Als Yunus in der Schule zum ersten Mal einen Schriftsteller erlebt, kann er es kaum fassen. "Für mich gehörte so jemand zu höheren, nahezu unsterblichen Wesen. Sie waren nicht aus Fleisch und Blut, womöglich sogar nicht irdischen Ursprungs, ihre Worte hatten mit Gravitation und Sternen zu tun, mit Licht und Dunkelheit", denkt der Ich-Erzähler zu Beginn von Deniz Utlus Roman "Vaters Meer". Utlu jedenfalls ist längst ebenfalls ein Schriftsteller geworden. Und mit Licht und Dunkelheit kennt auch er sich aus.
Für seinen Roman "Vaters Meer", der den jahrelangen Abschied von einem fast gänzlich gelähmten Vater in poetischer Sprache verarbeitet, hat Utlu jüngst in einer Live-Jurysitzung den Bayerischen Buchpreis zugesprochen bekommen. "Ein großes Erinnerungsbuch", urteilte die Jury. Utlu stellt seinen Roman nun in der Seidlvilla vor; eine gute Gelegenheit, den Schriftsteller in München als nunmehr höheres Wesen und doch ganz irdisch zu erleben.
Deniz Utlu: Vaters Meer, Lesung, Mo., 13. Nov., 19.30 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, seidlvilla.de , Reservierung: Tel. 1290677