Bildung:Zweifel am Klassenziel

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Schon jetzt ausgelastet: Die 2015 renovierte Grundschule an der Bazeillesstraße soll dennoch als Ausweichquartier dienen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Lokalpolitiker im Stadtbezirk Au-Haidhausen sehen mit den Neubauprojekten einen enormen Anstieg der Schülerzahlen kommen, vermissen aber entsprechende Lösungen der Stadt. Im Fokus ist vor allem die Bazeillesschule

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Bei den Lokalpolitikern in Haidhausen regt sich die Sorge über die derzeitige und künftige Situation der Schulen im Stadtbezirk. Geradezu alarmiert zeigt sich der Bezirksausschuss (BA), was die Zukunft der Grundschule an der Bazeillesstraße angeht. Das Gremium verlangt nun von der Stadt Auskunft über den Planungsstand. Für die Schule sei "ein enormer Anstieg der Schülerzahlen" zu erwarten, wie es in einem SPD-Antrag heißt. Dieser sei das Resultat der kommenden Wohnbebauung im Werksviertel und an der Anzinger Straße.

Derzeit wissen die Stadtteilpolitiker nur, dass "diverse Zwischenlösungen" geprüft werden sollen, bis die geplante Grundschule im Werksviertel fertig ist. Eine Ausweich-Variante dafür ist wohl die Grundschule an der Bazeillesstraße. Doch das lehnen die BA-Mitglieder ab, da diese "bereits jetzt voll ausgelastet" sei.

Für die beengte Raumsituation an der Bazeillesschule macht das Lokalgremium die Stadtverwaltung verantwortlich. In den vergangenen Jahren sind in der Nachbarschaft der Schule mit dem Bernbacher-Gelände und dem Holzkontor zwei "riesige Baugebiete ohne Bebauungsplan entstanden", teilen die Stadtviertelvertreter mit. Mittels Bebauungsplan hätte die Stadt den Bau von Schulen und Kitas vorgeben können. Doch der Bezirksausschuss konnte sich nicht durchsetzen. Daher sei die "Planung der notwendigen Schul- und Kindergärtenplätze" auf der Strecke geblieben, ärgern sich die Bürgervertreter noch heute. Wegen der Neubaugebiete sollte eigentlich auch der Schulsprengel angepasst werden, sagt Werner Walter (Grüne). Der derzeitige Sprengel beruhe noch darauf, dass auf dem Gelände nahe dem Ostbahnhof eine Pfanni-Fabrik steht - und nicht, dass dort Wohnraum für mehr als 3000 Menschen entsteht. Walter beklagt: "Und wir müssen uns mit den Folgen der nicht korrigierten Einteilung herumschlagen."

Auch die anderen Schulen im Viertel haben die BA-Mitglieder im Blick. In einer weiteren Anfrage an die Stadtverwaltung verlangt das Gremium Näheres zu acht Schulen im Viertel zu erfahren. Neben den Grundschulen an der Ernst-Reuter-, Kirchen-, Hoch- und Weilerstraße sowie am Mariahilfplatz interessieren sich die Lokalpolitiker auch für die Mittelschule an der Weilerstraße 1 sowie das Sonderpädagogische Förderzentrum an der Kirchenstraße. Bei den Grundschulen wollen sie vor allem wissen, wie zukünftig die "verschiedenen Betreuungsformen, wie zum Beispiel Ganztagsbetreuung, organisatorisch und räumlich umgesetzt" werden.

Zum Teil geht die Anfrage sehr ins Detail. Zum Beispiel bei der Grundschule am Mariahilfplatz. Hier wundern sich die BA-Mitglieder, ob es ausreiche, "nur bei der Turnhalle einen Neubau vorzusehen". Schließlich sei die Ausstattung und Haustechnik der Grundschule seit der Eröffnung Ende der 1950er Jahre "fast unverändert geblieben". Auch der vorgesehene Umfang der anstehenden Sanierungsarbeiten, die im laufenden Betrieb durchgeführt werden sollen, wird hinterfragt.

Außerdem beschäftigt die BA-Mitglieder der prognostizierte Mehrbedarf der Mittelschule an der Weilerstraße 1. Derzeit biete die Schule Raum für zehn Klassen - fünf zu wenig, sollte die Prognose zur Schülerzahl stimmen. Der Bezirksausschuss erhofft sich eine Aussage, wo diese Klassenräume unterkommen sollen. Auch für das Sonderpädagogische Förderzentrum geht Meyer von einem deutlich steigenden Bedarf aus. Besuchen derzeit knapp 180 Schüler die Schule, errechnet er aus der prognostizierten Gesamtschülerzahl in München "bereits bis 2020 einen Bedarf von circa 207 Förderschulplätzen". Bis 2035 könnten es demnach sogar knapp 230 Plätzen sein. "Wie soll dieser zu erwartende Bedarf ortsnah abgedeckt werden", fragen sich die BA-Mitglieder.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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