Bonnie Bar:Den Affen rauslassen

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Ein bisschen hoheitlich, ein bisschen modern - aber auch ein wenig Schwarzwald: Die "Bonnie Bar" in der Neureutherstraße ist etwas für ältere Semester. Hier kann man zwar nicht die Sau, aber den kleinen Affen rauslassen.

Florian Fuchs

Wingcommander Montgomery Collins hätte sich hier sicher richtig wohlgefühlt. 1909 in der britisch-indischen Provinz Madras geboren, kam er als Angehöriger der Royal Air Force 1945 ins besetzte Berlin. Er engagierte sich für den Wiederaufbau des Zoos, übernahm die Patenschaft für den Javaneraffen "Max" - und ging dann in den Schwarzwald, um den Landgasthof "Zum Wilden Affen" zu eröffnen.

Gediegene Atmosphäre: In der Bonnie Bar sieht es ein bisschen hoheitlich aus, ein bisschen modern - aber auch ein wenig wie Schwarzwald. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Brite wollte in Deutschland nicht auf seinen Gin verzichten, also rührte er Wacholder und andere Kräuter zusammen und destillierte sie. Sein Rezept wurde nach seinem Tod um die Jahrtausendwende bei der Renovierung des Landgasthofs gefunden, seitdem wird es unter dem Namen "Monkey 47" vertrieben.

Warum das wichtig ist, um die neue "Bonnie Bar" in der Neureutherstraße zu beschreiben? Weil "Monkey 47" das perfekte Getränk für das Ambiente hier ist. Obwohl: Der "König Ludwig Kräuter" und der "Duke Gin", die hinter der Theke in dem Regal an der holzvertäfelten Wand stehen, wären auch ganz passend. Hochherrschaftlich lässt sich in der Bonnie Bar ein After-Work-Abend verbringen, es sieht hier ein bisschen hoheitlich aus, ein bisschen modern - aber auch ein wenig nach Schwarzwald.

Die Wände sind förstergrün gestrichen, die Eingangstür ist aus schwerem Holz, hoch oben in den vier Ecken hängen teure Bose-Boxen, aus denen Hotellobbymusik dudelt, die aber gar nicht einmal unangenehm ist. Eine Wand ist gestaltet wie ein golden stilisierter, herbstlicher Blätterwald.

Das mit dem Blätterwald haben die Macher Arabela und Genc Belegu von ihrem früheren italienischen Restaurant "Cucina Legame" in der Georgenstraße übernommen. Nach vielen Jahren als Betreiber quittierten sie dort den Dienst, seit April schenken sie nun lieber Bier, Wein und Longdrinks in der Bonnie Bar aus. Jeweils etwa ein Dutzend Gin- und Wodkasorten und noch mehr Whiskeymarken stehen zur Auswahl. Wer die Karte bis zum Ende durchblättert, muss allein für die Bestellung viel Zeit mitbringen.

Es kann bei dem Ambiente also kein Zufall sein, dass an diesem Abend einige ältere Politiker aus Südafrika auf den gepolsterten Holzsesseln um die Tische sitzen und sich bei Weißwein Anekdoten von ihren jüngsten Safaris erzählen. Auf der Toilette hängt ein Bild, darauf sind ein paar Affen gemalt und der Spruch: "Keep the inner child alive".

Um das Kind herauszulassen, ist die nach der Partnerin des Gangsters Clyde benannte Bonnie Bar vielleicht nicht gerade der richtige Ort. Vor allem gesetztere Semester aber können hier getrost mal den kleinen Affen rauslassen - der "Monkey 47" würde sich da anbieten.

Bonnie Bar, Neureutherstr. 21, Drinks: Gehoben und vielfältig, Publikum: Ü30, Atmosphäre: Entspannter Chic, Öffnungszeiten: Mi/Do von 18 bis 2 Uhr, Fr/Sa von 18 bis 3 Uhr

© SZ vom 13.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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