Auf Wahl-Fang:Solo für Loos

Lesezeit: 1 min

Das Rätsel ist schnell gelöst, wenn man den CSU-Kandidaten für den Münchner Norden kennt: die Plakat-Kampagne von Bernhard Loos. (Foto: Catherina Hess)

Wie die Bundestagskandidaten um Stimmen werben. Heute: Plakate-Scrabble

Von Dominik Hutter

Es gibt Momente, da ist man froh, nicht Müller-Lüdenscheid zu heißen. Oder Singhammer - der langjährige Vorgänger hätte sich da ein wenig schwerer getan. Für Loos, wie der aktuelle CSU-Bundestagskandidat für den Münchner Norden heißt, genügen vier Tafeln. Daneben ist noch bequem Platz für die Partei. Jede Tafel ein Buchstabe: Das erinnert nicht nur an die Neonreklame vergangener Jahrzehnte, es verleiht jeder einzelnen Letter eine ehrfurchtgebietende Bedeutung. Und dem großen Ganzen eine wechselnde, denn natürlich lassen sich die Plakattafeln auch sinnentstellend in geänderter Reihenfolge aufstellen. Scrabble mit Holztafeln sozusagen.

Laut dem Facebook-Eintrag von Bernhard Loos ist dies im Juli bereits geschehen, klammheimlich. Damals stand da plötzlich in CSU-Blau das Wort "Solo" im Abstandsgrün. Was bekanntlich entweder einen (Nicht-)Beziehungszustand meint, einen mutigen (vielleicht sogar politischen) Alleinauftritt oder eine Stadt auf der indonesischen Insel Java (besser bekannt als Surakarta). Die Botschaft blieb im Verborgenen. Übrigens wären die Tafeln auch als Ortsschild der norwegischen Hauptstadt recycelbar. Weniger Wohlmeinende, die der englischen Sprache mächtig sind, könnten den "Loos" in korrekter Reihenfolge lassen, die CSU-Tafel nach rechts verschieben und darauf ein großes E malen. Loose. Das wäre aber gemein.

Sollten die Plakate ohne jede Veränderung aufgereiht sein, vermitteln sie folgende Botschaft: Da heißt einer Loos, und er ist bei der CSU. Das ist nicht gerade inhaltsschwer, für den Münchner Norden aber möglicherweise eine sinnvolle Taktik. Denn Loos tritt zum ersten Mal an, er muss sich in erster Linie um Bekanntheit bemühen. Und er hat den aus CSU-Sicht heikelsten Wahlkreis in ganz Bayern erwischt.

Die fünfteilige Plakatparade ist für Bernhard Loos in jedem Fall ein Alleinstellungsmerkmal. Bislang verfolgt kein Mitbewerber einen ähnlichen Kampagnenstil. Nicht einmal sein direkter Konkurrent Florian Post (SPD), obwohl der auch nur vier Buchstaben hat. Scrabble-Scherze wie etwa "Stop" wären an einer viel befahrenen Straße allerdings auch nicht zu verantworten.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: