in Feldmoching und im Hasenbergl, und mit gut 18 Prozent in Aubing, Lochhausen und Langwied.

Die Stadtteile mit vielen Stimmen für die CSU

Dort, wo Bewohnerschaft konservativer ist und die Gärten größer sind, ist die CSU stark. Vergleichsweise stark, muss man einschränken, denn die Münchner CSU-Zahlen haben nichts zu tun mit absoluten Mehrheiten, die man gefühlt noch mit der bayerischen Dauer-Regierungspartei verbindet. Jenseits der 30 Prozent liegt die CSU bei den Zweitstimmen nur in Allach-Untermenzing, Feldmoching-Hasenbergl und Aubing und Umgebung. Überdurchschnittlich abgeschnitten haben die Christsozialen mit mehr als 27 Prozent noch in Trudering-Riem, Hadern, Bogenhausen sowie in Thalkirchen, Obersendling, Forstenried, Fürstenried, Solln.

In traditionell linken und innerstädtischen Gebieten wie Schwanthalerhöhe oder Ludwigs- und Isarvorstadt ist das CSU-Schwarz mit 13 oder 15 Prozent nur ein schwaches Grau. Einzig in der Altstadt und im Lehel liegt die CSU mit knapp 24 Prozent fast genau im stadtweiten Schnitt. Und damit weit unter ihrem bayernweiten Wert von 31,7 Prozent.

Geringere Unterschiede bei der SPD

Bleibt von den drei großen Parteien die SPD. Bei ihr fällt auf, dass im einst tiefroten München die Genossenfarbe fast einheitlich ein Blassrot ist. Anders als bei den Grünen und der CSU gibt es bei der SPD viel geringere Unterschiede zwischen City und Peripherie, fast überall bewegt sich die Partei von Kanzlerkandidat Olaf Scholz zwischen 16 und 20 Prozent, und damit weit unter dem bundesweiten Ergebnis von 25,7. Das Ergebnis in der Altstadt und im Lehel liegt mit knapp 15 noch weiter unten, und nur zwei Bezirke liegen bei der SPD jenseits der 21 Prozent: Milbertshofen-Am Hart und Ramersdorf-Perlach. Wirkt München angesichts der bundesweiten Genossen-Euphorie wie eine Insel der Niederlage, ist nach hiesigen SPD-Maßstäben das Ergebnis gar nicht so schlecht: Immerhin hat sich die Partei stadtweit im Vergleich zur letzten Bundestagswahl um 2,8 Punkte verbessert auf 20,3 Prozent.

Vier Stadtbezirke mit vielen Stimmen für die FDP

Die FDP, die stadtweit auf 13,7 Prozent kommt, hat keine auffälligen Ausreißer nach unten. Nach oben stechen vier Stadtbezirke ins Auge: Altstadt-Lehel mit gut 20 Prozent für die Liberalen, die Maxvorstadt mit mehr als 18, die Ludwigs- und Isarvorstadt sowie Bogenhausen mit rund 16 Prozent.

Die Ergebnisse der vier Münchner Wahlkreise im Detail

© SZ vom 28.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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