Flüchtlinge in München:63 000 Flüchtlinge in München seit Ende August

Aus Österreich wird gemeldet, dass stündlich etwa 500 Menschen die Grenze zu Ungarn überquerten, die österreichische Polizei rechnet am Sonntag mit 5000 bis 6000 Asylsuchenden.

Für München geht die Herausforderung also weiter - und Hillenbrand sieht die Stadt nach der Krise vom Samstag wieder gewappnet. "Damit sind wir wieder vor der Lage", sagt er am Sonntagmittag. Seit Ende August hat die bayerische Landeshauptstadt 63 000 Flüchtlinge empfangen und versorgt.

Landesinnenminister kritisieren Merkels Alleingang

Anstatt aktiv zu werden - wie von Münchens Oberbürgermeister Reiter gefordert -, schimpfen deutsche Politiker lieber auf die Kanzlerin. Mehrere Landesinnenminister hätten in vertraulichen Telefonkonferenzen bemängelt, dass die Länder von Merkels großzügiger Einreiseerlaubnis für Flüchtlinge ohne jede Abstimmung "überrumpelt" worden seien, berichtet die Welt am Sonntag. Die Ressortchefs warnten vor Chaos bei der Unterbringung der Flüchtlinge und vor Sicherheitsrisiken. "Die Länder sind völlig überrascht worden von der Einreiserlaubnis der Kanzlerin", sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Roger Lewentz (SPD).

"Wir hätten Zeit für Vorbereitungen gebraucht. Und wir hätten vorher davon wissen müssen." Die Länder seien "in großer Not, weil sie bei der Unterbringung von Flüchtlingen am Limit sind". Ein anderer Landesinnenminister erklärte dem Blatt zufolge: "Die Länder befinden sich in einem Ausnahmezustand, der schnellstens beendet werden muss." Die Landesinnenminister hätten zudem in den Telefonkonferenzen mit Vertretern des Bundes gemahnt, dass "Sicherheitsfragen nicht ignoriert werden dürfen". Es bestünde die Gefahr, dass auch "Gefährder" - wie es der Politiker ausdrückt - einreisen und nicht registriert werden könnten.

Pro Asyl warnt vor "riesigen Internierungslagern" an EU-Außengrenzen

Merkel forderte ihrerseits am Samstag die EU-Mitgliedsstaaten auf, die Außengrenzen Europas besser zu schützen. Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl sieht solche Forderungen indes kritisch. Vor dem Sondertreffen der EU-Kommission warnte Pro Asyl davor, "riesige Internierungslager" an den Außengrenzen der EU einzurichten. Das Konzept der EU-Kommission zu sogenannten Brennpunkt-Zentren in stark belasteten Ankunftsländern werde dazu führen, "dass Zehntausende eingesperrt werden", sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. Ein solches Vorgehen sei "eine grobe Verletzung der Menschenrechte" und werde nur dazu führen, dass weiter Tausende versuchen würden, über illegale Wege nach Europa zu kommen.

Die EU baut derzeit Brennpunkt-Zentren in Italien und Griechenland auf. Dort sollen Flüchtlinge mit Hilfe von EU-Beamten identifiziert und registriert werden und Asylanträge stellen können. Sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge sollen mit Unterstützung der EU-Grenzbehörde Frontex abgeschoben werden.

Medienbericht: In diesem Jahr bereits 2336 Schleuser festgenommen

Seit Jahresanfang sind in Deutschland einem Medienbericht zufolge bereits mehr als 2300 Schleuser festgenommen worden. Bis zum 8. September seien 2336 Schleuser und damit 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum festgenommen worden, berichtete die Bild am Sonntag unter Berufung auf das Bundesinnenministerium. Die meisten Festgenommenen kamen demnach aus Ungarn (256), Rumänien (207), Syrien (184), Bulgarien (116) und Serbien (113).

Mit Informationen von SZ-Reportern vor Ort.

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