Nachruf:Der Herr der Krapfen

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Bodo Müller (Foto: Archiv Bodos Cafézelt)

Der Münchner Konditor Bodo Müller, bekannt als "Promi-Bäcker" und durch "Bodos Cafézelt" unter anderem auf dem Oktoberfest, ist im Alter von 75 Jahren gestorben.

Von Philipp Crone

Wie eng die Verbindung zwischen dem Menschen Bodo Müller und seinem Beruf als Konditor war, konnte man nicht nur daran ablesen, dass etwa bei seinem Zelt auf dem Oktoberfest "Bodo" mit im Namen stand. Jahrzehntelang führte Müller "Bodos Cafézelt" und betrieb eine Konditorei am Sendlinger Tor. Wenn es in München um Süßspeisen wie Torten oder Krapfen ging, war die Assoziation zu Müller nicht weit, der sich auch immer über öffentliche Aufmerksamkeit freute und die medienwirksame Inszenierung beherrschte. Müller modellierte etwa für den FC Bayern Zuckerspeisen, buk für Stars wie Freddie Mercury und war Faschingsprinz.

Im Jahr 2008 allerdings wurde die Welt des Münchner Unternehmers erschüttert: Er sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, einen Raubüberfall auf sich selbst inszeniert zu haben. Erst nach viereinhalb Jahren wurde er vor Gericht vom Vorwurf des Vortäuschens einer Straftat freigesprochen. Da waren Ruf, Reputation und das seelische Gleichgewicht allerdings längst schwer angegriffen.

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Vor sieben Jahren gab Müller die Leitung des Wiesnzelts an seinen Geschäftspartner Otto Lindinger ab, da litt er laut einer Sprecherin von "Bodo's Cafézelt" bereits länger an Parkinson. Am Mittwoch ist er im Alter von 75 Jahren nach einem Fenstersturz gestorben. Sein Geschäftspartner Lindinger bestätigt in einer Mitteilung die Vermutung des Suizids. Beigesetzt wird Müller auf dem Ostfriedhof, wo er bereits vor fünf Jahren einen Grabstein aufstellen ließ, so gestaltet, dass oben drauf ein Krapfen aus Stein zu erkennen ist.

Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge ( www.telefonseelsorge.de ). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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