Debatte um Flussbad:Schwimmen in der Isar? "Widerlich"

Abendstimmung an der Isar in München, 2018

Mehr Ufer- als Badespaß: So sehen Besuche an der innerstädtischen Isar heute aus.

(Foto: Robert Haas)
  • ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff hat Kritik am möglichen Isarflussbad geübt und eine Genehmigung durch die zuständigen Behörden infrage gestellt.
  • Der im Hauptberuf als Gewässerökologe tätige Stadtrat erklärte, die Isar sei zeitweise eine ziemlich ekelhafte Brühe mit Fäkalien, Toilettenpapier und Kondomen.
  • Das Umweltreferat räumte zahlreiche offene Fragen ein, beim Hochwassermanagement ebenso wie in Haftungsfragen.

Von Dominik Hutter

Es ging fröhlich zu am und im nicht einmal 18 Grad kalten Wasser der Isar - drei Stadträte und mehrere begeisterte Schwimm-Aktivisten hatten sich am Montag in die Fluten gestürzt, um für ein Isarflussbad auf Höhe der Museumsinsel zu werben. Wasser hat dabei hoffentlich keiner geschluckt, denn glaubt man dem im Hauptberuf als Gewässerökologe tätigen ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff, tummelten sich die Isarfans in einer ziemlich ekelhaften Brühe inmitten von Fäkalien, Toilettenpapier und Kondomen.

"Widerlich" sei das, rief der Politiker in die Reihen des Stadtratsplenums, wo auch die ein wenig bedröppelt wirkenden Schwimmer vom Montag saßen. "Aber leider kein Einzelfall an der Stelle". Ruff zeigte Bilder von mit Klopapier und Damenbinden verunzierten Einlässen, durch die nach starken Regenfällen ungeklärte Abwässer in die Isar geleitet werden. Zur Entlastung der Kanalisation. Am Sonntag vor dem demonstrativen Schwimm-Event hatte es in München stundenlang wie aus Kübeln geschüttet.

Ruffs Fazit lautet: Man muss schon reichlich hartgesotten sein, um an einer solchen Stelle ein Flussbad zu fordern. Ganz zu schweigen von den doch eher gebirgstypischen Durchschnittstemperaturen der Isar, die nur an "bestenfalls 60 Tagen" überhaupt einen Badebetrieb zulassen. Der ÖDP-Mann hält es zudem für fahrlässig, ein angeblich für die Allgemeinheit gedachtes Flussbad an einer Stelle einzurichten, die eigentlich nur für geübte Schwimmer geeignet sei. Ruff ist überzeugt, dass durch den Einbau von Stegen, Wehren und Plattformen auch das Hochwasserrisiko steigt, weil die Abflussgeschwindigkeit verlangsamt wird. Das Bad werde daher niemals von den zuständigen Behörden genehmigt.

Tatsächlich räumt auch das Umweltreferat zahlreiche offene Fragen ein, beim Hochwassermanagement ebenso wie in Haftungsfragen. Die bislang vorliegende Machbarkeitsstudie bestätige nur, dass das Flussbad rein technisch realisiert werden kann. Um zu klären, ob es auch genehmigt wird, seien weitere Untersuchungen erforderlich - die nun nach dem mehrheitlichen Ja des Stadtrats erfolgen können. Es werde noch eine Vielzahl von Detaillösungen zu finden sein, betont Umweltreferentin Stephanie Jacobs, die die Einwände Ruffs nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen will. So habe man schon in der ersten Studie darauf geachtet, dass die Isar-Einbauten bei Hochwasser entfernt werden können und somit nicht den Wasserablauf behindern. Und Abwässer würden keineswegs bei jedem Regen in die Isar eingeleitet.

Übertrieben findet Jacobs die Gefahrenvorhersage Ruffs für Schwimmer. Auch in einem Badesee oder im Freibad mieden Nichtschwimmer die Bereiche, in denen man nicht mehr stehen kann - Schwimmen in Freigewässern sei eben nur etwas für Schwimmer. Die Referentin befürwortet grundsätzlich den Bau eines Isar-Flussbades, trotz der wenigen Nutzungstage. Man müsse die Isar "mehr in das Atmen der Stadt einbinden", so Jacobs. Dazu könne ein Flussbad hervorragend beitragen.

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