Baden in der Stadt:SPD will neues Familienbad in München

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Badegäste am Lußsee: Weil es hier im Sommer schnell eng wird, soll in der Nähe ein weiterer See entstehen (Archivbild). (Foto: Lukas Barth/lukasbarth.com)

An heißen Tagen wird es in den Bädern und an der Isar ziemlich eng. Einen konkreten Standort für ein neues Bad hat die SPD aber noch nicht im Auge.

Von Dominik Hutter, München

Man kann lange im Auto sitzen und trotzdem ganz in der Nähe bleiben. Zum Beispiel auf dem Weg zur Langwieder Seenplatte, an einem knackig heißen Sommertag. Dann stauen sich die Autos der Badegäste bis weit hinaus auf die Stuttgarter Autobahn - das Naherholungsgebiet im Münchner Westen ist nicht nur groß, es ist auch außerordentlich beliebt. Alternativ können Wasserfans natürlich auch im Stehen warten: vor dem Schyrenbad in Untergiesing etwa, dessen Kassen dem Andrang oft nicht gewachsen sind. An der Isar sieht es im Sommer ohnehin aus wie in einer Robbenkolonie. Leib an Leib drängeln sich die Münchner auf den Liegewiesen, umwabert von Grillschwaden. Wer baden will, muss die Enge mögen.

1 532000 Menschen lebten Ende Juni im Stadtgebiet, fast 300 000 mehr als zur Jahrtausendwende. Das merkt man nicht nur auf dem Wohnungsmarkt, an den Schulen oder in der U-Bahn - die Neu-Münchner zieht es natürlich auch an die Seen und in die Freibäder. Deren Kapazität aber ist nicht mitgewachsen: Vor 38 Jahren baute die Stadt mit dem Cosima-Wellenbad zum letzten Mal ein komplett neues Bad. Bei den Seen liegen die jüngsten Neuzugänge - der Riemer See (2005) und der Lußsee (2000) - auch schon viele Jahre zurück. Neben der Debatte über das Isarflussbad gibt es daher schon seit Längerem Ideen für ein neues Flussbad an der Würm, zudem werden auf der Internet-Plattform "Openpetition" Unterschriften für mehr Bademöglichkeiten im Westen gesammelt.

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Es muss nicht immer Starnberg sein: Wenn die Temperaturen in der Stadt über 30 Grad ansteigen, kann man sich auch hier erfrischen.

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Die Realisierungschancen für diesen Wunsch stehen offenbar gar nicht so schlecht. Oberbürgermeister Dieter Reiter und die SPD-Stadtratsfraktion wollen nun per Machbarkeitsstudie untersuchen lassen, wo in München ein neues Familienbad gebaut werden könnte. Idealerweise eine Kombination aus Frei- und Hallenbad so wie das Westbad. "Die Bäder in München sind inzwischen sehr überlaufen", findet SPD-Fraktionsvizechefin Verena Dietl. Angesichts des Einwohnerwachstums müssten neue Bademöglichkeiten neu geschaffen werden.

Reiter findet es sinnvoll, eine Alternative zum kontrovers diskutierten Isarflussbad zu haben. Aufgrund der vielen Bedenken wegen der Wasserqualität, der Temperaturen und der Ökologie ist der Oberbürgermeister skeptisch, ob die in der vergangenen Woche gegen die Stimmen der SPD beschlossene Studie zum Isarbad positiv ausfällt. Kosten von etwa 20 Millionen Euro für ein Bad, das dann nur an einigen Dutzend Tagen pro Jahr genutzt werden kann, sind für Reiter "undenkbar". Dietl findet es vor allem wichtig, Bademöglichkeiten für alle - also auch für Familien mit Kindern sowie Nichtschwimmer - zu schaffen und nicht nur für einige Mutige. Für die Isar gelte: "Da kann man ja eh schon baden." Einen konkreten Standort für ein neues Bad hat die SPD noch nicht im Auge. Reiter kann sich gut den Münchner Westen vorstellen, vielleicht in Freiham.

Aktuell gibt es acht Freibäder in München, die allesamt von den Stadtwerken betrieben werden. Am meisten Besucher hat das Dantebad in Gern, das als einziges Open-Air-Becken zumindest in einem Teilbereich bis 23 Uhr geöffnet ist. An die 10 000 Besucher kommen an Spitzentagen auf das Gelände, Rekordhalter der vergangenen Jahre war Sonntag, der 5. Juli 2015. In diesem Jahr hat es bislang nur für einen Spitzenwert von 5739 gereicht, gezählt am vergangenen Sonntag. Allerdings sind die Besucherzahlen extrem wetterabhängig, bei schlechtem Wetter ziehen allenfalls einige Freaks unbeirrt ihre Bahnen. Und auch nach dem Ende von Regenfällen dauert es erfahrungsgemäß noch eine Weile, bis die Liegewiesen wieder trocken und daher vollständig nutzbar sind.

Dies gilt für alle Bäder: Da die Besucherzahlen wegen des wechselhaften Wetters extrem schwanken, lässt sich kaum eine langjährige Entwicklung ablesen. So besuchten in der Sommersaison 2014 nur 702 178 Münchner die Sommerbäder, im darauffolgenden Jahr waren es 1,246 Millionen. 2017 zählten die Stadtwerke 963 511 Badegäste. Ein stetiger Aufwärtstrend ist also aus dieser Statistik nicht ablesbar. In der laufenden Saison haben minimal mehr Besucher ein Ticket an der Freibadkasse gelöst als im Vergleichszeitraum 2017.

Immerhin: Nach Auskunft der Stadtwerke musste noch nie ein Freibad wegen Überfüllung seine Türen schließen. An den Kassen ist es trotzdem regelmäßig sehr voll, und natürlich zieht hoher Andrang unangenehme Enge auf den Liegewiesen, in den Becken sowie am Kiosk nach sich. Auch an den Seen finden sich regelmäßig mehrere tausend Münchner ein. Auf den Liegewiesen des Feldmochinger Sees haben an die 12 000 Leute Platz, am Lerchenauer See sind es bis zu 8000, am Regattaparksee 5000. Dazu kommt das Angebot des nahen Umlands, der Feringasee etwa, und natürlich die noch deutlich größeren Wasserflächen des Oberlands.

Konkrete Pläne für einen neuen See gibt es derzeit in München nicht, wie das Planungsreferat berichtet. Überlegungen für eine Wasserfläche im neuen Landschaftspark Freiham haben sich wieder zerschlagen. Allerdings gab es bereits die Idee, im städtebaulichen Entwicklungsgebiet im Münchner Norden neben dem Feldmochinger, Lerchenauer und Fasaneriesee noch einen vierten See auszuheben. Die meisten Münchner Badegewässer sind ohnehin künstlich entstanden. Der Lußsee etwa entstand durch den Bau der Eschenrieder Spange, und auch der direkt benachbarte Langwieder See geht auf den Autobahnbau zurück (wie übrigens auch der auf Unterföhringer Flur gelegene Feringasee, der mit dem Autobahnring Ost entstand).

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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