Fluglärm:"Nachts wird es immer lauter und es wird mehr geflogen"

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In den Nacht- und Morgenstunden gebe es am Flughafen München zu viele Starts und Landungen, kritisiert der Bürgerverein Freising. (Foto: Rene Ruprecht/dpa)

Der Bürgerverein Freising setzt sich für einen besseren Schutz der Flughafen-Anwohner in der Nacht ein. Zwei der Forderungen sind eine Verlängerung der Kernzeit, in der keine Maschinen starten oder landen dürfen, und mehr Transparenz.

Von Petra Schnirch, Freising

Für einen besseren Schutz der Flughafen-Anwohner in den Nachtstunden setzt sich der Bürgerverein Freising ein. "Lärm ist kein Kavaliersdelikt, sondern schädigt unsere Gesundheit", sagte der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Herrmann am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Attaching. Die wichtigsten Forderungen des Vereins: keine Starts von 23 bis 6 Uhr sowie keine planmäßigen Landungen zwischen 23 und 5 Uhr. Außerdem sollte das Jahres-Lärmkontingent - für mehr Transparenz - durch ein tägliches Zahlenkontingent ersetzt werden. München habe die schlechteste Nachtflugregelung aller Verkehrsflughäfen in Deutschland, kritisierte Herrmann.

Ein wirksamer Schutz vor Nachtlärm bestehe derzeit nur zwischen Mitternacht und fünf Uhr, erläuterte Thomas Enghofer. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Erlaubt sind in dieser Kernzeit beispielsweise Postflüge sowie vom bayerischen Verkehrsministerium genehmigte Starts und Landungen. Zu letzteren wünscht sich der Verein Informationen im Internet.

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Die bisherige Kernzeit für die Nachtruhe von fünf Stunden ist dem Bürgerverein zu wenig. Denn vor Mitternacht gelten zwar Einschränkungen, die aber greifen kaum, so die Kritik. Interkontinentalflüge etwa dürfen in Ausnahmefällen bis 24 Uhr geplant werden. An keinem anderen Flughafen in Deutschland dürften sie so spät starten, sagte Enghofer. Offiziell ist die Zahl der Nachtflüge zwischen 22 und sechs Uhr auf bis zu 28 planmäßige Flugbewegungen begrenzt. "Das hört sich positiv an." Doch dabei bleibe es nicht, weil es viele Ausnahmen gebe, zum Beispiel für Flüge von Airlines, die einen Wartungsschwerpunkt am Flughafen München haben wie die Lufthansa oder für als leise geltende Flugzeuge.

Seit Jahren ein Ärgernis ist für Flughafenkritiker das Lärmkontingent, durch das die Nachtflüge innerhalb eines Jahres begrenzt werden. Bei einem "üblichen Flugzeugmix" seien damit bis zu 105 Flüge pro durchschnittlicher Nacht möglich, sagte Enghofer. Wie das Lärmkontingent berechnet wird, das veröffentliche die Flughafen GmbH nicht. Der Bürgerverein fordert stattdessen ein tägliches Zahlenkontingent, das "macht Berechnungen überflüssig" und schaffe Transparenz. In den 13 Jahren vor dem Einbruch im Luftverkehr durch die Pandemie habe sich die Zahl der Nachtflugbewegungen am Airport um 27 Prozent erhöht, sagte Herrmann.

Andere Flughäfen zeigten, dass es anders geht. In Düsseldorf liegt die Kernzeit für die Nachtruhe laut Enghofer bei sieben Stunden. Neuestes Beispiel ist der Flughafen Schiphol in Amsterdam. Dort soll die Zahl der Flugbewegungen in den kommenden Jahren insgesamt reduziert werden.

"Die Postflüge sollten, wie im Koalitionsvertrag festgelegt, abgeschafft werden."

Verbesserungen am Flughafen München brächte laut Bürgerverein eine Kernzeit, die bereits um 23 statt um null Uhr beginnt. "Absolutes Wunschziel wären acht Stunden Nachtflugverbot", sagte Enghofer. Die Postflüge sollten, wie im Koalitionsvertrag festgelegt, abgeschafft werden. Im Internet sollten Ausnahmegenehmigungen einsehbar sein, auch die Einzelschallpegel für leisere Flugzeuge sollten veröffentlicht werden, so weitere Forderungen.

Wolfgang Herrmann führte aus, dass die Nachtflugbewegungen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zwar deutlich gesunken seien. Schon 2022 hätten sie aber wieder erheblich zugenommen. Waren es 2018 und 2019 in einer durchschnittlichen Nacht 78 beziehungsweise 76 Flüge, wurden 2022 schon wieder 51 gezählt.

Die Nachtflugjahresberichte der FMG nannte der Bürgerverein sehr dürftig. "Das alles mag nach den Buchstaben des Gesetzes genügen - die Betroffenen haben davon nichts", kritisierte Wolfgang Herrmann. Sie könnten weder nachvollziehen, für wen oder was sie ihre Nachtruhe opfern, noch ob es vermeidbare Nachtflüge gab oder gibt. "Die von der FMG in schönen Worten und bunten Broschüren propagierten Maßnahmen helfen offensichtlich nichts", folgerte Herrmann. "Nachts wird es immer lauter und es wird mehr geflogen, das ist Fakt."

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