Beziehungstat:Nach Gewalttat in Freimann: Mutmaßlicher Täter stellt sich

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  • Der Mann, der seine 33-jährige Verlobte getötet haben soll, stellt sich nach einem Facebook-Post der Polizei.
  • Die Tat ereignete sich am Montagnachmittag in einer Wohnung in Freimann. Der Mann flüchtete zunächst.
  • Die Polizei nimmt an, dass sich die Verlobte von ihrem Lebensgefährten trennen wollte.

Von Martin Bernstein, München

"Am Ende war es die Hölle", schrieb Krzysztof W. am Dienstagmittag in seiner Muttersprache auf Facebook. Dann ging der 27-Jährige auf eine Münchner Polizeiwache und stellte sich. Vielleicht sollte der Satz auch heißen: "Es ist alles zerbrochen." Im Sinne von: vorbei. Zwanzig Stunden lang hatte die Polizei nach dem 27-Jährigen gefahndet, ein Hubschrauber und Fährtenhunde waren im Einsatz, ein internationaler Haftbefehl gegen den aus Polen stammenden Mann war ausgestellt, die Personenfahndung mit Fotos lief. Krzysztof W. steht unter dem dringenden Verdacht, am späten Montagnachmittag in einem Kellerappartement in Freimann seine 33 Jahre alte Verlobte mit mehreren Schlägen und Stichen ermordet zu haben.

Noch während Markus Kraus, der Leiter der Münchner Mordkommission, und Staatsanwalt Florian Weinzierl am Dienstagmittag berichteten, was die Ermittler bis dahin über den Fall wussten, platzte die Nachricht in die Runde: Der Tatverdächtige hat sich soeben gestellt.

Der Trockenbauer und die Putzfrau lebten seit Anfang Januar in einem Kellerzimmer in einem Mehrfamilienhaus in Freimann. Die Mitbewohner hörten sie bereits am Vortag laut streiten. Als sie am Montag wieder einen Streit mitbekamen und kurz nach 17 Uhr nachschauen wollten, war die Zimmertür versperrt. Mit einem Ersatzschlüssel öffneten die Nachbarn die Tür. In dem Zimmer lag die Frau blutüberströmt am Boden. Ihr Lebensgefährte befand sich neben ihr. Die entsetzten Nachbarn sperrten die Tür wieder zu und riefen Polizei und Rettungsdienst. Der Mann kletterte derweil aus dem Kellerfenster und gelangte über den Kellerschacht ins Freie. Dann verschwand er in der Nacht. Die Frau wurde noch in ein Krankenhaus gebracht, erlag dort aber ihren Verletzungen.

Die Polizei nimmt an, dass sich die 33-Jährige von ihrem Lebensgefährten trennen wollte. Es muss ein plötzlicher Entschluss gewesen sein, dem ein ebenso plötzlicher Gewaltausbruch folgte. Niedrige Beweggründe und Heimtücke sieht die Staatsanwaltschaft in der Tat - juristisch sind das Mordmerkmale. Eine Vorgeschichte in Sachen häuslicher Gewalt gab es laut Polizei in der Beziehung nicht. Das Paar war erst seit dem 28. Januar verlobt. Auch das dokumentierten die beiden auf Facebook. Stolz zeigte die 33-Jährige ihren Verlobungsring.

Auf Facebook nahm sie die Hochzeit vorweg - sie verwendete den Familiennamen ihres Verlobten. Erst drei Monate zuvor hatte die Beziehung begonnen. "Endlich ist die Zeit für mich gekommen", schrieb die 33-Jährige damals. Ob die beiden - er stammte aus Rabka-Zdrój, sie aus der Gegend von Łódź - sich in ihrer polnischen Heimat oder in Deutschland kennengelernt hatten und wie lange beide in Deutschland lebten, konnten die Ermittler am Dienstag noch nicht sagen.

Das blutige Ende der kurzen Beziehung muss schrecklich gewesen sein. Von "stumpfer und scharfer Gewaltanwendung" ist im Bericht der Polizei die Rede. Nähere Erkenntnis sollte eine Obduktion der Toten bringen, die noch am Dienstag im Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität durchgeführt wurde. Auf Nachfrage bestätigte Staatsanwalt Weinzierl, dass mindestens ein Stich darauf hindeutet, dass das Opfer von hinten angegriffen worden war. Am Tatort wurden zwei mögliche Mordwaffen sichergestellt: ein Obstmesser und ein Teppichmesser, ein Cutter. Noch am Montagnachmittag, vier Stunden vor der Tat, hatte Krzysztof W. ein Foto seiner Verlobten auf Facebook gepostet. Scheinbar gut gelaunt ist die junge Frau bei Renovierungsarbeiten zu sehen. Auf dem Fensterbrett liegt ein Teppichmesser.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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