Wenn sich die Braunbärin Olga damals, als sie nach München kam, einmal umgesehen hätte im Zoo, und das nun noch einmal machen könnte, das 40 Jahre alte Tier würde nicht viel wiedererkennen. Zu viel ist anders, neu, und nicht nur die Tiere. Allein im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich schon wieder so viel verändert, dass die Aufsichtsratsvorsitzende Christine Strobl (SPD) und Zoo-Chef Rasem Baban bei der Jahres-Pressekonferenz eine Dreiviertelstunde brauchen, um alles aufzuzählen.
Dabei sind es gar nicht mal die vielen neuen, abgegebenen oder gestorbenen Tiere. Da hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren mit 18 943 Individuen 2014, 19 363 in 2015 und nun 18 992 im vergangenen Jahr nicht viel geändert. Der Bestand liegt wie immer bei ungefähr 19 000 und etwa 750 Arten. Andere Zahlen sind interessanter.
Die Zahl der Besucher zum Beispiel, die im Jahr 2016 bei 2 228 268 lag. Damit liege man nur geringfügig unter dem Rekordjahr von 2014. Auch wenn die scheinbar so exakte Zahl nicht ganz stimmt. Denn noch immer arbeitet der Tierpark mit Schätzungen. Kinder wurden nun erstmals exakt gezählt. Unter 500 Dauerkartenbesitzern wurde eine Umfrage durchgeführt. Das Ergebnis: Im Schnitt kommt jeder 21,9 Mal pro Jahr in den Zoo.
In die Statistik ging mit 20 dann eine leicht niedrigere Zahl ein, der vom Zoologischen Verband VdZ ermittelte Durchschnittswert. Die Statistik sei somit belastbarer als in den Vorjahren. Aber erst, wenn die Eingangsbereiche erneuert werden, kann zum Beispiel mit Drehkreuzen eine genaue Zahl ermittelt werden. Bislang ist die exakteste Zahl die der Dauerkartenbesitzer, und die ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um knapp fünf Prozent auf 52 799 gestiegen.
Im Geschäftsbericht ist von einem zoologisch, kaufmännisch und bautechnisch sehr erfolgreichen Jahr 2016 die Rede. Der Umsatzerlös sei leicht zurückgegangen, sagt Strobl, was zum Beispiel daran liege, dass zwischenzeitlich ein Rückgang von Pachteinnahmen zu verzeichnen war, da ein Gastronomiebetrieb eine Zeitlang leer stand. Der Bilanzgewinn liegt mit knapp 1,4 Millionen Euro etwas niedriger als im Jahr 2015, da waren es fast 1,8 Millionen.
Ein Multifunktionsraum für Kinder und Tiere
Zudem hat der Stadtrat 2016 beschlossen, die Zuschüsse für den Zoo bis zum Jahr 2020 auf jährlich 2,5 Millionen zu fixieren. "Das ist auch deshalb wichtig, weil wir durch regelmäßig neue Vorgaben in der Tierhaltung reagieren können müssen", sagt Strobl. Reagiert hat der Zoo auch auf die lange Aufenthaltsdauer der Besucher von etwa vier bis fünf Stunden; es gibt nun mit dem Tao-Garten und einem neuen Pächter im Café Mühle weitere kulinarische Angebote.
Nach den Sommerferien wird dann mit einer leichten Verzögerung die Polarwelt eröffnen. "Da hatten wir Probleme mit dem Untergrund", sagt Strobl. Und wenn am Freitag der erste Spatenstich für das Mühlendorf erfolgt, wird es wohl 2019 die neue Tierparkschule geben, erklärt Zoo-Chef Baban. Bislang gibt es nur einen Schulungsraum für Klassen, in der neuen Schule wird es ein ganzes Gebäude mit vier Räumen geben, darunter ein Multifunktionsraum, "in dem Kinder und Tiere zusammen lernen. Lassen Sie sich überraschen", sagt Baban.
Die Eisbären Nela und Nobby haben den Zoo verlassen, ihr Vater Jogi ist vor einigen Monaten gestorben. Außerdem ist der Nachwuchs bei Luchs und Przewalski-Pferd ausgewildert worden. Dass weiterer Nachwuchs ansteht, ist klar. Nur bei welchen Arten? Vielleicht auch bei den Elefanten? Das kann Baban nicht sagen. Die Vorzeichen stehen allerdings nicht schlecht, da Elefantenbulle Gajendra seit einiger Zeit wieder da ist und in Hellabrunn schon zweimal Nachwuchs gezeugt hat. Wenn das noch einmal passieren würde, müsste man allerdings 22 Monate warten bis zur Geburt - Elefantenkühe haben die längste Schwangerschaft im Tierreich.
Obwohl Braunbär-Dame Olga mit 40 Jahren die wohl älteste lebende Braunbärin in Europa ist, gehe es ihr ausgezeichnet, sagt Baban. Sie könnte also durchaus noch einmal Elefantennachwuchs in München erleben.