Autobahnring um München:Achtspuriger Ausbau der A 99: Hier drohen Staus

Lesezeit: 4 min

So sieht der Plan für die Erweiterung des Autobahnrings aus. (SZ-Grafik) (Foto: tz)
  • Über mehrere Jahre wird die Autobahn 99 rund um München ausgebaut und mit Flüsterasphalt belegt.
  • Auch zahlreiche Brücken sind in die Jahre gekommen und müssen saniert oder ganz neu gebaut werden.
  • Die A 99 soll zu jeder Zeit befahrbar bleiben - doch Autofahrer müssen sich für lange Zeit auf Staus einstellen.

Von Martin Mühlfenzl

Der Krake frisst sich in die Landschaft und verschlingt Wiesen und Äcker. Anschlussstelle wird dieses Beton gewordene Monstrum im Verkehrsdeutsch genannt - und der Name wird der gigantischen Ausfahrt Aschheim/Ismaning an der A 99 nur bedingt gerecht. Denn hat sich der Autofahrer über die lang gezogenen Zufahrten und Rampen in Richtung B 471 nach Norden gekämpft, wird er noch über den Overfly geleitet, wie die Straßenbauer den nicht minder kolossal anmutenden Kreisverkehr nennen.

Die Anschlussstelle Aschheim/Ismaning steht beispielhaft für die Bedeutung der Ostumfahrung der Landeshauptstadt, die ja nicht irgendeine Autobahn ist, sondern eine der meist befahrenen Trassen Mitteleuropas. Mehr als 140 000 Fahrzeuge sind hier an Wochentagen unterwegs - in Ferienzeiten noch einmal deutlich mehr.

A99
:Operation am offenen Herzen

Mit dem Spatenstich bei Aschheim hat der achtspurige Ausbau der A 99 begonnen. Drei Jahre werden die Arbeiten am ersten Teilstück dauern. In dieser Zeit gilt es, die Autobahn "am Leben" zu erhalten.

Von Iris Hilberth

Für Pendler ist sie ein oft lästiges Hindernis, eine Staufalle in beide Richtungen. Und da das Verkehrsaufkommen noch einmal zunehmen wird, hat im vergangenen Jahr der achtspurige Ausbau der Autobahn begonnen, der eigentlich ein zehnspuriger sein wird. Denn bereits heute wird der Seitenstreifen bei hohem Verkehrsaufkommen freigeschaltet. Und dies wird auch nach der Erweiterung um eine Spur, die einmal bis zum Kreuz München Süd verlaufen soll, der Fall sein.

Begleitet wird dieser achtspurige Ausbau von weiteren massiven Maßnahmen. Denn die Brücken der Ostumfahrung haben das "Ende ihrer Lebensdauer erreicht", sagt Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern, die für den Aus- und Umbau verantwortlich zeichnet. "Die Umfahrung ist jetzt 42 Jahre alt - und die Brücken sind es auch. Das ist ein stolzes Alter, in dem einfach eine Verjüngungskur ansteht", sagt Seebacher.

Einzige Ausnahme des Brücken-Liftings ist die Überfahrung der Isar im Dreieck zwischen Unterföhring, Ismaning und Fröttmaning. "Jede Brücke wird ja als Einzelfall untersucht. Und bei der wichtigsten Brücke hat das Gutachten ergeben, dass sie saniert werden kann", sagt Seebacher. Mit der sogenannten Nachrechnungsrichtlinie des Bundes wird ermittelt, wann ein Neubau einer Sanierung vorzuziehen ist - und in vielen Fällen sogar deutlich billiger ist.

Jede Brücke wird einzeln untersucht

Dass dies bei der Isarbrücke nicht der Fall ist, sei letztlich aber ein Glücksfall, sagt Seebacher: "Denn das wäre aufgrund der Dimension noch einmal ein unglaublich kompliziertes und auch teures Projekt obendrauf." Die Sanierung wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr in Angriff genommen.

Die Verkehrsteilnehmer, die regelmäßig auf der Passauer Autobahn A 94 über die A 99 fahren, haben indes registriert, dass dort die nächste Großbaustelle wartet. Denn am Kreuz München-Ost laufen seit Mitte Februar die Vorbereitungen für den Abriss der Brücke der A 94 über den östlichen Autobahnring - Baken wurden aufgestellt, Markierungen neu gesetzt, Fahrbahnen verbreitert.

Am 18. und 19. März wird mit der Demontage der sogenannten Verteilerfahrbahnen begonnen, die auf der Passauer Autobahn den Verkehr hin zu den eigentlichen Ausfahrten regeln. Dieser Prozess erfolgt an den letzten beiden Märzwochenenden sowie am ersten Wochenende im April jeweils von Freitagabend, 20 Uhr bis Montagmorgen, 6 Uhr.

