Ausstellung:Skulpturale Konfrontationen

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"Schönheit. Stärke. Leidenschaft" in den historischen Räumen der Villa Stuck präsentiert die Plastiken Franz von Stucks neu.

Von Jürgen Moises

Come close! Komm näher! Das ist eine Aufforderung, die man in diesen Tagen eher selten hört. In der Villa Stuck soll sie dazu einladen, sich die Plastiken Franz von Stucks näher anzusehen. Diese wurden von der Kuratorin Margot Th. Brandlhuber in den historischen Räumen des Hauses neu arrangiert und mit Objekten aus der historischen Sammlung des Künstlers in einen neuen Zusammenhang gebracht. Mit "Schönheit. Stärke. Leidenschaft" ist diese Neupräsentation überschrieben, deren Anlass der Neuerwerb der nur in wenigen Exemplaren gegossenen und erhaltenen Plastik "Phryne" aus dem Jahr 1925 ist. Phryne war eine antike Hetäre, eine Liebesdienerin, die als ideale Verkörperung der Schönheit galt. Mir ihrer Klugheit und ihrem Selbstbewusstsein steht sie für ein positives Frauenbild, was Stuck optisch durch absolute Symmetrie, archaische Strenge und moderne Reduktion ausdrückte.

In der Villa Stuck ist sie nun ein Teil der reichen skulpturalen Ausstattung, die sich vom Vestibül bis hin zum Künstleratelier mit dem berühmten Altar der Sünde zieht. Als eine Art Weihestätte der Kunst inszeniert stellte sie bereits zu Lebzeiten Franz von Stucks den End- und Höhepunkt für Besucher des Hauses dar. Wer bis dorthin gelangt, hat von der Archaik über Assyrien und Pompeji bis in die byzantinische Zeit die Kunst- und Entwicklungsgeschichte der Antike durchlaufen. Und zwar in Form von ausgewählten Antikenkopien, Reliefs und Figuren, aus den bedeutendsten Sammlungen Europas. Die eigenen Werke von Franz von Stuck sind in diese kunstvoll mit eingewoben.

Neu ist nun etwa, dass Stucks Statuette der "Speerschleudernden Amazone" erstmals dem antiken "Kopf der Athena" direkt gegenübersteht. Genauso sind zum ersten Mal das Gemälde "Wächter des Paradieses" und die drei Ausführungen von "Feinde ringsum" zusammen gruppiert. Eine Herkules-Skulptur mit Schwert, mit der Franz von Stuck auf den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg reagierte. "Konfrontationen" dieser Art zeigen nicht nur den großen Einfluss der Antike auf die Kunst von Franz von Stuck auf, sondern auch dessen beeindruckende Fähigkeiten als Bildhauer. Und all das lässt sich - come close - aus nächster Nähe in der Ausstellung erleben.

Schönheit. Stärke. Leidenschaft, Mi., 1. Juli bis So., 25. Okt., Di.-So. 11-18 Uhr, 1. Juli: 11-20 Uhr, Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60, Tel. 455 55 10

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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