Bank:Münchner mieten immer mehr Schließfächer

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  • Die Sparkasse München vermietet immer mehr Schließfächer an ihre Kunden.
  • Die genauen Gründe sind unklar, da Banken ihre Kunden nicht nach dem Verwendungszweck fragen.
  • Denkbar wäre ein vermehrter Goldankauf oder die Unsicherheit über die Zukunft des Bargelds.

Von Katharina Kutsche, München

In Filmen sind Bankschließfächer oft etwas für Helden und Ganoven, immer liegt ein gefälschter Reisepass und ein Stapel Dollar-Scheine dort bereit, gerne auch mal eine Waffe. Die Münchner haben vermutlich andere Gründe, diese Art der Wertsachen-Aufbewahrung zu schätzen - bei der Stadtsparkasse ist sie so beliebt wie nie. 25 600 Schließfächer gibt es an 57 Standorten im Stadtgebiet, zurzeit sind fast alle vermietet.

Bis vor zwei Jahren sei in der Hauptstelle an der Sparkassenstraße jedes zweite Schließfach frei gewesen, erinnert sich Sprecher Joachim Fröhler. Im Januar waren stadtweit schon 24 000 Fächer belegt, und einzelne Filialen haben kein einziges Fach mehr frei. Es gibt jetzt sogar Wartelisten. Bei der Hypo-Vereinsbank reichen derzeit zwar noch die Kapazitäten. Aber auch dort heißt es: "Wir stellen einen leichten Anstieg fest."

Während die Hypo-Vereinsbank noch keine Auffälligkeit erkennen will, grübelt man bei der Sparkasse über die Gründe. "Wir fragen ja unsere Kunden nicht, wofür sie das Schließfach brauchen", sagt Fröhler. Drei Gründe seien denkbar: Seit Beginn der Finanzkrise 2008 hätten Privatanleger vermehrt Gold gekauft, "und da macht's natürlich Sinn, das nicht zu Hause zu lagern". Auch die Angst vor Einbrüchen dürfte einige bewogen haben, wichtige Dokumente, Schmuck oder Bargeld einzulagern.

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Hinzu komme "eine Unsicherheit, wie es mit dem Bargeld weitergeht", glaubt Fröhler. Obergrenzen für Bargeldauszahlungen, die Debatten über eine Abschaffung des 500-Euro-Scheins und Negativ-Zinsen könnten dazu geführt haben, dass Kunden Teile ihres Vermögens lieber in bar vorhalten. Die Sparkasse kommentiert diese Entwicklung zurückhaltend. "Wir arbeiten mit dem Geld unserer Kunden", sagt Fröhler. Das Vermieten von Fächern sei eine Serviceleistung, gerade für die vermögenden Kunden. Eine "große Einnahmequelle" sei es aber nicht.

Je nach Größe des Fachs fallen Mietpreise zwischen 50 und 315 Euro an - pro Jahr. Der Zugang zu den Schließfächern ist "durch unterschiedliche technische Systeme" gesichert, sagt Fröhler. Nur gemeinsam können der Inhaber und ein Mitarbeiter das Fach öffnen, etwa durch unterschiedliche Schlüssel, die nur in Kombination funktionieren.

Der Inhalt des Schließfachs bleibe der Sparkasse verborgen, die Kunden können sich mit den Schüben in angrenzende Räume zurückziehen. Alles einlagern darf man in den Fächern nicht. Eine Nutzungsordnung verbietet etwa feuergefährliche Gegenstände, dazu zählen auch Schusswaffen. Das ist dann doch eher nichts für Ganoven.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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