Bezirksausschuss:Neubauten am Bahnhof Thalkirchen wieder abgelehnt

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Die Entwürfe für zwei Bürogebäude bewertet das Gremium als problematisch. Es befürchtet negative Folgen für die Natur und den Baumbestand, aber auch für die Denkmalwirkung.

Von Jürgen Wolfram

Zum wiederholten Mal hat der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln Pläne für Neubauten beim denkmalgeschützten Bahnhof Thalkirchen einstimmig abgelehnt. Entwürfe für zwei Bürogebäude liegen mittlerweile in vier Varianten vor. Davon sei "eine problematischer als die andere", sagte Alexander Aichwalder (Grüne), Vorsitzender des BA-Unterausschusses Bau und Planung. Sollte der private Investor mit seinen Vorstellungen für das Anwesen Am Isarwinkel 4-16 durchkommen, hätte dies unweigerlich gravierende negative Folgen für die flussnahe Natur und die Denkmalwirkung des Bahnhofsensembles. Zudem wäre die Fällung eines wertvollen Baumbestands zu beklagen. Frühere ähnliche Bauanträge hatte nicht nur die Stadtteilvertretung, sondern auch die Lokalbaukommission abgelehnt.

Geschützte Bäume müssten gefällt werden

Die aktuellen Pläne für die Bauvorhaben im Süden und im nordwestlichen Bereich des Bahnhofsgeländes wiesen zwar partielle Verbesserungen gegenüber den Voranträgen auf, "bei genauerem Hinsehen" würden sie dennoch "schwerwiegende naturschutz- und denkmalschutzrelevante Komplikationen" nach sich ziehen. Eines der Vorhaben konzentriert sich auf den derzeit als Parkplatz genutzten Bereich zwischen der alten Triebwagenhalle und der Benediktbeuerer Straße. Allein wegen dieses Baukörpers, die Tiefgarage noch nicht mitgerechnet, müssten zwölf geschützte Bäume geopfert werden, die bislang den Parkplatz säumen, heißt es in der jüngsten BA-Stellungnahme. Ersatzpflanzungen bräuchten viele Jahre, bis sie eine vergleichbare ökologische Funktion erfüllen könnten. Problematisch seien auch die Erschließung des Grundstücks sowie der Stellplatznachweis während der Bauphase.

Der Bezirksausschuss erinnert überdies daran, dass sich das fragliche Areal "in unmittelbarer Nachbarschaft" eines europäischen Flora-Fauna-Habitats befindet, "mithin in einem hochrangig geschützten Gebiet". Noch kritischer werde die Situation, wenn man die mitgeplante Tiefgarage betrachte. Für diese müssten zehn weitere geschützte Bäume gefällt werden, ferner seien Folgen für den Wasserhaushalt des Maria-Einsiedel-Baches zu befürchten. Bei Starkregen könnten die benachbarten Einzeldenkmäler durch Überflutungen geschädigt werden. Bei einer weiteren, 225 Quadratmeter größeren Variante des Bürohaus-Projekts würden noch mehr wertvolle Flächen versiegelt, heißt es weiter in der BA-Stellungnahme.

Der zweite geplante Baukörper rücke im Gegensatz zu früheren Überlegungen zwar stärker vom denkmalgeschützten Bahnhofsbestand ab, würde wegen seiner Glasfassade aber die Denkmalwirkung beeinträchtigen und Vögel gefährden. Diese Fassade wirke "wie ein Fremdkörper" und störe das Ensemble "nachhaltig". Auch müssten neben vier Bäumen eine Silberweide mit 3,30 Metern Stammumfang sowie eine Platane mit höchster Vitalitätsstufe abgeholzt werden - dies allein schon ein Grund, das Bauvorhaben abzulehnen. Für eine Variante dazu gelte dies wegen höherer Grundfläche, einer doppelt so hohen Anzahl an Stellplätzen und stärkerer Versiegelung erst recht, so der BA.

Jedes Baudenkmal lebe entscheidend davon, dass es von außen wahrgenommen werde. In besonders hohem Maße sei dies bei einer ehemaligen Bahnstation der Fall, die an einem stark frequentierten Fuß- und Radweg liege, betont der Bezirksausschuss. Er erkenne zwar "die rechtlichen Zwänge" an, die bei den vorliegenden Bauanträgen mitschwingen. Dies gelte insbesondere für eine vom Antragsteller erwirkte Gerichtsentscheidung, wonach die Festsetzungen des Bebauungsplans im Bereich der denkmalgeschützten Baukörper des ehemaligen Thalkirchner Bahnhofs für nichtig erklärt wurden. Laut Rechtsprechung ist eine gewisse zusätzliche Bebauung erlaubt. "So wie in den vier Bauanträgen vorgesehen, darf diese aus Sicht des Denkmal- und Naturschutzes jedoch nicht aussehen", konstatiert abschließend der Bezirksausschuss.

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