Ausstellung:Auf das Huhn gekommen

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Auch Karl Valentin, dem großen Humoristen seiner neuen Heimat Bayern, erweist Peter Gaymann Reverenz. (Foto: Peter Gaymann)

Peter Gaymann ist einer der erfolgreichsten Zeichner Deutschlands. Seinen Umzug von Köln nach Bayern begleitet er mit einer Ausstellung im Auktionshaus Neumeister.

Von Oliver Hochkeppel

Störche sind eigentlich die Lieblingstiere des Cartoonisten Peter Gaymann. Doch Karriere hat er mit Hühnern gemacht. Als er Ende der Siebzigerjahre für die Badische Zeitung eine Serie namens "Gaymanns tierische Blätter" zeichnete, wurden sie die Publikumslieblinge. Warum, weiß Gaymann bis heute nicht.

"Vielleicht, weil es viele Parallelen zur menschlichen Welt gibt: Hühner leben auch in Gemeinschaften, mit Hierarchien und Hackordnungen", mutmaßt er. Seither sind sie die Stars seiner Arbeiten für das Zeit-Magazin, die Bunte, die taz und viele andere, sind millionenfach auf Postkarten verschickt ("es gab Zeiten, da haben sich Janosch und ich die Ständer vor den Buchhandlungen geteilt", sagt Gaymann) und haben es sogar auf zwei Briefmarken der Deutschen Post gebracht.

Freilich beschränken sich Gaymanns Werke, die man stets am unverwechselbaren Strich und der sorgsamen, selbst gemachten Ausarbeitung und Aquarellierung erkennt, keineswegs auf sein "Huhniversum". Seit Jahrzehnten zeichnet er für die Brigitte "Paar Probleme" - ausschließlich mit Menschen als Protagonisten.

Etliche der bald 80 Bücher Gaymanns beschäftigen sich wieder mit ganz anderen Themen: Mit dem Reisen etwa, einem seiner Steckenpferde, oder mit seiner ganz persönlichen Sicht der Kunstgeschichte. Einmal wollte Gaymann die Hühner sozusagen in die Pfanne hauen und machte mit einem Fotografen und einem badischen Sternekoch ein Geflügelkochbuch. Das wurde ein großer Erfolg - und festigte sein Image.

Dass der Koch aus dem Badischen kam, war kein Zufall: Gaymann stammt aus Freiburg, studierte dort auch Sozialpädagogik, bevor er es mit der Kunst versuchte. Durch Vorbilder wie Tomi Ungerer, Sempé, Paul Flora, Bosc oder F.K. Waechter kam er zum Humoristischen und zum Cartoon. "Die Verbindung von kreativen, zeichnerischen und literarischen Fertigkeiten fand ich sehr reizvoll", erinnert er sich.

Sein Humor ist immer sanft, ob in menschlicher oder tierischer Gestalt, die Leute fühlen sich von ihm "gut getroffen, aber nie bloßgestellt", wie eine Galeristin feststellte. Nach 26 Jahren in Köln ist Gaymann nun nach Bayern gezogen, in ein ehemaliges Wirtshaus bei Schäftlarn, das er renoviert und mit einem großen Atelier ausgestattet hat. Und nach der Abschiedsschau "Tschö Köln" startet am 9. April im Auktionshaus Neumeister die Ausstellung "Grüß Gott München" mit vielen eigens dafür gezeichneten Bildern. Da treffen nun bayerische Eigenarten, Landschaften und Figuren natürlich vor allem auf - Hühner.

Peter Gaymann: "Grüß Gott München", Vernissage Mo., 9. April, bis Fr., 27. April montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, Auktionshaus Neumeister, Barer Str. 37, 089/2317100

© SZ EXTRA vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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