Bilderbuch:Das Gelbe vom Ei

Nicht mehr klein und noch nicht groß - eben "Lulu in der Mitte". (Foto: Hanser)

Micha Friemel bringt die schwierige Situation des sogenannten "Sandwich-Kindes" witzig, aber auch sensibel und mit Empathie auf den Punkt. Die Illustrationen sind von Jacky Gleich.

Von Barbara Hordych

"Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein. Ich bin die goldene Mitte." Eben wie der Schinken im Sandwich, die Creme in der Schnitte oder das Gelbe im Ei, wie Lulus Mama ihrer Tochter erklärt in "Lulu in der Mitte", einem witzigen Bilderbuch für alle Sandwich-Kinder von Micha Friemel, illustriert von Jacky Gleich (Hanser 2020). Doch bis es zu dieser selbstbewussten Erkenntnis kommt, wird Lulus Leid, die schwierige Situation des mittleren Kindes, zwar witzig, aber auch sensibel und mit Empathie auf den Punkt gebracht: Lulus großer Bruder Kaspar baut Helikopter und Melkmaschinen und wird bestimmt mal ein toller Erfinder und Nobelpreis-Kandidat, meint Oma. Die kleine Baby-Schwester Leo entzückt die Familie mit ersten Krabbelversuchen; und wenn sie sich graziös am Tisch hochzieht, erblickt man in ihr schon die künftige Ballerina. Ganz anders indes verhält es sich bei Lulu, die mit ihrer Lieblingstätigkeit, dem Papierschnipsel-Schneiden, eher unauffällig und leise ist und von der Familie übersehen wird. Damit das nicht so bleibt, muss zum guten Ende hin halt auch dem geduldigsten Sandwich-Kind mal gehörig laut der Kragen platzen.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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