Dass der Abriss und Neubau der Brücke insgesamt drei Jahre in Anspruch nehmen wird, liegt an der Vielschichtigkeit des Autobahnkreuzes. Insgesamt 16 kleinere und größere Brücken regeln in einem schier undurchschaubaren Netz an der Kreuzung der beiden Autobahnen den Verkehr; in einem ersten Schritt werden vier davon abgetragen und neu aufgebaut. "Das alles geschieht nach einem detaillierten Plan, um trotzdem immer alle Fahrspuren aufrecht erhalten zu können", sagt Seebacher. "Aber es kann natürlich trotzdem zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, weil auf der Brücke Tempolimits eingeführt werden." Die Kosten werden etwa 35 Millionen Euro betragen.

Knapp drei Jahre wird allein die Erneuerung der vielen Brücken der A 94 über den Autobahn-Nordring im Bereich des Kreuzes Ost dauern, die Vorbereitungen für diese Baumaßnahme laufen bereits. (Foto: Claus Schunk)

Voraussichtlich von 24. März an wird weiter nördlich die Verbindung zwischen Garching und München auf der Staatsstraße 2350 (alte B 11) unterbrochen. In zwei Schritten wird hier die Brücke der A 99 über diese Straße abgerissen und neu gebaut. Dabei wird der Verkehr jeweils komplett auf eine Fahrtrichtung verlagert, während auf der anderen Seite gearbeitet wird - die sechs Spuren bleiben während der gesamten Bauzeit erhalten. Die Autobahndirektion setzt hierfür nur zwei Wochen an.

Parallel zu dieser Maßnahme beginnen Anfang April die Arbeiten an der Brücke der B 471 über die A 99. Das Bauwerk soll Ende April abgerissen werden und bis Ende des Jahres neu aufgebaut werden. So lange bleibt die B 471 auch gesperrt; der Verkehr von Aschheim kommend Richtung Ismaning wird in dieser Zeit über die A 99 und die neue Anschlussstelle Aschheim/Ismaning geleitet.

Dieser Brückenneubau, so sagt Pressesprecher Seebacher, könne erst jetzt erfolgen, da die Fertigstellung der Krake und des Overfly-Kreisels abgewartet werden musste, um den Verkehrsfluss garantieren zu können. "Es war außerdem eine längere Vorbereitungszeit notwendig. Wir sind personell auch nicht so ausgerüstet, dass wir alle Planungen auf einmal erledigen können", sagt Seebacher.

Das vierte große Bauprojekt in diesem Jahr schließlich wird der Neubau der Brücke der A 99 über die A 92 am Autobahndreieck Feldmoching, der im Juni beginnen soll. Mit einer Behelfsbrücke wird hier der Verkehrsfluss ebenfalls auf allen Spuren aufrecht erhalten.

Nach dem Ausbau ist vor dem Ausbau

Alle Brückenneubauten sind gewissermaßen nur Beiwerk zum achtspurigen Ausbau der A 99 mit Flüsterasphalt, der von Mitte März an in einem ersten Schritt zwischen dem Kreuz Nord und der Isarbrücke auf der Nordfahrbahn realisiert wird. Der Verkehr in beide Richtungen wird dann mit je drei Spuren auf der Südfahrbahn eingerichtet. 2018 soll der vierspurige Ausbau der Trasse zwischen der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning und dem Kreuz München-Nord auf der Gegenseite folgen, ehe in der letzten Phase 2019 der noch fehlende Abschnitt Richtung Nürnberg zwischen der Anschlussstelle und der Isarbrücke erweitert wird.

Die Kosten für diesen Teil einer "komplett neuen Autobahn", wie Seebacher sagt, betragen 153 Millionen Euro. Das Ende ist dann noch längst nicht erreicht. Der achtspurige Ausbau nach Süden bis zum Kreuz Ost ist längst beschlossen - und die Fortführung bis zum Kreuz Süd die logische Konsequenz. Samt Erneuerung der dortigen Brücken, die ebenfalls am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind. Die Autobahndirektion geht davon aus, dass von 2020 an "nahtlos" weiter gebaut wird. "Wir wissen aber auch, dass wir eigentlich nicht groß genug bauen können", sagt Seebacher. "Denn kaum ist etwas fertig, ist es schon wieder zu klein."

Das kann von der Krake nicht behauptet werden. Aber die ist ja keine normale Ausfahrt. Sondern Vorbotin eines weiteren gigantischen Projekts: des vierspurigen Ausbaus der B 471 und der B 308 bis zum Flughafen. Der Osten Münchens wird über Jahre hinaus eine Staufalle bleiben.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bauarbeiten
:An diesen fünf Großbaustellen droht Dauer-Stau

Damit in der Altstadt kein Chaos ausbricht, hat die Stadt einen eigenen Baustellenkoordinator bestimmt. Er soll die zeitliche Abfolge entzerren und dafür sorgen, dass alles termingerecht fertig wird.

Von Andreas Schubert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: