A99:Operation am offenen Herzen

Spatenstich an der A99, achtstreifiger Ausbau.

Bundestagsabgeordneter Florian Hahn mit Sohn Leo, Landrat Christoph Göbel, Verkehrsminister Alexander Dobrindt, Innenstaatssekretär Gerhard Eck, Vize-Landrat Ernst Weidenbusch und Wolfgang Wüst von der Autobahndirektion (v. li.).

(Foto: Florian Peljak)

Mit dem Spatenstich bei Aschheim hat der achtspurige Ausbau der A 99 begonnen. Drei Jahre werden die Arbeiten am ersten Teilstück dauern. In dieser Zeit gilt es, die Autobahn "am Leben" zu erhalten.

Von Iris Hilberth, Aschheim/Ismaning

Symbolik ist wichtig, wenn der Bund 153 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Dann reist der Minister an, die Blaskapelle spielt und es wird viel über die Wichtigkeit des Projekts geredet. Wo aber veranstaltet man den Spatenstich für den Ausbau einer Autobahn, über die täglich bis zu 165 000 Fahrzeuge brausen, wenn sie nicht gerade im Stau stehen? Die A 99 bekommt bis zum Jahr 2019 zwischen dem Autobahnkreuz München-Nord und der Abschlussstelle Aschheim-Ismaning auf jeder Seite einen zusätzlichen Streifen sowie Flüsterasphalt.

Daher griffen unter anderen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Verkehrsstaatssekretär Gerhard Eck (beide CSU) am Montagnachmittag an jener Stelle zur Schaufel, an der sich die A 9 mit der A 99 hoch über einem Waldweg auf einem Brückenbauwerk verknotet, und markierten so den offiziellen Start für ein gigantisches Bauprojekt. Die Ende 2019 dann achtspurige Münchner Ostumfahrung soll nach den jetzt angegangenen 7,3 Kilometern ihre Fortsetzung bis zum Südkreuz finden.

Ausbaustart an der A99 in München

Es wird gebaggert: Ausbaustart an der A99 in München.

(Foto: dpa)

Für Anwohner, Pendler und Reisende wird es keine leichte Zeit

Authentisch sollte der Ort dieses bedeutenden gemeinsamen Schaufelns sein, betonte der Präsident der Autobahndirektion Südbayern, Wolfgang Wüst. Richtig laut also. Denn neben dem hohen Verkehrsaufkommen und den ständigen Staus macht vor allem der Lärm an dieser Autobahn den Bewohnern der anliegenden Gemeinden zu schaffen. So sprachen die Politiker gegen die über ihren Köpfen unermüdlich vorbeidonnernden Laster an, die Kapelle der Autobahndirektion intonierte die Bayernhymne in Konkurrenz zu den dröhnenden Motoren der Baustellenfahrzeuge. Es musste jedem klar sein, was Wüst genau meinte mit "einer Operation am offenen Herzen", der Notwendigkeit, diese wichtige Verkehrsverbindung auszubauen, ohne sie gleichzeitig vorübergehend lahm zu legen. Alles muss weiterhin möglichst fließen zwischen den Kreuzen Nord und Süd und zwar wie gewohnt dreispurig. Eine verkehrstechnische Herausforderung, den Patienten A 99 während der Baustellenzeit bis November 2019 "am Leben zu halten", wie Wüst sagte.

So kann es aber durchaus sein, dass manche vorübergehende Verkehrsführung den Autofahrern so gar nicht einleuchten könnte. "Um die drei Streifen offen zu halten, erscheinen die Bauarbeiten sicherlich nicht immer ganz logisch", erklärte Staatssekretär Eck die Vorgehensweise, den Verkehr während der langen Bauzeit zu organisieren. Dass das für all die Pendler, Reisenden und Bürger der Anwohnergemeinden keine leichte Zeit werden wird, streitet niemand ab. Aber einig ist man sich auch, dass danach alles besser werden soll. Ein bisschen zumindest, denn der Verkehr wird weiterhin zunehmen. Für diesen stark befahrenen Abschnitt zwischen den Münchner Knotenpunkten im Norden und Süden berichtete Dobrindt von Prognosen, die bei Vertretern aus den nahen Gemeinden Böses erahnen lassen: 15 Prozent mehr Verkehr, 40 Prozent Zuwachs bei den Lastwagen. "Da steht doch jetzt schon einer am anderen", merkte Unterföhrings Dritter Bürgermeister Johann Zehetmair (PWU) an. Für Alexander Greulich, SPD-Bürgermeister von Ismaning steht daher fest: Am Autobahnsüdring führt kein Weg vorbei. "Wir werden nicht müde das zu fordern, wir ersaufen im Verkehr."

A99: SZ-Grafik

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Gemeinden hoffen, dass Tempolimit beibehalten wird

Natürlich hofft man in Unterföhring, Aschheim und Ismaning auf eine gewisse Entlastung durch die neuen Spuren. Während der Bauzeit kann es für die Gemeinden aber noch einmal richtig dick kommen. Greulich weiß, dass jetzt schon bei Staus viele auf die Bundesstraße 471 ausweichen. "Dorthin wird sich alles ergießen", befürchtet er. Wenigstens bringe die Bauzeit aber eine andere Entlastung: Aufgrund der Baustelle wird die Geschwindigkeit auf der Autobahn reduziert. Das bringe mehr als der zukünftige Flüsterasphalt, ist der Ismaninger Bürgermeister überzeugt. Am liebsten wäre es ihm daher, man könnte das Tempolimit zumindest nachts einfach beibehalten. Seine Hoffnung, dass das klappt, ist allerdings gering, gleichwohl will er sich mit den Nachbargemeinden dafür einsetzen. "Dabei geht es nicht nur um Lärmschutz, sondern auch um Verkehrssicherheit", sagt er und verweist auf eine Häufung "böser Auffahrunfälle".

Befürchtungen einer Mehrbelastung der Anwohnergemeinden während der Bauphase teilen der Unterföhringer Zehetmair und Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU). Während Zehetmair hofft, "dass es nicht so massiv wird", setzt Glashauser darauf, dass die eigene Umgehungsstraße ausreicht, den Verkehr aufzufangen. Er wünscht sich vor allem, dass es nach 2019 wie versprochen zügig weitergeht und die weiteren Bauabschnitte Richtung Südkreuz alsbald folgen.

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