Berg am Laim/Ramersdorf:Erfolg im Dutzend

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Gut gelaunt: Das Piusplatz-Fest wird von der Sozialen Stadt mitfinanziert. (Foto: privat)

Das vor zehn Jahren gestartete Programm "Soziale Stadt" im Münchner Osten soll um zwei Jahre verlängert werden. In den zwei Sanierungsgebieten wurde einiges erreicht, die Bürger identifizieren sich heute stärker mit ihrem Viertel

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim/Ramersdorf

Meike Schmidt hat kürzlich mit ihrer Chefin Eva Bruns eine Umfrage gemacht unter den Bürgern von Berg am Laim und Ramersdorf. Die Frauen wollten sehen, wie wohl sich die Menschen fühlen in ihren Vierteln, wie sehr sie sich damit identifizieren, wo der Schuh drückt. Evaluation nennen das Experten: Bruns und Schmidt wollten herausfinden, ob ihre Arbeit, das Quartiersmanagement für das Städtebauentwicklungsprojekt "Soziale Stadt", Früchte trägt.

Es war ihnen dabei nicht wichtig, dass die Befragten das Projekt beim Namen nennen konnten oder ob sie den Umgriff kannten; oder, ob sie wussten, dass aufwertende Investitionen in diesem "Sanierungsgebiet" von Land und Bund mit je 30 Prozent mitfinanziert werden und manch anderer Fördertopf nur in solchen Gebieten geöffnet wird. Hauptsache, die Befragten hatten die Ergebnisse bemerkt und geschätzt.

Das andere wissen die Politiker. Und weil die "Soziale Stadt" einerseits in den vergangenen zehn Jahren für ein eng umgrenztes Kerngebiet von Berg am Laim und Ramersdorf nachweislich einiges gebracht hat und andererseits große Projekte noch in einer sensiblen Anfangsphase stecken, soll die Laufzeit nun noch einmal um zwei Jahre verlängert werden. Die beiden Bezirksausschüsse haben schon freudig zugestimmt, der Beschluss im Stadtrat soll noch im Frühjahr fallen. Er gilt als Formsache.

Anfangs verfügte das Projekt "Soziale Stadt" noch über mehr Geld und betrieb zwei Stadtteilläden. Der am Karl-Preis-Platz in Ramersdorf ist bereits aufgegeben worden, dort gibt es nun Sprechstunden in der Bücherei und einem Bewohnertreff. Meike Schmidt sitzt vor einem Tee im Treff "Baum 20", schräg gegenüber vom Berg am Laimer Maibaum an der Baumkirchner Straße. Eine junge Mutter kommt herein, das Kind im Tragetuch, und nimmt Prospekte mit. Dank der Ausstellung an den Wänden wirkt der Ort einladend. Vereine, Chöre, Arbeitsgruppen aus dem Viertel treffen sich hier - er ist eine Art Kulturraum, ein Mini-Bürgerhaus geworden.

Nach dem Willen des Berg am Laimer Bezirksausschusses soll er das bleiben, bis der Stadtteil sein Kulturbürgerhaus bekommt. Dieses wiederum steht in Frage, weil die Stadt sparen muss. Andererseits liegt der Wunsch-Standort des BA am Grünen Markt und damit im Sanierungsgebiet - und die Stadt wäre dumm, ließe sie die Zuschussmöglichkeiten verfallen: eine echte Chance also.

Eine solche sieht Schmidt für Berg am Laim auch in den Anträgen für den Campus Ost, wo nach der Mittel- und Förderschule auch die Realschule saniert werden soll und zur Sportfläche für die Vereine auch noch eine Schwimmhalle kommen soll. Natürlich treibt der Bezirksausschuss diese Projekte voran, doch die Schützenhilfe aus der "Sozialen Stadt" hilft nicht nur finanziell, die Mitarbeiter fungieren auch als zusätzliche "Kümmerer", so Schmidt.

In Ramersdorf entsteht gerade an der Führichschule eine Dreifachturnhalle, die auch kulturell genutzt werden soll. Da kommen die Kümmerer ebenfalls gerade recht. Weitergehen soll es auch mit der Umgestaltung des von Schnellstraßen umschlossenen Ramersdorfer Ortskerns, Bruns wirkte hier immer wieder als Moderatorin. Um schon mal etwas Sichtbares zu verändern, haben die Menschen hier nun immerhin auf einer Brache an der Rosenheimer Straße einem Gemeinschaftsgarten angelegt, den "Rosengarten".

In beiden Vierteln galt und gilt es auch, die sogenannte "Lokale Ökonomie" zu stärken, die kleinen, inhabergeführten Läden, die nötig sind zur Versorgung, aber auch für die Identität eines Quartiers. Es gibt viel zu tun, damit alle an einem Strang ziehen und gemeinsam aktiv werden. Da ist zusätzliches Geld etwa für die Öffentlichkeitsarbeit stets willkommen.

Es gibt aber nach zehn Jahren auch schon Erfolge, die sich baulich manifestieren. Die neue Unterführung unterm Innsbrucker Ring und die mit viel Bürgerbeteiligung vorangetriebene Umgestaltung des Grünzugs Piusplatz gehören zu den Projekten, welche die Stadt ohne die Fördergelder wohl nicht in Angriff genommen hätte. Auch so wachsen die beiden Teile des Sanierungsgebiets mehr zusammen. Lärmschutzbebauung am Ring hat die "Soziale Stadt" mit angestoßen, die Einrichtung von Bewohnertreffs etwa am Isareck oder an der Westerhamer Straße oder in der Alten Post an der Bad-Schachener-Straße.

Zu den Erfolgen zählt, dass Meike Schmidt und Eva Bruns zu wichtigen Gesichtern im Gebiet geworden sind; zudem konnten sie für bessere Vernetzung Kooperationspartner gewinnen, um ihr eigenes Know How weiterzugeben. Und dann war und ist da noch der Verfügungsfonds. Bürger und Einrichtungen bekommen hier nach demokratischer Entscheidung in der Koordinierungsgruppe Geld für kleine Projekte mit oft nachhaltiger Wirkung. Wie etwa das lebendige Piusplatzfest oder Bunt-kickt-gut-Turniere, eine Kochaktion sowie die Modenschau, bei der Senioren mit jungen Flüchtlingen zusammengearbeitet haben, einen online-Gesundheitswegweiser, die Vernetzung Ehrenamtlicher, Elterncafés und mehr. So stimmte in der Summe das Ergebnis der Evaluation - auch wenn nicht jeder weiß, dass man das der "Sozialen Stadt" verdankt.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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